Kinderherzen heilen
Armenische Bibelgesellschaft baut Gesellschaft wieder auf
Vom Krieg um Bergkarabach blieb keine armenische Familie verschont. Alle verloren einen Verwandten oder Bekannten im Krieg. Die Armenische Bibelgesellschaft steht der Bevölkerung der ältesten christlichen Nation der Welt bei.
Der Krieg um Bergkarabach ist nach dem Waffenstillstand im November 2020 in der Öffentlichkeit nicht mehr sichtbar. Doch in der armenischen Gesellschaft sind die Folgen der fünfwöchigen Kämpfe überall klar zu spüren.
4'000 Menschen wurden getötet, 11'000 verletzt und über 30'000 Familien flüchteten damals. Jede Familie ist betroffen, erklärte Agnes Büttler-Avagyan gegenüber Livenet. Alle Männer zwischen 19 und 55 Jahren müssen sich für den Militärdienst bereithalten. Die Lage kann jederzeit erneut eskalieren.
Der leidgeprüften Bevölkerung steht die Armenische Bibelgesellschaft zur Seite – besonders den Kindern. So werden beispielsweise Psychologinnen und Priester in biblischer Traumabegleitung ausgebildet.
Bibeln als Ermutigung
Die Traumbegleiter geben Bibeln weiter und setzen sich mit viel Engagement dafür ein, dass Kinder und Erwachsene Trost und Ermutigung durch Gottes Wort erfahren.
Unter anderem besuchte der Geistliche Kirchenvater Joseph zusammen mit einer Psychologin viele Familien, die durch den Krieg ihre Liebsten verloren haben. Die Mutter von Ellen und Milena etwa hatte um Hilfe gebeten, weil die Töchter nach Papas Tod in sich gekehrt und verschlossen waren. Sie leben zusammen mit ihrem Bruder und ihrer Mutter bei der Oma. Die ganze Familie litt, aber besonders Ellen und Milena waren auf die Hilfe von aussen angewiesen. Sie waren gefangen in ihrer Trauer.
«Viele Priester hilflos»
«Viele Priester fühlen sich oft sehr hilflos, wenn sie den Familien der Soldaten begegnen, die im Krieg gefallen sind», sagt Vater Joseph. Sie wissen nicht, wie sie Trost bringen, welche Bibelworte sie weitergeben sollen. Diese Art von Seelsorge komme in ihrer Ausbildung nicht vor.
Die Armenische Bibelgesellschaft lud unter anderem zu einem Sommercamp. Dort trafen sich 86 Kinder und Jugendliche von sechs verschiedenen christlichen Konfessionen. Fast alle von ihnen hatten im Krieg den Vater oder nahe Angehörige verloren. Sie erlebten Geborgenheit und konnten den Schmerz und die Spannungen des Alltags für eine Weile vergessen. Neben den Jugendleitern waren zwei Diakone und zwei Psychologinnen dabei. Die Kinder und Jugendlichen machten einen ausgelassenen und fröhlichen Eindruck.
Doch Trauer und Verunsicherung gab es trotzdem. Die Psychologinnen arbeiteten daher in Gruppen mit den Kindern. Sie erfuhren Fürsorge und Nähe durch die Mitarbeitenden und durch Gottes Wort – und sie erhielten eine Kinderbibel geschenkt. Die Kinder und Jugendlichen erlebten, dass sie trotz verschiedenen Konfessionen ein Leib Christi bilden.
Zur Webseite:
Deutsche Bibelgesellschaft
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Autor: Silke Gabrisch / Daniel Gerber
Quelle: Deutsche Bibelgesellschaft / Livenet