Parteiinterne Debatte
Das «C» beschäftigt die CDU weiter
Die Frage nach dem «Christlichen» in der CDU lässt der Partei weiterhin keine Ruhe. Nun hat sich der Partei-Vorsitzende Friedrich Merz geäussert.
In einem Interview mit der Bild am Sonntag hat CDU-Chef Friedrich Merz die Wichtigkeit des Christlichen in seiner Partei betont: «Das C gibt uns Orientierung, Halt und Demut. Wir können auf dieser Welt eben immer nur die vorletzten Antworten geben.» Aus diesem Grund bleibe das «C» Bestandteil der CDU. Merz plädierte zudem für eine Debatte, um herauszufinden, wie «mit Bezug auf dieses C noch mehr Überzeugungs- und Strahlkraft» gewonnen werden könne.
Barriere oder integrativ?
Losgetreten hatte die Debatte der Mainzer Geschichtsprofessor Andreas Rödder. Das CDU-Mitglied rät seiner Partei, das «C» aus ihrem Namen zu streichen. In einer «zunehmend entchristlichten Gesellschaft» könne das «C» eine Barriere für Nichtchristen sein.
Der religionspolitische Sprecher der CDU Bundestagsfraktion, Thomas Rachel, spricht sich in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ebenfalls «grundlegend» gegen eine solche Idee aus. Das Christentum habe eine universelle Botschaft und sei gerade deswegen «nicht exklusiv, sondern plural anschlussfähig, inklusiv und integrativ». In einer Zeit von Werteverfall und gesellschaftlicher Orientierungsnot sei der christliche Glaube für alle Menschen attraktiv. Das gelte auch für Konfessionslose oder Andersgläubige.
«C» als Grenze nach rechts
Rachel bezeichnet das «C» in dem Beitrag als «zentralen Markenkern und Alleinstellungsmerkmal» der Unionsparteien. Es sei viel mehr als «nur ein Namenszusatz». Aus Sicht des religionspolitischen Sprechers erinnert das «C» zudem an die Endlichkeit und Fehlerhaftigkeit in der Politik. Deswegen «inspiriert das wohlverstandene C auch heute noch zu einem Politikverständnis, das sich nicht an utopischen Idealen einer perfekten Welt mit moralisch perfekten Menschen orientiert, sondern in verantwortlicher Weise nach den jeweils bestmöglichen Lösungen sucht, realitäts- und menschennah sowie mit Mass und Mitte.» Das «C» biete darüber hinaus eine klare Grenze nach rechts.
Rachel fordert in dem Gastbeitrag seine Parteikollegen ausserdem auf, das «C» durch «glaubwürdige Haltung und Politik wieder mehr zum Leuchten zu bringen». Darin liege die Lösung zur «glaubwürdigen Erneuerung» der Partei. Eine Abkehr vom «C» würde dagegen den Identitätskern der Union zerstören.
Ebenfalls in der FAZ betonte der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans im Interview die «elementare Bedeutung» des «C's» in seiner Partei. «Das C stellt auch keine Barriere dar, das sieht man an den vielen jungen Menschen, die auch ohne christliche Konfession in der CDU Mitglied sind und Verantwortung tragen.» Aus seiner Sicht ist das Menschenbild der CDU nicht ausschliessend, sondern integrativ.
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Autor: Martin Schlorke
Quelle: PRO Medienmagazin