Kirchenstatistik
Schweizer Kirchen laufen die Mitglieder davon
Im vergangenen Jahr haben in der Schweiz mehr als 60.000 Personen ihre Kirchenmitgliedschaft beendet. Am sozialen Engagement der Kirchen liegt der anhaltende Schwund nicht.
Mehr als 34'000 Personen in der Schweiz sind im Jahr 2021 aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten. So viele wie in keinem anderen Jahr zuvor. Auch die reformierte Kirche musste Federn lassen. Rund 28'000 Schweizer haben 2021 dieser Kirche den Rücken gekehrt. Damit blieben die Werte über die letzten Jahre hinweg auf hohem Niveau.
Gründe für den Kirchenaustritt
Die Gründe für den Kirchenaustritt hat das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) in einer vertiefenden Analyse der Daten des Bundesamtes für Statistik (BFS) zutage gefördert. Demnach sind der fehlende Glaube und der Mangel öffentlicher Stellungnahmen der Kirche zu gesellschaftspolitischen Themen wesentliche Gründe für den Austritt.
Ein weiterer Grund ist die Kirchensteuer. Die Menschen wollten keine Institution unterstützen, deren Werte sie nicht teilten. Gründe für den Kirchenaustritt aus der katholischen Kirche sind auch das Nicht-Einverstanden-Sein mit katholischen Lehrmeinungen zu Homosexualität, der Rolle der Frau in der Kirche, die Auffassung der Kirche zur Abtreibung und das Zölibat.
Weiterhin hohe Austrittszahlen
Von den rund 8,7 Millionen
Schweizern gehören zusammen rund 5 Millionen der katholischen oder
reformierten Kirche an. Etwa jedes Dritte der verbliebenen
Kirchenmitglieder trägt sich jedoch mit dem Gedanken, auszutreten. Das
soziale Engagement der Kirchen ist für viele Menschen ohne Glauben ein
wesentlicher Grund, überhaupt noch in der Kirche zu bleiben. Die
Austrittszahlen bleiben dem SPI zufolge weiter auf hohem Niveau. Einen
Gegentrend konnten die Forscher nicht ausmachen.
Der
Kirchenaustritt bildet nach SPI-Angaben den Abschluss einer überwiegend «längeren Auseinandersetzung und einem Abwägen über das Gehen aus oder
das Bleiben in der Kirche». Die Studie hat festgestellt, dass «sich die
innerliche Distanzierung von der Kirche von Glaubenszweifeln, dem
Erscheinungsbild der Kirchen, dem Nicht-Einverstanden-Sein mit
kirchlichen Positionen» im Laufe der Zeit verfestige. Komme zu der
Entfremdung eine persönliche Enttäuschung, genüge das als Anlass für den
Austritt.
Dieser Artikel erschien zuerst bei PRO Medienmagazin.
Zum Thema:
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Autor: Norbert Schäfer
Quelle: PRO Medienmagazin