Allianz-Konferenz Deutschland
Frömmigkeit, die Jahrzehnte überdauert hat
Am Sonntag ist die 126. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg zu Ende gegangen. Die Veranstaltung war weder hip noch laut. Und das ist gut so.
Die Konferenz der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) vom 3. bis zum 7. August im thüringischen Bad Blankenburg stand in diesem Jahr unter dem Motto «Standhaft». In den Bibelarbeiten stand das alttestamentliche Buch Daniel im Fokus. Der Jude Daniel musste im Exil am Hof des babylonischen Königs Nebukadnezar in einer heidnischen Kultur dem Herrscher dienen. Nach der biblischen Überlieferung war der junge Mann standhaft bei seinen religiösen Überzeugungen und Werten geblieben – selbst unter Lebensgefahr.
Unter Lebensgefahr stand in diesem
Jahr die Allianzkonferenz selbst. Nach zwei Jahren Corona – 2020 konnte
die Konferenz überhaupt nicht, 2021 nur sehr eingeschränkt stattfinden –
mussten die Verantwortlichen unter schwierigen Rahmenbedingungen eine
Art Neustart aus dem Hut ziehen. Und das, obwohl sich die Zahl der
Mitarbeiter nach Angaben von EAD-Generalsekretär Reinhardt Schink nach
dem Gemeindeferienfestival Spring erheblich verringert hatte und zudem
die Nacharbeit für das Festival deutlich mehr Zeit und Aufwand in
Anspruch genommen hatte als geplant.
Apropos Spring: Dort
erscheint die Präsenz der Leitungsverantwortlichen christlicher Werke
konstant hoch zu sein. Nicht so in Bad Blankenburg. Dabei wäre deren
Anwesenheit – gerade in bewegter Zeit – ein deutliches Zeichen der
Verbundenheit mit der EAD und ihrer Basis gewesen.
Auch war lange
nicht klar, ob die Konferenz ohne Einschränkungen würde stattfinden
können. Die EAD-Mitarbeiter haben bei unsicherem Planungshorizont in
kurzer Zeit die Veranstaltung auf die Beine gestellt und dabei Grosses
geleistet. Dass dabei nicht alles glattgelaufen ist, etwa die Technik
nicht perfekt abgestimmt war oder das gewohnte hochglänzende
Programmheft einem einfachen, kopierten Faltblatt weichen musste, ist
neben anderen Kleinigkeiten fast vergessen.
Viele Plätze blieben leer
In der Konferenzhalle war die Bestuhlung etwa um die Hälfte reduziert. Im Vergleich zur Zeit vor Corona – da drängten zuletzt zwei- bis dreitausend Konferenzteilnehmer in die zentralen Veranstaltungen – waren es in diesem Jahr nur rund 1'000 Besucher. Das mag auch an den Ferien in mehreren Bundesländern und der Lust an Auslandsreisen nach Corona-bedingter Abstinenz gelegen haben.
Allerdings muss sich die Besucherzahl wieder zum Bessern ändern. Denn unter dem Strich wird die Zukunft der Konferenz auch davon abhängen, ob sie aus den Teilnahmebeiträgen wenigstens halbwegs finanziert werden kann. Aus den Spendeneinnahmen, das war zwischen den Zeilen zu hören, wird die EAD die Konferenz im aktuellen Zuschnitt dauerhaft nur schwerlich stemmen können. Dafür fehlen dem Werk einfach die finanziellen Mittel. Zumal das Geld dringend gebraucht wird für Renovierungs- und Instandhaltungsarbeiten der Konferenzhalle aus dem frühen 20. Jahrhundert. In der Augusthitze vermisst man den Komfort moderner, vollklimatisierter Veranstaltungshallen schon sehr. Aber: Gut, dass die Konferenz trotz der teils widrigen Umstände stattgefunden hat.
Bibel und ausgewogene Musik
Schön ist auch, dass die Allianzkonferenz von je her eine Bibel- und Gebetskonferenz war – und das auch geblieben ist. In Bad Blankenburg haben die Veranstalter der Bibel als Wort Gottes, dem zentralen Anknüpfungs- und Bezugspunkt des christlichen Glaubens, ihren zentralen Platz bewahrt. Auch das Gebet hat wieder eine wichtigere Rolle in der Veranstaltung eingenommen.
Und zur Musik: Chorgesang,
Posaunenchor und Lobpreis-Band haben der Verkündigung nicht den Rang
abgelaufen, sondern betten alles behutsam in einen angenehmen Rahmen.
Auch das ist begrüssenswert. Es tut gut, dass es zur zunehmenden
Disneysierung des Glaubens nach US-Vorbild mit Profi-Worshipbands und
viel Bühnen-Tamtam auch ein Gegengewicht gibt: Konservative und
authentische Frömmigkeit, die die Jahrzehnte überdauert hat.
Spannend
ist zuletzt, dass sich die EAD strukturell neu ausrichten möchte. Im
Unterschied zur Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) will die
EAD weiterhin ein Bund von Einzelpersonen bleiben, nicht von Werken oder
Kirchen. Sie möchte nach eigenem Bekunden aber jünger, flexibler und
internationaler werden. Zentraler Punkt dabei ist, dass die EAD noch
stärker ein Netzwerk
werden soll, und die Basis stärker einbinden möchte. Auch der Zugang zu
Gremien soll in Zukunft im Netzwerk einfacher werden. Jedoch: Wie das
am Ende konkret aussieht, konnte bei der diesjährigen Konferenz noch
keiner sagen.
Dieser Artikel erschien zuerst bei PRO Medienmagazin.
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Autor: Norbert Schäfer
Quelle: PRO Medienmagazin