Die Psalmen

Gestaltet, getanzt, gesungen, gelesen und gespielt

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ultraSchall (Bild: Livenet)
Singend und betend in den Psalm 130 eintauchen. Klagen, fragen, hören, Antwort bekommen – auf diese Reise nahm das Ensemble ultraSchall die 60 Anwesenden anfangs März mit.

In Zürich-Altstetten, inmitten von Wohnblocks und Industriebauten, steht der moderne Kubus der reformierten Andreas-Kirche. Der Gottesdienstraum verfügt über eine wunderbare Akustik. Hier wurden einmal mehr Musik und Gesang zum Himmel und in die Herzen der Teilnehmenden getragen.

Musik, Gesang und Tanz zu Gottes Ehre

Das Ensemble ultraSchall geht in seiner Konzerttätigkeit weit über den Schall hinaus. Die Tänzerin und Sängerin Julia Medugno hat das Ensemble vor elf Jahren gegründet. Sie choreografiert die innovativen Aufführungen, musikalischer Leiter ist der Cellist und Tenor Jonas Iten. Mit einem Team von Profis machen sie den Inhalt von Psalmen erlebbar. Tänzer und Tenor Jonas Kägi, die Violinistinnen Letissia Francchiolla und Madeleine Niggli sowie Chelsea Chen an Orgel und Cembalo drücken gemeinsam aus, was den Psalmisten bewegt.

«Aus der Tiefe rufe ich Herr, zu dir – hör auf meine Stimme!» Julia Medugno singt es, ruft dann in Mundart: «Gott, wo bisch? Ghörsch mi eigetli?» Jonas Kägi nimmt den Dialog auf: «Wenn du, Herr, Sünden zurechnest, Herr, wer wird bestehen?» Gesichtsausdruck und getanzte Gesten zeigen seine Not.

Schuldig …

Julia Medugno und Jonas Kägi streichen mit den Händen über ihre weissen Oberteile und verschmutzen sie damit. Je mehr sie den Dreck wegwischen wollen, desto weiter wird er verteilt. «Meine Seele wartet auf den Herrn», singen sie im Duett. «Wer wartet denn gern?», fragt die Sängerin. Und singt aus einer Kantate von J. S. Bach: «Da ich ein betrübter Sünder bin, den sein Gewissen naget, und wollte gern im Blute dein von Sünden abgewaschen sein, wie David und Manasse.» Ihr ganzer Körper drückt dies tanzend aus.

Psalmen als Vorbild

Pfarrer Ueli Schwendener fordert in seiner Predigt auf, die Not zu beklagen, die man empfindet. Er nennt als Beispiel die Pandemie oder den eben ausgebrochenen Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Doch dann solle man seine Hoffnung auf Gott setzen, wie die Israeliten es immer wieder taten. «Meine Seele harrt auf den Herrn», zitiert er David. «Gott schaut mit grosser Güte auf uns unvollkommene Menschen», hält Schwendener fest. «Mit Jesus Christus hat sich Wesentliches geändert – er hat Schuld vergeben. Er spricht Menschen von der Last ihrer Schuld frei.»

Die Passionszeit weise darauf hin, dass auch Jesus gelitten hat. «Wir können Leid nicht verhindern, aber beten, dass die Mächtigen zur Einsicht kommen, und wir können Not lindern.» Viele Fragen bleiben offen, gesteht der Pfarrrer. «Trotzdem dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott uns liebt und es gut mit uns meint!»

Trost in der Musik

Das ganze Ensemble singt acapella: «Ob bei uns ist der Sünden viel, bei Gott ist viel mehr Gnade; sein Hand zu helfen hat kein Ziel, wie gross sei auch der Schade. Er ist allein der gute Hirt, der Israel erlösen wird, aus seinen Sünden allen.» Johann Sebastian Bach hat dies in seiner Kantate BWV 38 so beschrieben: «Ich höre mitten in den Leiden ein Trostwort, so mein Jesu spricht. Drum, oh geängstigtes Gemüte, vertraue deines Gottes Güte, sein Wort besteht und fehlet nicht. Sein Trost wird niemals von dir scheiden». Diese starken, tröstenden Worte erklingen durch den Kirchenraum. Medugno und Kägi richten Blicke und Arme zum Kreuz an der Wand, tanzen dazu.

Weiss und rein

«…und er wird Israel erlösen aus all seinen Sünden», singt Jonas Kägi. Er zieht sein verschmutztes Hemd aus und streift sich ein sauberes über. Auch für die Tänzerin, Musiker- und Musikerinnen hängt saubere Bekleidung von der Decke. Schliesslich streifen sich alle ein weisses, reines Gewand über, Musik und Tanz werden leicht und fröhlich.

«Denn beim Herrn ist Gnade und viel Erlösung bei ihm.» Mit diesen Worten schliesst sich der Reigen des Tanztheaters. Die Gäste sind berührt und bewegt. Beim Apéro kommen sie ins Gespräch. Eine Frau sagt: «Ich wurde reich beschenkt!» Gestärkt kehrt sie in ihren Alltag zurück.

Gemeinsam Psalmen neu interpretieren

Julia Medugno plant zusammen mit dem Theologen Beat Rink, Leiter von Crescendo International, einer Vereinigung christlicher Musikschaffender, das Projekt «mal ehrlich – Psalmen!?». Zusammen mit Künstlern diverser Sparten möchten sie Lieder aus dem Psalter neu gestalten. Ein alter Psalmtext steht im Zentrum, ihm wird ein neu erarbeiteter gegenüber gestellt. Dies kann auch im Zusammenspiel mit dem Publikum erarbeitet werden. Interessierte Künstler und Sponsoren können sich bei julia.medugno@gmx.net oder 079 377 44 58 melden.

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Datum: 22.03.2022
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet / Feierwerk-Gottesdienst

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