Beat Ungricht im Talk
Der neue SEA-Präsident stellt sich vor
Seit ein paar Wochen ist Beat Ungricht Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). Im Livenet-Talk spricht er über theologische Weite, Gemeindegrösse und erzählt auch ein paar persönliche Anekdoten aus seinem Leben.Neben seinem Engagement in der Viva Kirche (Regionalleiter Zürich) und als SEA-Präsident ist Beat Ungricht Armeeseelsorger. Die Zulassung Vertreter anderer Religionen als Armeeseelsorger öffnete auch Theologen aus Freikirchen die Türe. «Während der Coronazeit hatte die Armee eine Mobilmachung und merkte, dass Soldaten auch seelisch versorgt werden müssen.» Die Möglichkeit, den Soldaten zu dienen, hat Beat ergriffen und er macht überall Werbung für einen Einsatz als Armeeseelsorger. «Das ist ein offenes Fenster, es lohnt sich unglaublich, sich hier zu investieren.»
Wieviel theologische Breite erträgt die Allianz?
Dass die Schweiz multireligiös geworden ist, zeigt sich nicht nur im Militär. Selbst in der SEA ist das Thema nicht unwesentlich und es stellt sich die Frage, wie breit sie theologisch sein kann. «Bei unseren Mitgliedern gibt es diesbezüglich unterschiedliche Auffassungen. Meine persönliche Meinung ist, dass die Kirche in der Bevölkerung an Relevanz gewinnen muss.»
Für ihn stellt sich die konkrete Frage, ob evangelische Kirchen und Freikirchen auch die Möglichkeit haben, andere Kirchen, wie beispielsweise die Christkatholische aufzunehmen. «Da sind wir momentan im Gespräch.» Er selbst habe eine grosse Offenheit. «Es braucht Christus im Zentrum. Ist er im Zentrum, dann ist es Jesus – gemäss Johannes 17 – wahrscheinlich wichtig, dass wir einig sind. Wenn Christus, sein Kreuz und seine Auferstehung unsere Einigkeit bestimmt, dann haben wir eine starke Einigkeit und die Denominationsgrenzen sind nach meinem Empfinden nicht mehr wichtig.»
Polarisierung geschieht heute unabhängig der Denominationen
«Ich glaube, dass diese Polarisierung uns allen geschadet hat», sagt Beat in Bezug auf die Coronadebatten. «In der Meinungsbildung haben sich plötzlich Extreme gezeigt.» So komme es, wenn das Zentrum nicht mehr das Verbindende ist.
«Das Denominationelle ist immer weniger das Trennende. Vielmehr sind es inhaltliche Fragen des Populismus, wie wir es während Corona beobachtet haben. Auch die Sexualethik ist momentan spaltend.» Aber diese Diskussionen seien keine Frage der Denominationen, sondern liefen auf einer ganz anderen Schiene. «Hier sehe ich echte Herausforderungen. Da wird es wahrscheinlich schwierig.»
Grosse oder kleine Gemeinden?
In seinem bisherigen Leben war Beat vorwiegend in grösseren Gemeinden zu Hause, gleichzeitig aber auch in verschiedenen Gemeindegründungsprojekten involviert. «Im Grossen muss das Kleine gut sein», hält er fest. «Wenn ich zum ICF oder der FEG Winterthur gehöre, nicht aber in einer kleinen Zelle zu Hause bin, dann ist auch das Grosse nicht gut.» Genauso wie das Grosse im Kleinen gut sei, brauche das Kleine aber auch das Grosse. Das eine gegen das andere auszuspielen, sei nicht zielführend.
Persönlicher Werdegang
«Meine Eltern gaben mir von Anfang an eine grosse Liebe für Christus mit.» Schon als Junge wünschte er sich, einmal «etwas für Gott zu machen». Die Aussage eines älteren Christen, dass Beat einmal Prediger werden würde, blieb hängen. «Diese Zusage bewahrte ich in meinem Kinderherzen.» Im Alter von 22 Jahren ging er zur Bibelschule und wurde Pastor. «In den letzten zehn Jahren wurde mir wichtig, mit Menschen einen Weg zu gehen und sie nicht zum Erreichen meiner Visionen zu benutzen.» Deshalb machte er eine Ausbildung zum Berater- und Coach Supervisor.
Beat erzählt aus der Zeit, als er an die Grenzen seiner Kräfte kam und realisierte, dass er sein Leben neu ordnen musste. «Ich begann, Zeiten der Stille einzuplanen und entdeckte, dass ich aus der Stille heraus viel kreativer bin. Das begeistert mich.»
Blick vorwärts auf die Zeit als Präsident der SEA
«Bei einem Neueinstieg höre ich am Anfang grundsätzlich einmal zu.» Da er erst seit einem Monat im Amt ist, sieht er sich in dieser Phase des Hörens. «Keinesfalls will ich sofort irgendetwas aufziehen. Mein Wunsch ist es, Teil des Teams zu werden und in die Aufgabe hineinzuwachsen.» Beat habe aber durchaus Dinge auf dem Herzen. «Ich glaube, dass wir Denominationsgrenzen überprüfen und uns fragen müssen, wie wir mit ihnen umgehen.» Weiter beschäftigt ihn, wie Gemeinden, die nicht explizit schweizerisch sind, besser integriert werden können und ob «evangelisch» umfassender verstanden werden kann.
Es geht um die Liebe zu Christus
«Während meiner Zeit als Pastor traf ich mich während zwei Jahren monatlich mit einem katholischen Pater. Ich wollte mich von jemandem herausfordern lassen, der Jesus liebt, dies aber auf andere Art ausdrückt als ich.» Rückblickend spricht Beat von einer wertvollen Zeit. Ein anderes Mal verbrachte er zehn Tage in einem orthodoxen Kloster in England. «Hier tauchte ich ins Jesusgebet ein und staunte über den Zugang dieser Menschen zu Jesus. Sie konnten täglich vier Stunden beten.» Für ihn war dies eine neue Erfahrung und er staunte, was es in ihm bewirkte. Auch wenn Beat heute nicht vier Stunden pro Tag im Gebet verbringt, ist ihm die Verbindung mit Gott doch sehr wichtig.
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet