Gottes Rhythmus im Knast entdeckt
«Freiheit» entstand hinter Gittern
Das erste Album des Rappers Yannic Maurice Rossel ist erschienen: Es heisst «Freiheit» und dreht sich darum, bei Gott Freiheit zu finden. Als er am 13. Januar 2009 wegen Gewalt-, Drogen- und Diebstahldelikten verhaftet wurde, hätte er nie gedacht, dass er das Gefängnis Ende 2013 als christlicher Hip-Hopper verlassen würde.
Das Album heisst Freiheit, weil er in der Vergangenheit alle Freiheit verloren habe, bilanziert Rapper Yannic Maurice Rossel.
«Hinter Gittern lernte ich, dass wahre Freiheit nicht abhängig ist von Ort oder Besitz. Ich merkte, dass ich mich auch da frei fühlen konnte. Materielles ist nicht alles. Ich wurde frei von den Zwängen, die einem die Gesellschaft aufdrückt.» Frei werden bedeute innerlich frei werden. «Viele sind im Herzen nicht frei. Man hat die besten Kleider und will immer dazugehören.» Diese Erkenntnis gewann der junge Musiker im Gefängnis.
Der Zusammenbruch
Nach einiger Zeit im Gefängnis fing er an, Gespräche mit einem Gefängnisseelsorger zu führen. «Am Anfang war ich nicht wirklich am Glauben interessiert», erinnert sich Yannic. «Ein Zellennachbar, mit dem ich gut auskomme, fand aber durch einen Seelsorger zum Glauben.» Eines Abends sei er beim Mitgefangenen in der Zelle gesessen. «Wir sprachen drei Stunden zusammen und ich war am Ende. Er sagte: 'Wenn du nicht mehr kannst, dann bete zu Jesus.' Zurück in meiner Zelle, abends um 22 Uhr, brach für mich in meinem 1,5 auf 3 Meter grossen Raum alles zusammen.» Er habe realisiert, dass er beim Nullpunkt angelangt sei. «Ich hatte alles verspielt, alles war kaputt. Und ich merkte, dass sich etwas ändern muss.»
Die Erfüllung
Weinend sei er auf die Knie gegangen und er habe gebetet: «Jesus, ich weiss nicht, wer du bist. Wenn du aber der bist, der man sagt, dann hilf mir! Ich bin am Ende. Ich versuche nun so zu leben, wie du es gewünscht hast.» K.o. legte sich Yannic schlafen. Am morgen stand er in seiner kleinen Zelle auf, ging ans vergitterte Fenster und sein Blick schweifte durch den Innenhof, auf die Mauer mit Stacheldraht und die Überwachungskameras. «Ich lachte, weil ich erstmals wirklich glücklich war. Erstmals spürte ich Freiheit. Erstmals waren all die Sehnsüchte gestillt, die ich vorher mit Drogen, Partys und Autodiebstählen füllte. Das gute Gefühl blieb. Ich merkte, dass etwas anders ist. Es kommt von Jesus, ich kann es mir nicht anders erklären.»
«Im Frühjahr war es nun vier Jahre her, seit ich nicht mehr gekifft habe. Kein Alkohol, keine Delikte, keine Schlägerei, keine sinnlose Beziehung.» Seine Persönlichkeit sei verändert. «Früher war ich oft schlecht gelaunt und von Hass und Trauer getrieben.» Jetzt gebe er die Hoffnung dieses neuen Lebens weiter.
In den Freigängen CD aufgenommen
Das Album ist über einen längeren Zeitraum entstanden. «Zunächst war es nicht als Projekt geplant. In der Massnahme hatte ich dann aber mehr Freigänge und so suchte ich jeweils das Studio auf, nachdem ich im Gefängnis die Texte überarbeitete.» Eine Echtheit der Gefühle sei Zustande gekommen. Dennoch denke er nicht an Verkaufszahlen. «Wenn ein Kidy auf der Langstrasse in seinem Leben weiterkommt, dann ist mir das viel mehr wert. Mein Ziel ist es, den einzelnen Menschen zu berühren.»Er wolle Menschen erreichen, die in der gleichen Lage seien, wie er. «Früher wollte ich mir nichts sagen lassen. Ich weiss, wie die Situation heutiger Jugendlicher ist und kann sie dort abholen, wo sie stehen. Auch kann ich ihnen zeigen, dass es einen anderen Weg gibt.»
Zeigefinger als Wegweiser
Es sei auch ein Album, das den Zeigefinger erhebt, dass man nicht alles verherrlichen müsse; gerade Dinge, die einen nicht glücklich machen würden. «Einzig durch Gott lernen wir schätzen, was wir haben.» Andere Tracks auf seinem Album zeigen auch Gottes schützenden Arm, so etwa das Lied «Nicht wertlos». «Mit diesem zeige ich Leuten in schweren, scheinbar ausweglosen Lebenssituationen, dass sie nicht wertlos sind und dass nach einem dunklen Tal ein neuer Tag aufgeht und die Sonne scheint.»
Im Gefängnis wurde das Album im letzten Jahr von Streetchurch-Pastor Markus Giger als Weihnachtsgeschenk verteilt. «Nun wird die CD auch im Fitnessstudio gespielt.»
Yannic durchläuft mittlerweile die Lehre zum Automechaniker. Ehrenamtlich engagiert er sich für die Streetchurch, später wolle er das «Theologisch-diakonisches Seminar» Aarau (TdS) durchlaufen.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet