Angela Merkel und Nina Hagen
Mehr Farbe für den grauen Gesellschaftsalltag
Angela Merkel wünschte sich zum Abschied den Lieder-Dreiklang: Hagen, Knef und «Grosser Gott». Von Nina Hagen das Lied «Der Farbfilm». So könnte ein Wunsch fürs Neue Jahr sein, dass der zurzeit graue Gesellschafts-Alltag durchbrochen wird – mit mehr Farbe.
Die beiden bekannten Frauen Angela Merkel und Nina Hagen verbindet nicht nur der christliche Glaube. Mit der DDR, Frauenthemen und sozialer Gerechtigkeit engagieren sie sich für ähnliche Anliegen. Zudem geht's um Gedanken zu «Miteinander», «Würdigung» und «Widerstandswille».
Farbige Lieder und fröhliches Herz
Lebensfarbe ist Dankbarkeit. Nach 16 Jahren als Kanzlerin des grossen Weltstaates Deutschland, erklangen die Lieder «Für mich soll's rote Rosen regnen», «Der Farbfilm» von Nina Hagen und als Finale das beliebte Kirchenlied «Grosser Gott, wir loben dich». Die Musikwerke zeigen einiges von Angela Merkels Wesen: Weiblichkeit und Sinnlichkeit, Wille zum Widerstand gegen Ungerechtigkeit und eine Ehrfurcht vor – und grosse Dankbarkeit gegenüber ihrem Gott.
An ihrer Rede am Zapfenstreich war viel von dieser Dankbarkeit zu vernehmen, aber ein anderes ihrer beflügelten Worte grub sich noch mehr ins kollektive Gedächtnis der Zuhörer: die Fröhlichkeit des Herzens. Mit dieser Einstellung wollte sie stets ihr Amt ausüben, und wünschte dies nun auch ihrem Nachfolger Olaf Scholz.
Zeit der Zusammenbringerin
Farbe ist Vertrauen. Nun ist Merkels grosse Wirkzeit vorbei. Sie war eine starke «Zusammen-Bringerin», was sich nicht nur in ihrem legendären Satz mit Schwerpunt auf dem WIR äusserte: «Wir schaffen das!». Weggefährten wie Emmanuel Macron bestätigten, dass sie immer bestrebt war, jeden Menschen mit Respekt im Zentrum zu sehen. Und so sei sie jeweils leidenschaftlich bei der Sache gewesen.
Mit ihrer verbindenden Art brachte sie mit den Abschiedsworten genauso ihre Abneigung gegen Spaltungen zum Ausdruck. In der heutigen Zeit solle gegen Misstrauen und Missgunst gekämpft und gegenseitiges Vertrauen gestärkt werden.
Kein Christenklub – ein Grundwerteklub
Farbe ist Fröhlichkeit. Die Fröhlichkeit im Herzen war auch Ausdruck ihres Glaubens und Dankbarkeit der Schlüssel für eine Zufriedenheit, die sie ausstrahlte.
Zum Christentum sagte die bescheidene Persönlichkeit etwa: «Es ist wahr: Europa ist kein Christenklub. Aber wahr ist auch: Europa ist ein Grundwerteklub. Hier bei uns gelten Menschen- und Bürgerrechte. Diese Menschen- und Bürgerrechte beruhen bei uns ganz wesentlich auf dem Menschenbild des Christentums.» (Zitat aus einer Rede auf dem 20. Bundesparteitag der CDU im Jahr 2006 in der Dresdner Frauenkirche). Oder ein anderes Zitat aus einer Telefonkonferenz mit CDU-Mitgliedern im Jahr 2012: «Vielleicht sollten wir als Christen uns auch wieder mehr Gedanken über unsere Religion machen und mehr über das Christentum sprechen, als Angst zu haben vor dem Islam.»
Tanz der Toleranz
Farbe ist Tanzen. Folglich sollten wir nicht zu schnell zur Zensur-Schere greifen und Wachstum beschneiden. Wir dürfen neuen Ideen und engagierten Personen eine Chance geben und tolerant zur Seite stehen, auch wenn wir's anders machen würden.
Da bemühen wir noch eine weitere Indianer-Weisheit: «Wo gearbeitet wird, passieren Fehler.» Diese Tatsache könnte uns vor grobem Perfektionismus bewahren und für mehr AkzepTanz auf den Wirkungsfeldern sorgen.
Apropos Tanz: Nicht nur mehr Farben, auch mal ein Tänzchen zu unsrer Lieblingsmusik, würde das 2022 fröhlicher machen – es muss ja nicht grad Breakdance sein oder auf dem Balkon vor den Augen aller Nachbarn ;-)
Verbundene Schwestern von gestern
Farbe ist Verbundenheit. Ja, man würde sie nicht wirklich im selben Topf erwarten. Das Auge schweift von der dezent gekleideten Vize-Kanzlerin zur stimmgewaltig, schrill-bunten Punkdiva, wo es auf Farbtupfer mit schwarzer Hintergrunds-Kleidung aufprallt.Doch die beiden Powerfrauen verbindet einiges und nicht nur das Geistliche. Die Angela Merkel wuchs als Pfarrers-Tochter auf, und Nina Hagen ihrerseits suchte seit Kindsbeinen den Kontakt mit Gott und entdeckte immer wieder Spuren, bis sie in Jesus Frieden fand. Sie liess sich dann im Alter von 54 Jahren taufen.
Wo Hagen mit ihrem nahezu ikonisch-provokativen Stil auffiel, war die Kanzlerin eher eine graue Maus. Doch wie würden wir uns kleiden, wenn uns bewusst wäre, dass wir wortwörtlich eine der mächtigsten Positionen auf dieser Welt bekleiden?
Noch ein weiterer Aspekt der Vergangenheit verbindet die Beiden.
Mehr Farben und Fröhlichkeit
Farbe ist Musik. Die DDR gehörte ebenfalls zu den selbstbewussten Ladys. Und so runden wir mit dem Musikwunsch «Farbfilm» ab. Das Lied enthält viele ironische Anspielungen, dass im Osten ein grauer Alltag herrschte und sich viele nach dem farbigen Westdeutschland sehnten.
Obwohl sonst bei all dem Schwarzweiss-Denken mehr differenzierte Graustufen angesagt sind, gehen wir einen Schritt weiter und empfehlen: Mehr Farben! Sie machen fröhlich – ja, sie geben eine göttliche Fröhlichkeit des Herzens.
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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet