Bei Weihnachtsempfang

Papst redet seinen Kardinälen und Bischöfen ins Gewissen

Das war kein Weihnachtsempfang nach dem Geschmack der leitenden Mitarbeiter der römisch-katholischen Kirche: Der Papst warnte sie vor «geistigem Alzheimer» und Geschwätzigkeit. Er rief die Kurie zu Demut und Geschlossenheit auf.

Zoom
Papst Franziskus
Bei seinem traditionellen Weihnachtsempfang für die leitenden Mitarbeiter des Vatikan warnte Papst Franziskus am Montag, 22. Dezember, vor 15 «Krankheiten», die zwar alle Menschen, aber auch Kuriale befallen könnten. Dazu zählte er «geistigen Alzheimer», der die Bindung an Christus und die Heilsgeschichte vergesse, aber auch eine übertriebene Geschäftigkeit, die das eigentliche Ziel des pastoralen Dienstes aus den Augen verliere. Weiter wandte Franziskus sich gegen Rivalitäten, gegen materielles Gewinnstreben, gegen Geschwätzigkeit und gegen ein «Doppelleben» seiner Mitarbeiter.

Umkehr, Busse und Selbstkritik notwendig

Solche «Krankheiten» schadeten dem Dienst für die Kirche und der Zusammenarbeit in der Kurie, sagte der Papst vor den Kardinälen, Bischöfen und Prälaten der vatikanischen Dikasterien. Dazu zählte er auch eine übertriebene Unterwürfigkeit gegenüber Vorgesetzten aus Kalkül für die eigene Karriere, sowie die Versuchung, sich «unsterblich, immun oder auch unverzichtbar» zu fühlen. Daher seien Umkehr und Busse sowie Selbstkritik in der Kurie notwendig, sagte Franziskus. Zu den Sünden zählte er weiter eine «mentale und geistliche Verhärtung», die jemanden zu einer funktionierenden Maschine, nicht aber zu einem «Mann Gottes» mache.

Nicht gegen Wirken des Heiligen Geistes abschotten

In seiner Weihnachtsansprache vor den Kurialen wandte der Papst sich ausdrücklich auch gegen eine «Planungswut». Natürlich seien gründliche Vorbereitungen immer notwendig, sie dürften aber nicht zu einem Abschotten gegenüber dem Wirken des Heiligen Geistes führen.

Zugleich warnte Franziskus seine Mitarbeiter zu einer Abkapslung in Seilschaften, vor einer schlechten Koordination, in der jeder für sich arbeite und sich nicht um ein harmonisches Zusammenwirken bemühe. Weiter kritisierte Franziskus Mitarbeiter, die stets mit Leichenbittermiene umhergingen und Trübsinn verbreiteten.

Vielen «Krankheiten» läge ursprüngliche eine gute Absicht zugrunde, hob der Papst hervor. Wenn ein Anliegen sich aber verselbstständige, könne es zu einer Verzerrung und Versklavung führen und der Harmonie der Gemeinschaft schaden, so der Papst.

Zum Thema:
Lichtblicke 2014: Pontifex baut Brücke zu Pfingstgemeinden
Ein Jahr Papst Franziskus: Er war auf dem Titel des «Rolling Stone»-Magazins
Ehe-Kongress in Rom. Papst Franziskus: «Kinder haben ein Recht, in intakten Familien aufzuwachsen»
Der Papst und die Ökumene: Franziskus, ein «Papst der Herzen» 

Datum: 23.12.2014
Quelle: Livenet / Kipa

Kommentar schreiben

Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich neu, um diesen Artikel zu kommentieren.
Anmelden
Mit Facebook anmelden

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...

Adressen

CGS ECS ICS

Ratgeber

Zielbewusst und entspannt Gute Vorsätze für 2023
Die ruhigere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheint dazu einzuladen, dass man sich überlegt...