Lichtblicke 2014

Pontifex baut Brücke zu Pfingstgemeinden

Während des Jahres halten sich die Autorinnen und Autoren der Texte auf Livenet.ch und Jesus.ch meist dezent im Hintergrund. In dieser Woche zeigen sie für einmal ihr Gesicht und erzählen von ihrem persönlichen Lichtblick 2014. Heute: Fritz Imhof.

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Redaktor Fritz Imhof (Bild: zVg)
Die Einheit der weltweiten christlichen Kirche ist ein zentrales Anliegen der Christen. Die Überwindung von Gräben, die in der Vergangenheit aufgerissen wurden, eine herausfordernde Aufgabe. Das deutlichste Zeichen dafür hat in diesem Jahr ausgerechnet der Papst gesetzt, der im Juli die Pfingstkirchen um Vergebung für alles gebeten hat, was ihnen die katholische Kirche in einem Jahrhundert angetan hat. Nicht nur das, er hat einen Pfingstpastor und seine Gemeinde in Caserta bei Neapel besucht und später auch in einer Pfingstgemeinde gepredigt.

Noch unter den Vorgängern von Franziskus, des Pontifex (Brückenbauer), wie der Papst offiziell genannt wird, wurden die Pfingstkirchen in Lateinamerika von katholischen Amtsträgern und Medien immer wieder als Sekten bezeichnet. Ihre Existenz war ärgerlich, denn sie haben der katholischen Kirche viele Mitglieder weggenommen. Umso beeindruckender die deutliche Geste des Papstes, der die Pfingstbewegung trotz ihrer Unvollkommenheiten nicht so wahrgenommen hat. Er hat Brücken zu einer freikirchlichen weltweiten Bewegung gebaut in einer Zeit, wo die Freikirchen in den Medien oft Ziel von pauschalen Angriffen sind.

Zum Text:

Historisches Ereignis:
Papst bittet Pfingstgemeinden um Vergebung

Papst Franziskus hat pfingstkirchliche Christen um Vergebung gebeten für die Fehler, die Katholiken ihnen gegenüber begangen haben. «Unter jenen, die die Mitglieder der Pfingstgemeinden verfolgt oder verurteilt haben, als ob sie Verrückte seien, waren auch Katholiken», erklärte der Papst am 28. Juli beim Besuch des Pastors der pfingstkirchlichen Versöhnungsgemeinde in Caserta (Neapel), Giovanni Traettino.

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Papst Franziskus
«Ich bin der Hirte der Katholiken und bitte euch deshalb um Vergebung für jene katholischen Brüder und Schwestern, die vom Teufel versucht wurden und nichts verstanden haben.» Christen sollten aufeinander zugehen. Denn Jesus habe stets um die Einheit der Kirche gebetet. Der Heilige Geist schaffe eine Kirche der versöhnten Verschiedenheit. Die Geschichte der Trennung zwischen den Christen sei eine traurige Geschichte. Mit diesem Treffen wollten er und Pastor Traettino ein konkretes und sichtbares Zeichen der Ökumene setzen, betonte Franziskus. Die beiden waren sich erstmals 1998 in Buenos Aires begegnet. Daraus erwuchs eine Freundschaft. Bereits vor der Rede in der Versöhnungskirche hatten sich Traettino und Papst Franziskus unter vier Augen ausgetauscht. Anschliessend gab es eine Begegnung mit rund 350 Christen – darunter 150 geladene und überwiegend evangelikale Christen (die Pfingstkirchen gehören zur evangelikalen Bewegung) aus Italien, den USA, Kanada, Argentinien, Spanien, Frankreich und Indien, die auf Traettinos Einladung nach Caserta gekommen waren.

Traettino: «Mit Männern wie Ihnen gibt es Hoffnung für uns Christen»

Traettino würdigte die Worte des Papstes anschliessend als wegweisend: «Mit einer einzigen Geste hat er die Tür geöffnet, hat die protokollarischen Schwierigkeiten überwunden und ist direkt ans Herz der menschlichen Beziehungen gegangen.» Der Papst habe der Pfingstbewegung «ein grosses und unerwartetes Geschenk gemacht – eines, das bis heute fast undenkbar schien», erklärte Traettino. «Sie haben den Bruder besucht, wo er ist und wie er ist. Sie wollten uns anhören, umarmen, persönlich sehen. Sie haben sich nicht mit einen Dokument begnügt. Sie sind persönlich gekommen.» Das sei der richtige Boden, auf dem man einen gemeinsamen Dialog aufbauen könne. Traettino: «Mit Männern wie Ihnen gibt es Hoffnung für uns Christen.» Vertreter des grössten evangelikalen Dachverbandes – der Weltweiten Evangelischen Allianz – hatten die Entschuldigung nach einer Begegnung mit Papst Franziskus Ende Juni erwartet. Die Pfingstbewegung galt innerhalb «Roms» lange Zeit als Sekte. In vielen pfingstkirchlichen Kreisen wiederum wurde auch die katholische Kirche als Sekte bezeichnet.

Die Pfingstkirchen sind seit ihrer Entstehung Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA weltweit zur zweitstärksten christlichen Konfessionsfamilie nach der römisch-katholischen Kirche geworden. Besonders starkes Wachstum erleben sie in Lateinamerika. Die katholische Kirche mit 1,2 Milliarden Mitgliedern geht von 400 Millionen Pfingstlern weltweit aus. Zum Welt-Pfingst-Forum gehören rund 250 Millionen Mitglieder. Die Pfingstler betonen übernatürliche Wirkungen des Heiligen Geistes – für den das Pfingstfest steht – wie Krankenheilung, Prophetie und das Beten in «Sprachen», also in unverständlichen Lauten.

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Datum: 18.12.2014
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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