Kind auf Bestellung
«Es braucht fundierte Aufklärung bezüglich Leihmutterschaft»
Verschiedene Interessengruppen setzen sich für die Legalisierung der Leihmutterschaft ein. Um auch die Konsequenzen für das Wohl des Kindes und der betroffenen Frauen aufzuzeigen, organisiert Zukunft CH einen Vortragsabend.
Hinweis: Aufgrund von Krankheit musste der Vortragsabend leider abgesagt werden. Sobald ein Ersatztermin feststeht, wird Livenet dies bekanntgeben.
Eizellenspende in der Schweiz. Die Debatte läuft. Für Zukunft CH ist dies Grund zu fundierter Aufklärung. Während in Diskussionen oft vor allem die Rechte und Wünsche der Erwachsenen im Fokus stehen, geht es am Vortragsabend am 1. September in Aarau auch um das Erleben des Kindes.
Kompetente Referenten berichten aus Erfahrung
Die Wiener Bioethikerin Susanna Kummer wird von den Erfahrungen betroffener Frauen berichten. Die Eizellenspende ist mit hohen körperlichen Belastungen verbunden und kann schwere Nebenwirkungen verursachen. Dieser Sachverhalt ist genauso bekannt wie die erhöhten gesundheitlichen Risiken und die emotionale Belastung der Frauen, welche «fremde» Kinder austragen.
Als weiteren Referenten konnte Zukunft CH den St. Galler Psychologen Klaus Käppeli gewinnen. Als Fachperson berichtet er von Herausforderungen, welche Kinder, die auf künstlichem Weg gezeugt wurden, zu bewältigen haben. Aus langjähriger Erfahrung kennt er die Unterschiede zu Kindern, die auf natürliche Weise entstanden sind. In seinem Artikel «Ich darf nicht verlieren» schreibt Käppeli: «Kinder und Eltern, die den Weg der künstlichen Befruchtung wählen, machen andere Erfahrungen als bei einer natürlichen Zeugung und Geburt. Es ist ein sensibles und mehrschichtiges Thema, das besondere Achtsamkeit erfordert.»
Wir müssen darüber reden
Als Veranstalterin hat Regula Lehmann, die bei Zukunft CH den Bereich Ehe– und Familienprojekte leitet, ein grosses Anliegen für das Thema. Immer wieder ist sie darüber irritiert, wie widersprüchlich gegenwärtig mit Frauen– und Kinderrechten umgegangen wird. Sie gibt ein Beispiel: «Einerseits empören wir uns lautstark, wenn wir von Ausbeutung und Unterdrückung hören, dulden aber gleichzeitig, sobald es um den Kinderwunsch geht, dass viele Frauen, welche Eizellen spenden oder Kinder für andere Menschen austragen, dies aufgrund einer finanziellen Notlage tun.» Auch die ganze Thematik der vorgeburtlichen Bindung wird weitgehend verdrängt, obwohl wir heute mehr über das Leben und die Bedürfnisse ungeborener Kinder wissen als je zuvor. Wir handeln oft nicht nur gegen das Gewissen, sondern auch «gegen besseres Wissen».
Am Vortragsabend «Kind auf Bestellung?» werden Erkenntnisse und Praxiserfahrungen präsentiert, die für viele neu oder überraschend sein dürften. Regula Lehmann ist überzeugt, dass die Legalisierung der Leihmutterschaft in der Schweiz längerfristig nur verhindert werden kann, wenn das Erleben der Kinder und die Risiken der involvierten Frauen gesellschaftlich und medial in den Vordergrund gerückt wird. Am Vortragsabend geht es deshalb nicht primär um Politik, sondern um Praxiserfahrungen und Aufklärung. «Es braucht fundierte Aufklärung bezüglich Leihmutterschaft», ist Regula Lehmann überzeugt. Menschen sollen wissen, was es mit dem Thema auf sich hat und welche Risiken eine immer grenzenlosere Fortpflanzungsmedizin insbesondere für Frauen und Kinder beinhaltet.
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet