Unbekannter Superstar
Die chinesische Sängerin G.E.M. und ihr Glaube
Mit über 1,5 Milliarden YouTube-Aufrufen zählt Gloria Tang Tsz-kei (G.E.M.) zu den bekanntesten chinesischen Sängerinnen. Die Künstlerin bekennt sich offen zu ihrem christlichen Glauben.
Wer im Westen von Gloria Tang Tsz-kei (31) gehört hat, kennt sie meist unter ihrem Künstlernamen G.E.M. Die Buchstaben stehen für «Get Everybody Moving» (jeden in Bewegung bringen). Das tut «Chinas Taylor Swift» seit 2008. Im Juli 2022 veröffentlichte sie ihr neuestes Album «Revelation», dessen erster Song – «Gloria» – ihre eigene geistliche Reise darstellt. Tang betitelte ihn nach ihrem englischen Vornamen, den ihr Vater ihr gab, um damit «jedem mein wahres Ich zu präsentieren, ohne mich zu verstellen».
«Gloria»
Das Musikvideo zu «Gloria» zeigt die Sängerin in einer künstlich-grauen Einöde, aus der sie verzweifelt versucht zu entkommen, doch als sie das «Afterland» (das Land dahinter) betritt, stellt sie enttäuscht fest, dass dies kein Paradies ist, sondern ein weiterer Ort voller Schmerz und Betäubung. Schliesslich sieht sie einen hoffnungsvollen Lichtschein und hört ein «undeutliches und heilsames» Flüstern. Während sie durch Ruinen der Morgendämmerung und dem Meer entgegengeht, gewinnt die Landschaft im Hintergrund an Farbe. Am Strand angekommen kniet sie sich weinend und betend hin, wobei sich das Meer vor ihr teilt. «I’m waiting for you, waiting for you to come back» erklingt es: Ich warte auf dich, warte darauf, dass du zurückkommst – und dann geht sie auf eine leuchtende Tür zu.
Was sich nach einem normalen Musikvideo anhört, das einem gefallen oder auch nicht gefallen kann, gewinnt eine neue Tiefe dadurch, dass Tang «Gloria» in einem kurzen Erklärvideo als Spiegel ihrer eigenen Kämpfe und Gebete beschreibt, als Sinnbild für Gottes Erlösung und Segen, und ausserdem dadurch, dass dieser Song von einer Chinesin in China gesungen wird.
Eine Erfolgsgeschichte
Mit 16 Jahren veröffentlichte G.E.M., die in Hongkong aufwuchs, ihre erste Solo-EP. 2014 nahm sie an der chinesischen Castingshow «I am a Singer» teil, erreichte dort den zweiten Platz und wurde landesweit bekannt. Inzwischen wurden ihre YouTube-Musikvideos mehr als 1,5 Milliarden Male angeklickt und beim Musikdienst Spotify wird sie eine Million Mal pro Monat gehört – was innerhalb Chinas einmalig und selbst weltweit gesehen sehr erfolgreich ist.
Mit ihren Fans kommuniziert die Sängerin hauptsächlich über die sozialen Medien wie Facebook, YouTube und Sina Waibo, Chinas grösster Social-Media-Seite. Trotzdem stellt die Sängerin laut Christianity Today klar: «Ich habe inzwischen gelernt, dass das Ergebnis nicht das Wichtigste ist, denn egal, ob es ein Misserfolg oder ein Erfolg ist, ich würde auf jeden Fall Erfahrungen sammeln. Ich denke, jeder ist ein wandelnder Zeuge für andere Menschen.»
Glaube im Lied
Auch in früheren Songs wie «Heartbeat» oder «Walk on Water» bringt Tang Elemente des Evangeliums zur Sprache. Einige kritisieren sie zwar dafür, dass sie nie direkt von Gott, Jesus oder auch Sünde spricht, die meisten Reaktionen von Christen sind aber sehr positiv. So unterstreicht Kris Wang, Ältester einer chinesischen Gemeinde in den USA, laut Christianity Today: «Es kommt in der chinesischen Popmusikindustrie kaum vor, dass eine Sängerin ihren Glauben in Liedern enthüllt und biblische Ideen für ihre Alben entwickelt.» Auch der US-Pastor Jiang Shaolong bewundert ihren Mut: «Im heutigen China ist es für eine christliche Künstlerin mit kommerziellen und politischen Risiken verbunden, ihren Glauben öffentlich zu bezeugen.»
Obwohl Tang inzwischen Hunderte von Millionen Zuschauern erreichen könne, sei es «ihr unmöglich, in diesen Sendungen offen ihren christlichen Glauben zu bezeugen». So teilt G.E.M. auf der einen Seite das Schicksal bekannter Künstler, die an Jesus glauben, dass sie ein Vorbild für viele ist und gleichzeitig mit ihrem Leben in der Kritik anderer steht. Darüber hinaus muss die Sängerin damit leben, dass die chinesische Zensurbehörde sie auf die Liste «stark beobachteter Personen» gesetzt hat, seitdem sie 2014 bekanntgab, dass sie unter Tränen für Hongkong gebetet hätte.
Viele im Westen mögen Gloria Tang Tsz-kei nicht kennen, aber es scheint so, als ob ihr Künstlername G.E.M. in der asiatischen Welt die Nebenbedeutung bekommt, dass sie ihre Fans auch innerlich bewegt, weil sie ihnen zeigt, dass es einen Weg heraus aus der Einöde des Lebens gibt.
Sehen Sie hier das Musikvideo «Gloria» von G.E.M.:
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Christianity Today