12 Moscheen, 140 Sprachen
«Die Evangelische Allianz Biel ist wie die Sehnen im Körper»
140 Landessprachen sind in der
Stadt Biel vertreten, zwölf Moscheen stehen in der Seeland-City. Den Menschen
im Ort dient in vielfacher Weise die Evangelische Allianz. «Sie
ist wie die Sehnen des Körpers, sie hält diesen ganzen Körper zusammen»,
erklärt Kurt Zaugg,
Präsident der Evangelischen Allianz Biel und Umgebung, im Interview mit Livenet.Kurt Zaugg, die Evangelische Allianz Biel ist riesig, können Sie
diese kurz vorstellen?
Kurt
Zaugg: Nicht nur die
Allianz ist riesig! Wir haben in Biel zwölf Moscheen und über 140
Landessprachen! Wir benötigen unbedingt ein eng geflochtenes Netz, um die vielen
Nationalitäten mit der Guten Nachricht erreichen zu können. Jede Gemeinde, jede
Migrationsgemeinde, jedes Werk und jede Missionsgesellschaft ist da wirklich
nötig und eine gute Zusammenarbeit ist unentbehrlich. Als Ganzes versteht sich
die Evangelische Allianz Biel als Teil «der Kirche der Stadt Biel»; nicht zu
verwechseln mit der «Stadtkirche Biel». Dazu gehören aber auch die
Landeskirchen.
Neben
vielen Gemeinden sind auch zahlreiche Werke dabei – wie geben sich diese in die
Allianz hinein?
Wir haben diverse bilingue
«Stadtwerke»: Der Jugendtreff «Passepartout»; «rueAcoeur», das ist eine Arbeit
unter Randständigen mit einem Strassenseelorger, der zu 50 Prozent angestellt
ist; zudem offerieren wir jeden Montagabend eine warme Mahlzeit. Dann ist «Perla»
dabei, eine Arbeit unter Prostituierten, «Solei», eine Familienarbeit unter
Flüchtlingen, Migranten und Bedürftigen mit einer angestellten Missionarin, die
zu 100 Prozent benevol angestellt ist. Es gibt zwei öffentliche Spielnachmittage
monatlich im Stadtpark, wöchentliche Aufgabenhilfe, wöchentliche Sprachhilfe in
Deutsch und Französisch im «Haus für Bienne», Familienhilfe und wöchentliche
Hausbesuche. Weiter dabei sind «Poussole», eine französischsprachige
Seelsorgearbeit, «LivinGod», das regelmässige multilinguale Strasseneinsätze
macht. Nicht wegzudenken sind auch die vielen Missionswerke, die sich auf der
Sprachgrenze gefunden haben, mit denen wir in regem Kontakt sind. Miteinander
repräsentieren wir die Kirche der Stadt Biel.
Wie bereits gesagt, ist Biel eine multilinguale Stadt, der wir erlebbar zeigen, dass unter Christen alle Menschen gleich sind und es darum keinen Röstigraben gibt. Die bilinguale Allianz ist in Biel nicht wegzudenken. Sie ist wie die Sehnen des Körpers, sie hält diesen ganzen Körper zusammen.
Was
gibt die Allianz der Stadt Biel?
Jährlich einen
bilingualen Gottesdienst mit Apero zum Jahresbeginn, der von den Gemeinden, Werken
und Missionsgesellschaften finanziert wird. Die Gottesdienstkollekte wird zu
100 Prozent an die Werke in Biel weitergeleitet. Einmal im Jahr wird der «day4family»
in der Fussgängerzone veranstaltet. d4f ist ein multilinguales Familienfest. Alles ist kostenlos,
Essen, Trinken, Attraktionen, Bibeltisch! Alles wird von den teilnehmenden
Gemeinden gesponsert und soll ein Segen für die Stadt sein. Zudem gibt es jährlich einen
bilingualen ökumenischen Bettagsgottesdienst und ein Weihnachtsfest
für Migranten und Flüchtlingen inklusive Lebensmittelabgabe. 2018 kamen weit
über 500 Teilnehmer.
Welche
Aktionen und Projekte sind als nächstes geplant?
Der
day4family 2019, das Weihnachtsfest
für Migranten und Flüchtlinge 2019, dann
kommt Life on Stage vom 30. November bis zum 6. Dezember 2020 und zur
Zeit läuft eine Gebetsinitiative, bei der jede Strasse der Stadt Biel betend
abgelaufen wird.
Wie
offen sind die Menschen in Biel für den christlichen Glauben?
Die Menschen sind sehr offen für
Jesus Christus. Hingegen sind sie skeptisch und ablehnend den Kirchen
gegenüber.
Welche
Früchte entstehen durch das Miteinander der Gemeinden?
Die Menschen verlangen über die
Sprach- und Denominationsgrenzen hinaus das Miteinander. Die bilingualen Anlässe
werden im Allgemeinen sehr gerne besucht. Aber es braucht jemanden, der immer
wieder zum Durchhalten und Dranbleiben ermutigt. Wir konnten dazu beitragen, dass sich
in den Bieler Gemeinden das Königreich-Gottes-Denken festigt und etabliert. Das
heisst: Wir beten und denken füreinander und die Gemeindeglieder werden mehr
und mehr auch dazu bereit, Notlagen in den Gemeinden und der Stadt zu ertragen.
Weiter stelle ich fest, dass immer mehr mündige Christen und Christinnen
aufstehen, Verantwortung übernehmen und im Namen Jesus in die vorhandenen
Graben und Risse stehen.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet