Unberechtigte Vorwürfe

Freikirchen antworten auf Vorurteile

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Screenshot der Webseite «freikirchen.ch»
Mitglieder von Freikirchen müssen sich immer wieder heiklen Fragen und Vorwürfen stellen. Der Verband Freikirchen.ch hat daher einen Katalog von Antworten zusammengestellt, die für das Gespräch hilfreich sein können. Wir bringen dazu eine Auswahl.

Der Tenor in diesen Antworten auf immer wiederkehrende Vorwürfe und Verdächtigungen gegenüber freikirchlichen Christen lautet: Freikirchen wollen den Menschen helfen, ihre wichtigen Lebensfragen «Woher komme ich?», «Wohin gehe ich?», «Wer bin ich?» und «Worum geht es im Leben?» zu beantworten. Die ausführliche Fassung können Sie hier herunterladen.

Vorwurf: «Freikirchen sind Sekten»        

Antwort: Freikirchen vertreten keine Sonderlehre, sondern teilen den christlichen Glauben in vollem Umfang. Sie unterscheiden sich von den Landeskirchen wie der reformierten Kirche oder katholischen Kirche nicht in der Theologie, sondern in der Organisationsform. Bei Freikirchen ist der Name Programm: Sie sind frei organisiert, in der Regel als Verein, und richten sich uneingeschränkt nach den Bedürfnissen ihrer Mitglieder. Im Gegenzug erhalten sie keine Steuergelder wie die Landeskirchen.

Eine Sekte betont demgegenüber einen besonderen Teil (Sektor) der Bibel oder weiterer Glaubenslehren und setzt diese oft mit viel Druck durch. Freikirchen lehnen solche Praktiken strikt ab. Gemäss dem Sektenexperten Georg Otto Schmid ist ein untrügliches Zeichen einer Sekte, wenn Angehörige der Sekte, vom Kleiderstil bis zur Ausdrucksweise, das machen oder sagen, was die/der Sektenleiter/in tut. Nach Schmid findet man in keiner einzigen Freikirche ein solches Verhalten.

«Freikirchen sind evangelikal»

Das englische Wort «evangelical» heisst nichts anderes als «evangelisch». Der eingedeutschte Begriff «evangelikal» versucht, einen Unterschied zwischen «Evangelischen» von «Evangelikalen» zu konstruieren, obwohl es keine objektiven Unterscheidungskriterien gibt.

«Freikirchen sind unseriös»         

In Freikirchen sind Christinnen und Christen zusammengeschlossen, die miteinander ihren Glauben an Gott feiern und ihm gemeinsam dienen. Ihre Grundlage ist die Bibel, die als gute Nachricht Gottes an uns Menschen verbindlich für den Glauben und das Leben ist.

Rechtlich gesehen ist eine Freikirche eine von den Landeskirchen und vom Staat unabhängige christliche Kirche. Freikirchen erhalten keine staatlichen Zuschüsse, sondern finanzieren sich durch freiwillige Spenden und Erträge. Freikirchen sind als Freiwilligkeitskirche organisiert und erwarten in der Regel eine persönliche Entscheidung für die Mitgliedschaft im religionsmündigen Alter.

«Freikirchen geht es nur ums Geld»       

Der Gottesdienstbesuch sowie die Anspruchsname von Dienstleistungen in Freikirchen ist kostenlos. Es gibt keinen Beitrag, zu dem jemand verpflichtet ist. Es wird niemand zu einem festen Mitgliederbeitrag verpflichtet. Die finanziellen Aufwendungen wie Räume, Löhne, Unkosten, Engagement für Benachteiligte werden vollumfänglich durch freiwillige Spenden der Mitglieder, Besucher und Freunde getragen. Die Mitglieder können in ihrem Ermessen Spenden tätigen – oder es lassen. Kontrollen finden nirgends statt.

«Freikirchen-Mitglieder müssen den 'Zehnten' zahlen»         

Seinen Ursprung hat der «Zehnte» im Alten Testament der Bibel. Damals diente er einerseits dazu, das religiöse Leben – mit dem vollamtlichen Priestertum – zu finanzieren, andererseits ging er an Randständige wie Waisen, Witwen und Ausländer. Darüber, ob und inwieweit der «Zehnte» auch für heutige Christinnen und Christen ein Richtwert ist, gehen die theologischen Meinungen auseinander. Uns ist keine Freikirche bekannt, die so etwas wie eine «Zehnten-Pflicht» einfordert.

