Jetzt auch Karnataka

Weiterer indischer Staat mit Konvertierungsgesetz

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Als zwölfter Bundesstaat in Indien hat Karnataka ein Anti-Konvertierungsgesetz verabschiedet: Der 62-Millionen-Staat sieht gegen Widerhandlungen bis zu zehn Jahre Haft vor.

Jetzt sind es zwölf von 28 Bundesstaaten. Der indische Bundesstaat Karnataka hat ein Anti-Konversionsgesetz verabschiedet, das religiöse Konversionen, die durch Gewalt, Betrug oder Verlockung erzwungen werden, unter Strafe stellt. Was auf dem Papier gut klingt, wird in der Praxis in den zehn bisherigen Staaten dazu verwendet, Konvertierungen, die vom Hinduismus wegführen, mit aller Macht des Gesetzes zu verhindern.

Diese Verordnung war von christlichen Gruppen vor dem Obersten Gerichtshof von Karnataka angefochten worden. Auch die Oppositionsparteien argumentierten gegen das Gesetz. Dieses verstosse gegen Artikel 25 der indischen Verfassung, der die Religionsfreiheit garantiert.

Höhere Strafen für Dalits

Das Gesetz sieht eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und eine Mindestgeldstrafe von 25'000 Rupien (315 Euro) für diejenigen vor, die mit «Gewalt, unzulässiger Beeinflussung, Nötigung, Verlockung oder mit betrügerischen Mitteln oder durch ein Heiratsversprechen um religiöse Bekehrung werben».

Wenn die Absicht besteht, einen Minderjährigen, eine Frau oder eine Person zu bekehren, die den Scheduled Castes angehört (diejenigen, die nach dem hinduistischen Kastensystem den niedrigsten Status haben), wird die Straftat mit einer Höchststrafe von zehn Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 50'000 Rupien geahndet. Diese scharfe Regelung lässt sich unter anderem darauf zurückführen, dass Dalits, die im Hinduismus als «Unberührbare» gelten, im Christentum die Wertschätzung als «Kinder Gottes» erhalten.

Wer die Religion wechseln möchte, muss die Behörden 30 Tage vor dem Wechsel über die Gründe für den Übertritt informieren.

Skurrile Definition von «Verführung» und «Verlockung»

Extremisten scheinen keinen Unterschied zwischen gesetzlich nicht geduldeten Aktivitäten und echter Evangelisation, Missionierung und Glaubensweitergabe zu sehen. «Sie greifen unsere Kirchen, sozialen Einrichtungen und die Gläubigen an, indem sie den falschen Eindruck erwecken, dass Christen illegal arme Menschen bekehren», sagt ein Kirchenleiter in Karnataka.

Das Gesetz in Karnataka ist strenger als vergleichbare Gesetze in anderen Bundesstaaten und sieht beispielsweise strengere Strafen und eine erweiterte Definition von «Verführung» vor. Im Gesetzentwurf von Karnataka umfasst der Begriff «Verführung» nicht nur das Versprechen von Geld oder das Angebot von Hilfe im Gegenzug für eine religiöse Bekehrung, sondern auch die Andeutung eines «besseren Lebensstils», dass einer Person «göttliches Missfallen» droht oder dass eine Religion oder ein Glaube einer anderen überlegen ist.

«Verlockung» kann daher so ausgelegt werden, dass die Botschaft des Evangeliums, dass Umkehr und Glaube an Christus zur Vergebung der Sünden und zum ewigen Leben führen, kriminalisiert wird. Es ist zu befürchten, dass künftige Anti-Bekehrungsgesetze dem Beispiel Karnatakas folgen werden.

Schockwellen

Greg Musselman von «Voice of the Martyrs» Kanada sagte unlängst, als im Bundesstaat Gujarat eine Gesetzes-Verschärfung veranlasst wurde: «Wenn ein Christ von Jesus und einem ewigen Leben bei Gott erzählt, dann könnte das als Verlockung zum göttlichen Segen betrachtet werden.»

Weiter hielt er fest, dass die Entwicklung besorgniserregend ist: «Das sendet Schockwellen durch die christliche Gemeinschaft in Gujarat. Wenn man für schuldig befunden wird, kann man mit bis zu zehn Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von umgerechnet über 6'000 Schweizer Franken bestraft werden.»

Zwölf Staaten mit Anti-Konvertierungsgesetz

Somit verfügen nun zwölf von 28 indischen Bundesstaaten über ein Anti-Konvertierungs-Gesetz.

In chronologischer Reihenfolge: Odisha (seit 1967), Madhya Pradesh (1968 / 2021 verschärft), Arunachal Pradesh (1978), Chhattisgarh (2000), Gujarat (2003 / 2021 verschärft), Himachal Pradesh (2006), Jharkhand (2017), Uttarakhand (2018), Himachal Pradesh (2019) Uttar Pradesh (2021), Haryana (2022) und nun Karnataka (2022).

Ziel: Gesetze sollen Bundesgesetze werden

«Wir befürchten, dass diese Gesetze zu einem Bundesgesetz werden, sobald die BJP genügend Macht im Land und insbesondere im Senat hat», beobachtete Jan Vermeer, Asien-Kommunikationsleiter von Open Doors, vor einiger Zeit.

Seit dem Amtsantritt von Premierminister Modi im Jahr 2014 hat die Ideologie der Hindu-Nationalisten massiv an Bedeutung gewonnen. Neben dem erheblichen Anstieg von gewaltsamen Übergriffen auf Christen und christliche Gemeinden durch extremistische Hindus haben auch die Behörden Anteil an der wachsenden Diskriminierung. Indien liegt auf dem Weltverfolgungsindex 2022 an zehnter Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Laut dem Josuha Project sind 2,3 Prozent der Einwohner Indiens Christen, was rund 27,5 Millionen Menschen entspricht. Das jährliche Wachstum der evangelischen Christen liege bei 3,9 Prozent (was höher ist, als der weltweite Schnitt von 2,6 Prozent).

Zum Thema:
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Datum: 26.09.2022
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Joy News / MNN / Open Doors

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