Schätze aus dem Staub gehoben
«Wer archäologische Funde kennt, hat mehr vom Bibellesen»
In seinem Buch «Schätze der
biblischen Zeit» (erschienen im SCM Hänssler-Verlag) stellt Michael Rohde 50
packende Geschichten rund um archäologische Entdeckungen aus der Welt der Bibel
vor. Livenet unterhielt sich mit dem Autor über sein Werk.Michael
Rohde, welche Geschichte steckt hinter dem Buch «Schätze der biblischen Zeit»?
Michael Rohde: 2007
habe ich das erste Mal in der staubigen Erde Jordaniens gegraben. Und ich
bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn ich an den Moment denke, als ich einen
Krughenkel in den Händen hielt und mir der Grabungsleiter sagte, der seit aus
der Bronzezeit, also deutlich mehr als 3000 Jahre alt. Erst später merkte ich,
dass solche Funde alltäglich auf einer Grabung sind, aber die Faszination an
archäologischen Entdeckungen blieb. Nachdem ich an der Theologischen Hochschule
Elstal und an der Universität Hannover Seminare zum Thema «Biblische
Archäologie» gegeben hatte, entstand grosse Lust, von solchen Entdeckungen
spannend zu erzählen. Das Buch sollte nicht nur sachlich richtig sein, sondern
spannend und unterhaltsam zu lesen… Eine Anfrage des Verlags machte es möglich.
Vorgestellt
sind 50 archäologische Entdeckungen rund um die Bibel – über welche biblischen
Bücher erstrecken sich die Funde?
Das
Buch hat ein Stellenregister, in dem 280 Bibelstellen genannt werden. Die
Bezüge erstrecken sich über alle Bücher des Alten und Neuen Testaments und auch
einige apokryphe Bücher.
Welche dieser
50 vorgestellten Entdeckungen gehen Ihnen persönlich am nächsten?
Schwierige
Frage. Jeder Fund hat seine eigene spannende Geschichte. Persönlich finde ich
die Inschrift im Hiskiatunnel immer noch sehr bemerkenswert, da sie von
einfachen Bauarbeitern angefertigt und nicht im Auftrag des Königs Hiskia
angebracht wurde. Die Bauarbeiter freuen sich darüber, dass sie, von zwei
Seiten gestartet, sich im Inneren der Gesteinsschichten «getroffen» haben.
Durch moderne Analysetechniken, beispielsweise Reste von Pflanzenmaterial, kann
man aber die Zeit des Königs Hiskia nachweisen.
Besonders witzig finde ich, dass die einzige offizielle Erwähnung von Pilatus in einem Stein gefunden wurde, der als Trittstufe verwertet wurde.
Anrührend finde ich die Begeisterung der Hobbyarchäologen, die am See Genezareth ein Schiff aus der Zeit Jesu im Uferschlamm entdeckt haben – und wie enorm aufwendig die Bergung danach war. Ohne modernste Techniken wäre der Fund einfach wie matschige Pappe in sich zusammengefallen, aber heute kann man das «Jesus-Boot» im Museum am Ufer besichtigen.Welches
dürfte der für viele überraschendste Fund sein?
Von
Qumran hat bestimmt schon fast jeder Bibelleser gehört, aber von «Jahwe und
seiner Aschera» und der Frage, ob jemand auf einen Krug Gott und Göttin gemalt
hat, vermutlich weniger…
Wächst die
Anzahl Funde und Indizien, die für die Bibel sprechen, aus Ihrer Sicht?
Archäologische
Funde sind für mich keine Argumente für oder gegen die Bibel. Die Bibel behält
für mich ihren Wert für eine lebendige Beziehung zu Gott in jedem Fall. Alle
Funde sind letztlich ein Zeichen dafür, dass die Suche nach Gott Spuren in der
Vergangenheit hinterlässt. Aber wer archäologische Funde kennt, hat mehr vom
Bibellesen und kann manche Hintergründe einfach besser verstehen. Die ersten
Artikel des Buchs sind ja im Magazin «Faszination Bibel» erschienen und ich bin
sicher, die 50 Artikel erhöhen die Faszination an der Welt der Bibel mehr als
dass sie diese dämpfen können.
Zum Buch:
Schätze der biblischen Zeit
Zum Thema:
Antikes Dorf ausgehoben: Weiterer Beleg für den jüdischen Bezug zu Jerusalem entdeckt
Weitere Schriftrollen im Fokus: Israel startet Drei-Jahres-Expedition
Ritualbad entdeckt: In diesem Palast tanzte Salome für Herodes
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet