In Schweden
Gemeinden kämpfen gemeinsam gegen Pornoindustrie
Studien belegen, dass 96 Prozent aller 16-jährigen Jungs in Schweden Pornographie konsumieren. Jungs wie Mädchen gleichermassen rutschen in die Sucht ab. Schwedische Gemeinden haben sich zusammengeschlossen, um der Pornoindustrie die Stirn zu bieten.
Für eine einzelne Gemeinde sind dies unlösbare Probleme, so Johanna Lindhult von der Heilsarmee. Also hat die Organisation verschiedene Gemeinden mehrerer Konfessionen an einen Tisch gebracht, um das zu bekämpfen, was Vineyard-Pastor Torbjörn Freij einen «Tsunami an Menschen gefangen im Netz der Pornographie» nannte.
In einem ersten Treffen sprachen die teilnehmenden Gemeinden über das Problem und berieten sich gegenseitig. Zu dem Projekt gehören zudem die Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden, Pfingstgemeinden, die Jugendorganisation Equmenia und die Schwedische Allianzmission. Die katholische Kirche zieht ihre Teilnahme ebenfalls in Betracht.
Eine Pflicht der Kirche
Bereits seit vielen Jahren unterstützt Johanna Lindhult Menschen, die pornographiesüchtig sind. «Viele kontaktieren uns mit der Bitte um Hilfe. Unsere Gruppen sind fast immer voll», berichtete sie gegenüber der christlichen Tageszeitung «Dagen». «Und aus genau diesem Grund haben wir dieses neue Netzwerk gegründet.» Für Lindhult ist der Kampf gegen Pornographie eine Pflicht der Kirche. «Es geht hier um zwei Dinge: Zum einen geht es um menschliche Würde in der Pornoindustrie, zum anderen aber auch darum, Christen zu helfen, die pornographiesüchtig sind.»
Pastor Freij hatte früher selbst mit Pornographiesucht zu kämpfen. Er betont, dass der Kampf gegen Pornographie insbesondere auch von einem menschenrechtlichen Standpunkt her wichtig sei. «Wir wollen hier als Gemeinden nicht mit dem Finger zeigen und erklären, dass Pornographie Sünde ist. Wir wollen Betroffenen wirklich helfen.» Ihm bereitet die Entwicklung der Pornoindustrie grosse Sorge. «Pornos werden immer leichter zugänglich, immer gewaltsamer und machen immer süchtiger.»
Pornographie und Menschenhandel
Lindhult unterstreicht ausserdem den Zusammenhang zwischen der Pornoindustrie und Menschenhandel. «Bei der Heilsarmee treffen wir viele Menschenhandelsopfer. Ihre Geschichten zeigen alle, dass zwischen dem Konsum von Pornos und dem Kauf sexueller Dienstleistungen ein Zusammenhang besteht. Damit will ich nicht sagen, dass jeder, der Pornos schaut, auch sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nimmt. Aber jeder, der Sex kauft, schaut auch Pornos.» Sie glaubt, dass der Konsum von Pornos es normal macht, sexuelle Dienstleistungen zu kaufen. «Wenn man Pornos schaut, gewöhnt man sich daran, einen anderen Menschen zum eigenen Vergnügen zu gebrauchen.»
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Quelle: Joel News / CNE News