Tanzspuren
Ich verrenke mir den Hals. Schaue zurück. Schaue zurück auf meine Fusstapfen, wie sie langsam grösser werden auf meinem Lebensweg. Ganz weit hinten sind noch Kinderfussstapfen. Da hinten sind noch Stolper und Luftsprünge. Ich sehe Tanzspuren.
Ich schaue zurück und verrenke mir meinen Hals. Zurück auf die Welt, die meine war. Als die Welt noch einfach war. Damals als mein grösstes Problem das falsche Happymeal-Geschenk war. Zurück, als die Fusstapfen noch klein waren.
Ich schaue zurück auf meine Fusstapfen und sehe wie sie langsam grösser werden. Ich sehe zu der Strecke nah an meinen Schuhen. Da sind weniger Luftsprünge und Tanzschritte. Ich schaue zurück und sehe einen regelmässigen Trott. Stolper. Schlurfer. Nichts Aussergewöhnliches. Ich vermute, das passiert mit dem Erwachsenwerden. Seriös zu werden, Verantwortung zu übernehmen, Strenge und Macht zu zeigen. Immer alles im Griff haben zu müssen. Diese Fusstapfen haben keine Tanzspuren mehr. Sie sind grösser und mühsamer geworden.
Da sehe ich nach vorn und sehe eine weisse Fläche und merke ich bin noch nicht am Ende. Da klopft etwas in meinem Herzen. Das Kind von damals ist noch hier. Es tanzt und lacht ganz tief in mir. Ich sehe zurück zu den Kinderschritten und merke wie ich mir den Hals verrenke. Da steht jemand neben mir. Ich bin und war nie allein. Mein Erfinder, mein genialer Schöpfer lächelt und schaut nach vorn. Ich merke, dass es angenehmer ist nach vorne zu schauen. Ich mache einen Hopser, einen kleinen Luftsprung. Ich mache eine Drehung, weil das viel besser tut, als eine Verrenkung. Ich tanze und lache mit ihm und merke: Erwachsen zu werden, bedeutet nicht damit aufzuhören, sondern das gekonnter durchzuführen. Gekonnter nicht, weil man Macht hat, überlegen ist oder alles im Griff hat. Gekonnter weil man länger immer wieder aufgestanden ist und länger Übung darin hat mit Gott an der Seite: Fröhlich zu sein, lachen, tanzen und hüpfen.
Das alles sah so lange aus wie ein heimtückischer, nicht vorhandener Schein. Fröhlich ist, zu sein. Nicht zwingend im Regen zu tanzen, aber schmunzelnd unter dem Regenschirm zu wetteifern, wann die Sonne wieder scheint und ganz nah bei unserem Vater zu sein.
Text: F.H.
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