Aus Protest gegen Trump

Islam-Gebet in der Hagia Sophia

In der Istanbuler Hagia Sophia ist es erneut zu einem Zwischenfall gekommen. Angehörige der Jugendorganisation der nationalistisch-islamistischen «Büguk Birlik Partisi» (BBP) stimmten islamische Gebete an, obwohl in der heute als Museum geführten einstigen Kathedrale religiöse Manifestationen verboten sind, berichtete der Pressedienst der Stiftung «Pro Oriente» am 13. Dezember. Ein Sprecher der Jugendorganisation erklärte, man habe damit gegen die Ankündigung von Präsident Donald Trump, die US-Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen, protestieren wollen.

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Hagia Sophia
Wenige Tage zuvor hatte der Abgeordnete Samil Tayyar, der der Regierungspartei AKP angehört, dazu aufgerufen, als «Vergeltung» für Trumps Entscheidung die Hagia Sophia wieder zur Moschee zu machen. Die Jugendlichen waren als «Touristen» in die Hagia Sophia gekommen. Dann begannen sie laut den Angaben ihrer Organisation, das islamische Nachmittagsgebet zu rezitieren.

Das Sicherheitspersonal des Museums schritt sofort ein. Wenig später erschien auch die Polizei. Zwei der betenden «Touristen» wurden vorübergehend festgenommen und befragt, aber dann wieder freigelassen, berichtet Pro Oriente.

Umwandlung in eine Moschee

Der Zwischenfall steht laut «Pro Oriente» in einer Reihe ähnlicher Ereignisse. Weil es in der AKP Leute gebe, die sich dafür stark machten, die Hagia Sophia wieder in eine Moschee umzuwandeln, würden sich Randgruppen in ihren Bestrebungen bestärkt fühlen.

Zum ersten Mal seit Umwandlung der Hagia-Sophia-Moschee in ein Museum vor 81 Jahren durch Kemal Atatürk, hatte die türkische Religionsbehörde (Diyanet) laut Livenet-Korrespondent Heinz Gstrein im Frühling dieses Jahres wieder einen Imam für die ursprünglich christliche Kirche eingesetzt. Das stellte, so Gstrein, «einen weiteren Schritt einer schrittweisen 'Moscheeisierung' der Hagia Sophia dar». Präsident Recep Tayyip Erdogan habe der Diyanet sofort zu dieser Verfügung gratuliert.

Erdogan hatte zudem in einer seiner Reden die christliche Ära Konstantinopels als «dunkles Kapitel der Geschichte» bezeichnet. Erst mit der islamischen Eroberung Konstantinopels 1453 habe – so zitierte die Stiftung Erdogan – «die Zeit der Erleuchtung und Aufklärung» begonnen.

Einweihung als Moschee

Die Zeichen mehren sich also, dass die derzeit als Museum genutzte Hagia Sophia eines Tages wieder als Moschee dienen könnte. «Ausgerechnet am Karfreitag 2015 verkündete der berühmte Koran-Rezitator Ali Tel aus Ankara laut und lang ganze Suren, dass es in der Hagia Sophia nur so widerhallte», so Gstrein.

Griechenland protestiert

Dies hatte die griechische Regierung umgehend verurteilt. «Die Hagia Sofia gehört zum Weltkulturerbe der Unesco», hiess es in einer Stellungnahme des Aussenministeriums. «Der Versuch, sie durch Koranlesungen in eine Moschee umzuwandeln, ist ein Affront gegen die internationale Gemeinschaft, die darauf reagieren sollte.» Auch die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK)* zeigte sich alarmiert.

Im Jahr 537 hatte Justinian, der Kaiser des Oströmischen Reichs, die Hagia Sophia, das grösste Gebäude der Christenheit, eingeweiht. Fast tausend Jahre lang diente sie als christliche Kirche, bis Sultan Mehmet II. im Jahr 1453 das damalige Konstantinopel eroberte und die Hagia Sophia – die «Heilige Weisheit» – in eine Moschee verwandelte. Er soll dort das erste islamische Gebet gesprochen haben. Im Laufe der Zeit wurden vier Minarette angebaut, die Kuppel wuchs auf eine Höhe von 56 Metern.

Atatürks Abneigung gegen den Islam

Fast 500 Jahre diente das Gebäude dann als Gebetsstätte. Im Jahre 1935 liess es Mustafa Kemal «Atatürk», der Gründer der türkischen Republik, in ein Museum umwandeln – als weithin sichtbares Zeichen seiner Entschlossenheit, das Land in einen weltlichen Staat zu verwandeln.

Aus seiner Distanz zur Religion seiner Landsleute hatte Atatürk nie einen Hehl gemacht. Der Islam, erklärte er, habe die Türken ihrer ursprünglichen Identität entfremdet. «Unter diesen Umständen ähnelte die türkische Nation jenen, die den Koran auswendig lernen, ohne die Bedeutung auch nur eines einzigen Wortes zu verstehen, und daraufhin senil werden.»

*Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) ist die regionale ökumenische Organisation der orthodoxen, anglikanischen, christkatholischen, und evangelischen (darunter unter anderen lutherische, reformierte, unierte, methodistische, baptistische) Kirchen Europas.

Zum Thema:
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Datum: 28.12.2017
Autor: Willy Gautschi
Quelle: Livenet / kath.net / KAP / Pro Oriente / Deutsche Welle / Wikipedia

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