Sonnen- oder Regenschirm?

Wenn auch im Inneren Regenwetter herrscht

Frust übers schlechte Wetter, Frust am Arbeitsplatz, Frust über die lieben Mitmenschen und – über mich selbst. Was ist «hausgemacht» und wo kann ich Gegensteuer geben?

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Gegen das Wetter kann man nichts tun, aber gegen die innere Einstellung dazu.
«Weiterhin kühl und zu nass für die Jahreszeit.» Im Allgemeinen bin ich nicht extrem wetterabhängig und normalerweise beklage ich mich nicht übers Wetter. Aber in den vergangenen Tagen verleidete mir dieses anhaltende, wechselhafte Aprilwetter Ende Mai definitiv.

Wenn ich mich bereit machte zum Walken, weil die Sonne gerade mal schien, musste ich fünf Minuten später die Regenjacke anziehen und die Hände blieben kalt. Die tapferen Wettkampfschwimmerinnen und -schwimmer pilgerten mit Fellstiefeln, Skijacke und Mütze Richtung Freibad.

«Jetzt reicht es aber!» war mein Motto,und bald sah mein Inneres etwa gleich aus wie ein Blick aus dem Fenster: unfreundlich, grau und nicht sehr einladend...

...denn ich sah plötzlich vor allem die schlimmen Dinge: Freunde, die schwierige Zeiten durchleben, Landwirte, die nicht heuen können, Pflanzen, die nicht wachsen, Maschinen, die nicht funktionieren und die gestressten Menschen am Arbeitsplatz, in den Familien, in der Gesellschaft und in der Politik.

Also versuchte ich Gegensteuer zu geben, da man bekanntlich das Positive sehen und denken soll: Der frisch angesäte Rasen in unserm Garten wächst gut, ohne dass ich jeden Abend giessen muss; viele Regentropfen auf Blättern und Steinen laden ein zum Fotografieren und im Gewächshaus blühen die wärmeliebenden Tomaten trotzdem.

Das Negative kann ich nicht einfach ignorieren. Die Sonne fehlt mir, aber ich weiss: Gott ist auch da, wenn es regnet, draussen und in unserm Inneren.

Regen- oder Sonnenschirm?

Im Gottesdienst hörte ich das Sprichwort: «Wo es Liebe regnet, wünscht sich keiner einen Schirm!» Regnet es Liebe bei mir, bei uns? Nicht nur so ein paar Tropfen, sondern ganz viel? Liebe kann es wahrscheinlich nie zuviel regnen.

Wir können nicht verhindern, dass es draussen (zuviel) regnet. Aber wir können helfen, dass es Liebe regnet bei unseren Mitmenschen und bei uns selbst. Dazu kann gehören, dass ich mir selber mal sage: «So, jetzt reichts... mit jammern, mit kritisieren, mit Sorgen machen, mit schlecht über mich denken!» Ich übe, in solchen Situationen mit Gott zu sprechen, von den Problemen wegzuschauen und die Lösung von ihm zu erwarten.

Jammern tut gut, aufhören zu jammern tut besser. Vielleicht brauchen wir schon bald den Sonnen- statt den Regenschirm oder gar keinen. Wählen Sie einfach den passenden Schirm!

Datum: 01.06.2013
Autor: Helene Maurer
Quelle: Oberländer Sonntagsblatt

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