Hoffnung im Burnout?
Blick auf die «ganz persönliche Energiekrise»
In seiner über 30-jährigen Tätigkeit als Arzt sind Werner Furrer viele Patienten mit einem Burnout begegnet. Er hat das auch selbst erlebt. Er berichtet am 30. September in der Life Hall über seine Einsichten zu diesem Thema.
Werner Furrer, Sie halten am Freitagabend, 30.
September in der Life Church Schaffhausen einen Vortrag zum Thema «Burnout –
die ganz persönliche Energiekrise des 21. Jahrhunderts». Warum liegt Ihnen
besonders viel an diesem Thema?
Werner Furrer: Das Burnout-Syndrom kann zu einem schweren Erkrankungsbild
führen und ist seit vielen Jahren ein unverändert häufiges Problem. Ein Burnout
wird durch äussere Umstände ausgelöst und führt in der Psychodynamik zu einem
depressiven Zustandsbild. Im Unterschied zu anderen Krankheitsbildern ist die
Heilungs- oder Besserungsrate sehr hoch. Durch Veränderungen im Verhalten kann
viel bewirkt werden.
Wo liegt der Hauptunterschied zwischen einem Burnout und
einer Depression?
Burnout und Depression führen beide zu einer sehr ähnlichen
Symptomatik. Da die Ursachen jedoch unterschiedlich sind, ist auch die Therapie
verschieden. So spielen bei einer Depression langfristige Medikamente eine viel
grössere Rollen als bei einem Burnout. Eine Entlastung z.B. durch Ferien kann
bei Burnout eine Wohltat sein. Bei einer Depression verändern Ferien meist gar
nichts. Natürlich gibt es noch andere relevante Unterschiede.
Sie haben selbst erfahren, wie sich dieses «Ausgebranntsein»
anfühlt. Vor 15 Jahren mussten Sie selbst wegen eines Burnouts eine Pause
einlegen. Was waren damals für Sie die wichtigsten Erkenntnisse oder
Lernmomente?
Die wichtigsten Lernmomente in meinem Burnout waren für mich,
eine Fehlerkultur zuzulassen. Trotz aller Sorgfalt und permanenter
Weiterbildung darf ich auch als Arzt Fehler machen. Die Angst vor Fehlern war
bei mir der grösste Stressfaktor. Zusätzlich lernte ich neben vielem anderen, mehr
zu delegieren.
Inwiefern kann der Glaube eine Ressource sein bei der
Behandlung psychischer Erkrankungen – speziell bei einem Burnout?
Die Gewissheit, dass ich von Geburt bis zum Tod wertvoll
bin, weil ein genialer Schöpfer Wert in mich gelegt hat, ist die Basis meines
Selbstwertgefühls. Dadurch hängt mein Wert also nicht mehr von meinem Wissen,
Können oder meiner Leistung ab. Auch nicht von dem Urteil anderer. All das sind
zwar wichtige Dinge in einem Menschenleben, verändern aber nichts an dem
grossen Wert, den wir für das wichtigste Wesen im Universum haben. Das macht
frei.
Die Patienten, die Sie wegen psychischen Erkrankungen
behandeln, sind ja oft in einer Spirale der Hoffnungslosigkeit drin. Ist das
für Sie nicht auch sehr belastend?
Hier beherzige ich zwei meiner Grundsätze. Erstens: Habe
Mitgefühl und helfe im gesunden Mass, aber mache nie die Probleme anderer zu
deinen eigenen. Zweitens: Begegne dem Kranken immer mit dem Gesunden. Konkret:
Fröhlichkeit ist auch für einen Patienten mit gedrückter Grundstimmung
wohltuend. Und vor allem habe ich immer Hoffnung für den Patienten. Auch wenn
dieser krankheitsbedingt hoffnungslos ist. Dann habe ich bewusst
«stellvertretende Hoffnung» für ihn.
Sie führen diesen Vortragsabend in der Life Hall in
Schaffhausen durch, wo Sie selbst die Gottesdienste besuchen. Warum nicht an
einem «neutraleren» Ort?
Die Life Hall wird bewusst auch für nicht-christliche
Veranstaltungen vermietet. So wollen wir unserer Umgebung Gutes tun und die
Schwelle, um mit Christen in Kontakt zu treten, möglichst tief halten.
Vortragsabend
Sind Sie selbst von einer persönlichen Energiekrise betroffen? Fühlen sie sich vielleicht ausgebrannt und überfordert? Kennen Sie Mitmenschen, die von einem Burnout betroffen sind und möchten Sie sie besser verstehen? Dann ist dieser Abend genau das Richtige!
Datum: 30.
September 2022
Zeit: 20.00
Uhr
Ort: Life
Hall, Schweizersbildstrasse 41, Schaffhausen
Eintritt: Kostenlos
Zum Thema:
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Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet