Meine Lieblingsmaske
Sich immer weniger anhand eigener Eigenschaften und immer mehr anhand Gottes Liebe zu definieren, ist ein lohnender und äusserst befreiender Prozess.
Es gibt zwei gute Gründe, weshalb ich Masken schon immer geliebt habe. Erstens verbergen sie mein wahres «Ich» – oder zumindest meine schlechten Eigenschaften. Zweitens kann ich mich mit einer Maske so präsentieren, wie mich die Leute sehen sollen.
Als Junge gab ich mich gerne als Abenteurer. Um ganz ehrlich zu sein, war ich nicht sicher, ob ich wirklich einer war. Auf jeden Fall wollte ich aber als einer bekannt sein. Später sahen meine Masken oft christlich aus. Ich zeigte mich als Beter, prophetisch Begabten oder hingegebenen Christen. Und auch die Maske des Abenteurers nahm ich immer mal wieder hervor.
All diese Masken vermochten etwas von mir auszudrücken. Doch wer war ich wirklich? Auf jeden Fall sollten Menschen meine guten Eigenschaften sahen und nicht etwa meine Schwächen und Probleme.
Auch wenn ich mich heute schon viel besser kenne, bin ich mir oft noch immer ein Rätsel. Ich habe viele Eigenschaften und meine Persönlichkeit viele Facetten. Dabei möchte ich noch immer, dass mein Umfeld meine guten Seiten zu sehen bekommt.
Als ich einmal nach einer geeigneten Maske Ausschau hielt, entdeckte ich meine Lieblingsmaske. Diese Maske stellt Gottes Liebe dar und was er in mir sieht. Meine Eigenschaften sind hier nicht sehr wichtig. Wenn ich alleine bin, betrachte ich sie und staune, was Gott in mir sieht. Ehrfürchtig ziehe ich meine Maske an und wünsche mir nichts sehnlicher, als dass mein Leben genau mit dieser Maske übereinstimmt.
Je mehr ich meine Lieblingsmaske betrachte und je weniger ich mich mit den Masken meiner Eigenschaften abgebe, desto befreiter werde ich. Und ich freue mich auf den Tag, an dem ich wie meine Lieblingsmaske aussehen werde.
Text: Markus Richner-Mai
Bild: Pixabay