Ein Iraner in Spanien
Wenn die Verfolgung auch mit der Flucht nicht aufhört
Seit 16 Jahren lebt Joseph (Name geändert) in Barcelona. Sein Aufenthalt ist nicht gesichert – vor zwei Jahren wurde sein Asylantrag endgültig abgelehnt. Doch zurück in seine Heimat kann er nicht. «Als meine Familie erfuhr, dass ich Christ geworden war, sagte sie mir, dass sie mich tötet, wenn ich nicht zum Islam zurückkehre…»
Der 50-jährige Joseph kommt aus dem Iran, aus einer streng muslimischen Familie. Dort hörte er erstmals durch einen Freund von Jesus. «Ich hatte einen Freund, der zum Christentum konvertierte und eines Tages erklärte er mir, wer Jesus ist, und brauchte dafür Worte aus der Bibel. In dem Moment nahm ich Christus in mein Leben auf und nach vielen Monaten liess ich mich heimlich taufen, um Mitternacht in einem Haus.» Zunächst hielt er seinen Glauben geheim, dann erzählte er seiner Familie davon – er wünschte sich, dass auch sie gerettet würden.Eine neue Familie
Die Reaktion seiner Familie war aber völlig negativ. Sie drohte damit, ihn zu töten, wenn er nicht zum Islam zurückkehrte. «Um mein Leben und meinen Glauben zu retten, musste ich das Land verlassen.» Die Reise war abenteuerlich, gefährlich und sehr teuer – im Lastwagen von Schiras nach Bandar Abbas, dann im Boot nach Dubai inklusive einer Verfolgungsjagd und Schiesserei mit einem Regierungsschiff, dann im Flugzeug nach Malaysia und letztlich nach Barcelona. Niemand weiss, wo er wohnt – seit 16 Jahren hat er keinen Kontakt zu seiner Familie. «Hier bin ich allein, aber ich habe eine neue Familie gefunden, das ist meine Gemeinde. Ich bin immer mit ihr zusammen…»
Auch in Spanien wurde er mehrmals mit dem Tod bedroht, vor allem von anderen Iranern, die mitbekamen, dass er Christ ist. In die iranische Botschaft kann er gar nicht, weil er nicht weiss, was man dort mit ihm machen würde, da er mit gefälschten Papieren den Iran verliess. Denn als Christ bekam er dort noch nicht einmal einen Reisepass. Die spanische Regierung dagegen hat ihm nach dreimaliger Asylverweigerung und jahrelangem Prozess das Asyl endgültig verweigert – seit zwei Jahren befindet er sich ausserhalb des Systems, illegal.
Dankbar für das neue Leben
Zurück in den Iran kann er nicht, weil man ihn töten würde. Und in Spanien kann er ohne Papiere ebenfalls wenig tun. Trotz allem ist er zufrieden und dankbar. «Ich bin zufrieden darüber, hier wohnen zu können, weil ich die Freiheit habe, eine Bibel unter dem Arm zu tragen, in die Kirche zu gehen und anderen von meinem Glauben zu erzählen und ihnen zu helfen.» Geld verdient er mit kleinen Arbeiten für die Kirche. Und seine Mitchristen unterstützen und helfen ihm, wann immer es nötig ist.
Bei so einem schwierigen Leben könnte man sich fragen, ob er seine Entscheidung für Jesus nicht ab und zu bereut. Doch das kommt für Jospeh überhaupt nicht in Frage. «Als ich Christus annahm, wusste ich, dass ich mit den Konsequenzen leben muss. Aber wenn ich es diese mit dem vergleiche, was ich behalten hätte, dann ist das nichts im Vergleich… Jesus ging ans Kreuz und bezahlte alles mit seinem Blut! Und wenn Jesus zurückkommt, werden wir vollkommene Freiheit erleben.»
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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Protestante Digital