Wachstum trotz Verfolgung
Referat über Christen in Afghanistan
Etwa die Hälfte aller afghanischen Christen lebt mittlerweile im Ausland. Das berichtete der Afghanistan-Kenner Armando im Rahmen eines Referats in der evangelischen Kirche Weinfelden.
Eine Besucherin schreibt ein Gebet auf ein Blatt Papier mit dem Wortlaut: «Heiliger Gott, lass dich finden von den afghanischen Menschen der Taliban, dass sie in dir den Sinn des Lebens und Lebensglück finden.» Die Solidarität an diesem Infoabend vom 11. November in der evangelischen Kirche Weinfelden, zu dem die landeskirchliche Kommision für bedrängte und verfolgte Christinnen und Christen eingeladen hatte, war unter den rund 40 Besucherinnen und Besuchern gross. Dem Vortrag folgte eine Gebetszeit für die bedrängten Christen, die Pfarrer Lukas Weinhold als Präsident der Kommission leitete.
Verfolgung von Christen braucht Schutz
In seinem Referat sprach Armando als einer, der die Lage in afghanischen Krisengebieten kennt. Er lebte mit seiner Familie mehrere Jahre in Afghanistan und ist mit Einheimischen in Kontakt. Zu seinem persönlichen Schutz will er nicht fotografiert werden. Armando sagt: «Etwa die Hälfte der konvertierten Christinnen und Christen lebt ausserhalb von Afghanistan, etwa in Pakistan.» Armando spricht von Traditionen, Handwerk wie Teppichknüpfen und Speisen, die mit Reis und Weinbeeren zubereitet werden. Mit Konvertierten beim Tee zu sprechen, sei schön, sagt Armando: «Sie erzählen dann, wie sie der Glaube an Jesus Christus stärkt.»
Staatsbürgerschaft zweiter Klasse
In Afghanistan leben Christen muslimischer Herkunft gefährlich. Von den Christinnen und Christen in Afghanistan wird in der Presse nicht viel berichtet. Viele sind zumeist ehemalige Muslime und würden deshalb von den Taliban gezielt gesucht und ermordet. Sie müssen ihren Glauben an Jesus verbergen. Denn wie ein Damoklesschwert schwebt über ihnen die ständige Gefahr, für ihre Abwendung vom Islam getötet zu werden. Unter der Taliban-Herrschaft müssen Nicht-Muslime eine Staatsbürgerschaft zweiter Klasse hinnehmen. Christen, die vom Islam konvertiert sind, gelten als Abtrünnige und müssen mit schweren Konsequenzen nach der Scharia rechnen.
Trotzdem ist Wachstum möglich
Armando spricht von Kriegszuständen. Die in der Verfassung vorgesehene Religionsfreiheit existiere nur auf dem Papier. Denn Christen muslimischer Herkunft werden weder anerkannt noch geschützt. Sie müssen ihren Glauben im Verborgenen leben und sie eröffnen nur vertrauenswürdigen Menschen gegenüber, dass sie Jesus Christus nachfolgen. Die Organisation Open Doors, die jedes Jahr einen Weltverfolgungsindex erstellt, schätzt die Zahl afghanischer Christen auf 10'000 bis 12'000.
Auch mit diesem Druck und der Ausgrenzung durch die Regierung wächst die christliche Gemeinde. Dies zeigt sich in der Kirche unterstützend mit laut gesprochenen Gebeten. Nach dem kurzen Referat von Armando versammelten sich die Besucherinnen und Besucher zu einer kleinen Feier vorne im Kirchenraum zu gemeinsamen Gebeten.
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Autor: Manuela Olgiati
Quelle: Evangelische Landeskirche Kanton Thurgau