Luther war gut

Ausstellung «Von der Macht der Worte»

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Es gibt viele deutschsprachige Bibelübersetzungen. Und es gibt die Lutherbibel, die vielen noch immer als kraftvollste und schönste gilt. Eine Sonderausstellung auf der Wartburg würdigt die Übersetzungsleistung des Reformators.

Vor 500 Jahren begann Martin Luther in seinem Versteck auf der Wartburg, das Neue Testament und später die gesamte Bibel zu übersetzen. Er war nicht der Erste, der sich an diese Aufgabe machte, doch andere Versuche blieben unverständlich, bzw. trafen die Herzen ihrer Leserinnen und Leser nicht. Anders die Lutherbibel: Sie klingt und swingt in ihrer Sprache, sie trifft mit ihren Formulierungen und das bereits seit 500 Jahren. Diesem Faktum verdankt sie die Sonderausstellung auf der Wartburg «Luther übersetzt. Von der Macht der Worte».

Kraftvoll und detailverliebt

Auf dem Rückweg vom Wormser Reichstag 1521 wurde Luther zu seinem eigenen Schutz entführt und auf der naheliegenden Wartburg als «Junker Jörg» versteckt. Er nutzte diese Zeit ohne Öffentlichkeit, um Briefe zu schreiben und später dann die Bibel zu übersetzen. Der Legende nach bewältigte er das Neue Testament in nur elf Wochen Arbeit. Zum Vergleich: Der Bibelübersetzer Andreas Symank benötigte für das Neue Testament seiner Neuen Genfer Übersetzung NGÜ 20 Jahre. Die Geschwindigkeit Luthers trug ein Stück weit zur kraftvollen Sprache bei und zur Wirkung einer Übersetzung aus einem Guss.  

Für das Alte Testament brauchte Luther dann nicht wenige Wochen, sondern zwölf Jahre. Hier kam besonders zum Tragen, dass er zwar schnell übersetzen konnte, auf der anderen Seite aber tagelang an einzelnen Formulierungen feilte.

Ein Beispiel für Teamarbeit

Wer auf der Wartburg einen Blick in Luthers Turmzimmer wirft, wo ausser Schreibpult und einem einzelnen Stuhl wenig steht, der bekommt allerdings ein falsches Bild von der Übersetzungsarbeit. Luther war nie der einsame Gelehrte, der alles allein leistete. Zunächst einmal hatte er alle damals möglichen Hilfsmittel an der Hand: die Bibel in ihren Grundsprachen, als lateinische Übersetzung und Wörterbücher. Dann standen ihm meist mehrere Sekretäre zur Verfügung, denen er diktieren konnte.

Wenn er Fragen hatte, lud er sich Spezialisten ein: zum Beispiel jüdische Gelehrte für Fragen rund um den Gottesdienst oder den örtlichen Metzger samt Schlachtvieh, um bei den Opfergesetzen die Teile der Tiere richtig zu benennen. Eine gelungene Bibelübersetzung allein anzufertigen, ist schlicht nicht möglich – und das war damals genauso.

Fun Fact

Von der ersten Lutherübersetzung, die die gesamte deutsche Sprache beeinflusste, bis zu Luther 2017 wurde der Text immer wieder überarbeitet, korrigiert und an veränderte Sprechgewohnheiten angepasst. Meistens waren dies sinnvolle Änderungen. So wird Rebekka im 1. Mose, Kapitel 24, Vers 16 schon lange nicht mehr als «schöne Dirne» bezeichnet, sondern als «schönes Mädchen».

Manchmal schossen die Bearbeitenden aber übers Ziel hinaus. 1975 arbeiteten sie daran, alle Begriffe zu ersetzen, die im heutigen Sprachgebrauch unverständlich geworden waren. So wurde aus dem Satz in der Bergpredigt, sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen (Matthäus, Kapitel 5, Vers 15), die Formulierung, es nicht «unter einen Eimer» zu stellen. Diese Vorstellung sorgte für viel Spott und trug der radikal veränderten Übersetzung den Spitznamen «Eimertestament» ein.

Insgesamt ist es aber erstaunlich – und auch das wird in der Sonderausstellung betont – wie sehr die Bibelübersetzung immer noch nach Luther klingt und doch im Heute angekommen ist.

Die Sonderausstellung «Luther übersetzt. Von der Macht der Worte» auf der Eisenacher Wartburg ist noch bis 6. November geöffnet.

Zum Thema:
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Datum: 11.05.2022
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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