«Nur Landeskirchen sind richtige Kirchen»       

In einer Landeskirche wird man automatisch Mitglied durch die elterliche Zugehörigkeit zur Landeskirche und bleibt es, selbst wenn später kaum Interesse am christlichen Glauben zeigt. Freikirchen sind davon überzeugt, dass man nicht durch eine sakramentale Handlung ein Christ wird, sondern durch eine persönliche Glaubensentscheidung oder durch ein Erweckungserlebnis für Jesus Christus. Junge Menschen müssen selber entscheiden, ob sie sich taufen lassen wollen. Sie werden als Baby lediglich eingesegnet.

«Missionieren ist eine Schande»

Wenn wir etwas Hilfreiches für uns entdeckt haben, ist es die natürlichste Sache der Welt, anderen davon zu erzählen – so wie bei guter Schokolade. Missionieren ist auch, wenn ein Bettler dem anderen Bettler erzählt, wo es etwas zu essen gibt.

«Freikirchen lehnen Homosexuelle ab»

In Freikirchen verkehren viele gleichgeschlechtlich empfindende Personen sowie Transgender-Personen. Es sind alle Menschen willkommen, ungeachtet ihrer Hautfarbe, Konfession und sexuellen Orientierung.

Bei Anstellungen gibt es Kriterien, welche Personen für diesen Job qualifiziert sind. Weil die Bibel – wie im Übrigen alle Weltreligionen – die Ehebeziehung zwischen Mann und Frau hochhält, legen viele Freikirchen Wert darauf, dass beispielsweise ihre Pastoren diesbezüglich eine «Vorbildfunktion» einnehmen. Wie auch Greenpeace keinen «Umweltsünder» als Geschäftsführer anstellen würde, können bei Anstellungen in Freikirchen Kriterien mitberücksichtigt werden, die über die fachlichen und sozialen Kompetenzen hinausreichen.

«Freikirchen verwerfen die Evolutionstheorie und zeigen damit, dass sie rückständig sind»

Für viele Freikirchen ist die Lehre der Evolution eine wissenschaftlich nicht wirklich geklärte Theorie. Auch dem Kreationismus, der Schöpfungslehre, fehlt letztlich die wissenschaftliche Klärung. Christen sind aber davon überzeugt, dass nur Gott etwas so Gewaltiges schaffen kann wie das Universum und die Welt, in der wir leben. Wo die Evolutionstheorie der Schöpfungstheorie direkt widerspricht, sind sie kritisch. Einige Christen halten wörtlich an der biblischen Schöpfungsgeschichte fest, andere sehen darin eher ein Bild, das die Grundprinzipien der Entstehung der Welt beschreibt. Viele sehen zwischen der Evolutionslehre und der Schöpfungsgeschichte keinen Gegensatz.

«In christlichen Familien werden Kinder geschlagen»

Gewaltanwendung und Manipulation in der Erziehung lehnen Freikirchen in jeder Form – physisch, seelisch und geistlich – strikt ab. Jesus hat Kinder in vielerlei Hinsicht als Vorbild für Erwachsene dargestellt und ihnen einen hohen Stellenwert beigemessen. Liebe und christliche Werte bilden die Grundlage für die Kindererziehung. Dabei gilt es, die Bedürfnisse der Kinder zu berücksichtigten. Sie sollen zu gesunden, mündigen Erwachsenen heranwachsen.

«In Freikirchen gibt es Missbrauch»

Manipulation und Machtmissbrauch machen vor den Toren christlicher Gemeinden und Gruppierungen nicht halt. Der Dachverband Freikirchen.ch hat darum eine Clearingstelle eingerichtet. Sie ist mit erfahrenen, unabhängigen Persönlichkeiten besetzt und soll für mehr Transparenz im Umgang mit Missständen beitragen. Konkreten Vorwürfen und Vorkommnissen wird nachgegangen. Ausserdem wollen sie dafür sorgen, dass Missstände aufgedeckt, aufgearbeitet, beseitigt und für die Zukunft so gut als möglich ausgeschlossen werden. Betroffene Personen können sich unabhängig an diese Fachpersonen wenden.

«Freikirchen sind politisch konservativ»

In allen Schweizer Regierungsparteien sowie in vielen kleineren Parteien bringen sich auch Christinnen und Christen aus Freikirchen aktiv in der Politik ein. Basierend auf der Bibel machen sich Freikirchen für vielfältige Anliegen stark – unter anderem für einen verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung, ein nachhaltiges Sozialwesen, eine freiheitliche Staatsordnung, gesunde Finanzen und starke Familien.

Zur Webseite:
Freikirchen Schweiz

Zum Thema:
Vorurteile überwunden: Jesus erleben – in der Freikirche und der Landeskirche
Dynamische Gemeinden: Die Freikirchen im gesellschaftlichen Umbruch
Kolumne von Sam Urech: «Meine hässliche Arroganz als Freikirchler»

Datum: 20.04.2021
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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