«Gehört auf die Liste»
US-Kommission lenkt Blick auf Afghanistan
Die einflussreiche US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit empfiehlt zum ersten Mal seit 20 Jahren, dass Afghanistan auf die Liste der «besonders besorgniserregenden Länder» genommen wird.
In ihrem diese Woche veröffentlichten Jahresbericht empfiehlt die «US Commission on International Religious Freedom» (USCIRF) der Regierung Biden, Afghanistan als «besonders besorgniserregendes Land» (CPC) einzustufen, eine Kategorie, die den schlimmsten Verstössen gegen die Religionsfreiheit vorbehalten ist. Weitere Länder auf der Liste sind unter anderem der Iran und Nordkorea.
Religionsfreiheit und Menschenrechte verschlechtert
Es ist das erste Mal seit 2001, dass die USCIRF den CPC-Status für Afghanistan empfiehlt. Nach dem Abzug des US-Militärs übernahmen die Taliban im Jahr 2021 die Kontrolle über das Land.
«Mit der Rückkehr der Taliban an die Macht haben sich die Bedingungen für die Religionsfreiheit in Afghanistan und die allgemeine Menschenrechtslage im Jahr 2021 erheblich verschlechtert», heisst es in dem Bericht. «Christen und andere religiöse Minderheiten sind aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Überzeugungen Schikanen, Inhaftierungen und sogar dem Tod ausgesetzt.»
Der einzig bekannte Jude
«Der einzige bekannte Jude und die meisten Hindus und Sikhs flohen aus dem Land. Christliche Konvertiten, Baha'is und Ahmadiyya-Muslime praktizierten ihren Glauben im Verborgenen aus Angst vor Repressalien und Drohungen der Taliban», hält der Bericht weiter fest. «Jahrelange Fortschritte in Bezug auf einen gerechteren Zugang zu Bildung und die Vertretung von Frauen und Mädchen sind verschwunden.»
«Wir sind entmutigt über die Verschlechterung der Religions- und Weltanschauungsfreiheit in einigen Ländern – insbesondere in Afghanistan, das seit August de facto von den Taliban regiert wird», sagte die USCIRF-Vorsitzende Nadine Maenza.
Afghanistan ist eines von 15 Ländern, die für den CPC-Status empfohlen wurden. Zehn dieser Länder wurden im letzten November vom Aussenministerium zu CPCs erklärt: Burma, China, Eritrea, Iran, Nordkorea, Pakistan, Russland, Saudi-Arabien, Tadschikistan und Turkmenistan. USCIRF empfiehlt nun, dass fünf weitere Länder auf die Liste gesetzt werden: Afghanistan, Indien, Nigeria, Syrien und Vietnam.
Die USCIRF wurde 1998 als überparteiliche und unabhängige Einrichtung der US-Bundesregierung vom Kongress ins Leben gerufen, um Verletzungen der Religionsfreiheit weltweit zu überwachen. Die Kommission gibt Empfehlungen an den Präsidenten, das Aussenministerium und den Kongress ab, die oft, aber nicht immer angenommen und in politische Aktionen umgesetzt werden.
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Headlines / The Diplomat