Covid-Stresstest

Christliche Nächstenliebe auf dem Prüfstand

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Kundgebung gegen die Covid-Massnahmen in Liestal (BL).
Es fällt vielen von uns schwer, in der laufenden Covid-Abstimmungsdebatte Verständnis und Achtung für die Haltung derer aufzubringen, die unseren Standpunkt ablehnen. Werden wir die Herausforderung meistern?

In Gesprächen wird deutlich, dass es in der aktuellen Abstimmungsdebatte – oder sollte man von einer Abstimmungsschlacht reden – wenige gibt, die nicht eine eindeutige Haltung eingenommen haben. Beide Seiten gewinnen in den Diskussionen durch News und Medienkommentare permanent neue Argumente, die ihre Position stützen. Ist es da noch möglich, Freunden, welche die andere Position annehmen und energisch verteidigen, noch die gleiche Wertschätzung entgegenzubringen?

Freiheit versus Sicherheit

Es fällt auf, dass die Gegner des Gesetzes eine Betonung auf die persönliche Freiheit legen, die von der Bundesverfassung in zahlreichen Artikeln geschützt wird. Eine Bewegung ruft sogar auf, mit Berufung auf die Verfassung für ein Nein zum Covid-Gesetz zu beten. Viele von ihnen, vermutlich die Mehrheit, stehen auch der Impfung kritisch gegenüber.

Wer für das Gesetz plädiert und meistens auch gegen einen Covid-Ausbruch doppelt geimpft ist, sieht darin die Regelung einer Ausnahmesituation, also die Bewältigungsstrategie für eine Pandemie, mit der Leben geschützt werden sollen. Weil im Blick auf das kirchliche Leben beide Seiten berechtigte Anliegen habe, hat zum Beispiel der Verband Freikirchen.ch keine Abstimmungsempfehlung herausgegeben.

Fronten und Gräben

Die Fronten verlaufen quer durch christliche Kirchen und Gemeinden. Ein Graben öffnet sich da und dort und droht, das Verbindende, das die Christen eint, zu verdecken. Dabei droht in Vergessenheit zu geraten, dass es seit jeher in zahlreichen Fragen, besonders auch bei politischen Positionen, unterschiedliche Meinungen innerhalb der gleichen Gemeinde gibt. Sie beschädigen normalerweise nicht die gemeinsamen Werte und Ziele, die auf dem Evangelium basieren. Man feiert nach engagierten Diskussionen zusammen wieder Gottesdienste und Feste.

Christliche Einheit auf die Probe gestellt

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Zwei Frauen diskutieren zivilisiert miteinander. (Bild: Unsplash)
«Dass sie alle eins seien...» Das Gebet von Jesus um die Einheit in seiner Gemeinde ist daher aktueller denn je. Diskussionen dürfen und sollen auch stattfinden. Man denke nur an die Auseinandersetzungen in der Urchristenheit, zum Beispiel in Korinth. Aber es gilt, die Achtung der gegnerischen Position zu wahren, auch wenn sie mir noch so abwegig scheinen. Es gilt, die Grenzen in der Auseinandersetzung zu beachten. Besser als die gegnerischen Argumente zu verurteilen ist, sie verstehen zu wollen. Auch wenn mir das schwer fällt.

«Unchristlich» ist dagegen, dahinter nur negative Motive zu sehen. Vielmehr sind es in der Regel Erfahrungen, angeeignete Haltungen und Werte, die zur aktuellen Position auch des anderen geführt haben.

Feste Speise

Im 3. Kapitel des Korintherbriefes ermahnt der Apostel Paulus die Gemeindeglieder, nicht «fleischlich», sondern «geistlich» zu sein und nicht «Milch», sondern «feste Speise» aufzunehmen. «Fleischlich» wäre eine Gesinnung, die ausserhalb der Gemeinde üblich ist, aber nicht innerhalb der Gemeinde Jesu. «Geistlich» meint, die Gesinnung Jesu erkannt und verinnerlicht zu haben und auf die Hilfe des Heiligen Geistes zu setzen. Paulus erklärt dies den Korinthern angesichts des Streites zwischen Paulus' und Apollos' Fans. Er fordert sie auf, auf das Fundament zu setzen, das Jesus Christus selbst gelegt hat. Es werde sich eines Tages zeigen, wer wirklich auf diesen Grund gesetzt hat. Und er sagt dies mit äusserst drastischen Worten, siehe 1. Korinther Kapitel 3, Verse 11-13.

Wenn diese Haltung überhand nimmt, wird die Kirche Jesu Christi die Pandemie gut überstehen und sogar fitter für die Herausforderungen der Zukunft werden.

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Datum: 23.11.2021
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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