Philosoph Ludwig Hasler

«Es gibt Licht nach der schwärzesten Nacht. Halleluja!»

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Ludwig Hasler (Bild: ludwighasler.ch)
Der Philosoph und Publizist Ludwig Hasler weiss öfters zu überraschen, so mit der Kolumne «Alt und Jung» in der Schweiz am Sonntag. Kurz nach Ostern überrascht er seine kulturpessimistische Dialogpartnerin Samantha Zaugg mit seinen Ostererinnerungen.

Die Kolumne ist als Briefwechsel zwischen Hasler als Vertreter der alten Generationen und Zaugg als Vertreterin der Jungen konzipiert. In seinem ersten Brief nach Ostern schildert der Ludwig Hasler (77) gegenüber der Journalistin, Fotografin, Filmemacherin Samantha Zaugg (27) seine Begeisterung über Ostern. Einleitend bemerkt er, er erinnere sich «an eine Zeit, als es noch nicht das Grösste war, an diesem Tag im Stau am Gotthard zu stehen. Oder auf dem Töff durch Dörfer zu brummen.» 

«Auferstehung war Erfahrung, kein Trostpflaster»

Hasler reagiert damit auf den letzten Beitrag von Samantha Zaugg, in dem sie sich sehr pessimistisch über aktuelle Strömungen wie Rassismus äusserte, während sich die Menschheit «in egozentrischer Borniertheit» blockiere.

Dem hält er seine Erinnerungen an Ostern entgegen, wie er sie damals in Beromünster erlebt hatte: «Damals war der Tag vollkommen ruhig, keine Autos, keine Geschäfte, vom Kirchturm nur die Holzrätsche. Nachmittags die Passion, Kreuzweg, Golgatha, Tod am Kreuz. Dunkel, Stille. Feierlich. Spät am Samstag zündeten wir vor der Kirche den Holzstoss an, von dort nahm die Osterkerze Feuer. Einzug in die Kirche. Dreimal der Ruf 'Lumen Christi', beim dritten Mal explodierte alles Licht in der dunklen Kirche. Ähnlich wie der Schlusschor bei Beethoven: 'Freude, schöner Götterfunken!' Die Botschaft ergriff uns, Auferstehung war Erfahrung, kein Trostpflaster. Es gibt Licht! Noch nach der schwärzesten Nacht. Halleluja!»

Die Verlockung der Osterbotschaft

Hasler appelliert an die Adresse seiner jungen Kollegin, sich von ihrem Weltpessimismus zu befreien. Er nimmt dazu die Osterbotschaft als Grundlage und beschreibt in zeitgemässen Worten seinen Glauben an die Zukunft: «Du sagst, wir treten an Ort. Wie kämen wir weiter? Vielleicht mit Wilhelm Busch: 'Tugend will ermuntert sein, Bosheit kann man schon allein.' Tugend (nicht Bravheit) meint: die Kraft, etwas zum Besseren zu bewegen. Worauf reagiert diese Kraft? Sicher nicht auf Belehrung, eher auf Verlockung. Auf Ermutigung. Sicher nicht auf Prügel.»

Kein billiger Trost!

Er räumt ein, dass die Kirche sich oft «unerträglich schuldig» gemacht habe. Um dann zu kontern: «Doch wer ersetzt nun ihr kulturelles Angebot, den Reichtum an Bildern, Erzählungen, Ritualen? Die machen uns nichts vor, reden uns den Zwiespalt nicht aus, der uns menschlich macht: sehen uns prekär zwischen Geist und Gier, zwischen Gut und Böse. Erzählen aber auch von Hoffnung nach der Verzweiflung, von Gnade in der Sünde. Erzählen von Karfreitag und Ostern. Tod und Auferstehung. Dass der Tod nicht das letzte Wort hat, ist kein billiger Trost. Wer Erneuerung will, lebt anders. Also anders leben? Muss ich dann selber.»

Und er schliesst mit der herausfordernden Frage an seine Dialogpartnerin: «Habt ihr Jungen auch so etwas wie Ostern?»

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Datum: 03.05.2022
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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