Kolumne von Sam Urech

Ist Seelsorge nur etwas für Frauen?

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Einen Seelenstriptease hinlegen und dafür Geld bezahlen? Vor allem viele Männer tun sich schwer bei diesem Gedanken. Dabei ist die Seelsorge wie ein Sprungbrett, behauptet Sam Urech in seiner Livenet-Kolumne.

Natürlich dürfen auch Frauen diesen Artikel lesen. In erster Linie richte ich mich heute aber an Männer. An alle diejenigen Männer, die sich so schampar schwer tun beim Gedanken, einen Seelsorger aufzusuchen.

Kann dann schon mal so klingen: «Warum immer reden? Das bringt nichts! Reden sollen doch die Frauen. Was geschah, ist passiert – ich gucke lieber nach vorne und packe die Zukunft an.»

Was ist wichtiger: Körper oder Seele?

Eine Zwischenfrage: Wie viel Zeit und Geld wenden Sie für die Pflege Ihres Körpers auf? Von der Dusche am Morgen, übers Zähneputzen, zum Sporttraining, dem Coiffeurtermin, der ausgewogenen Ernährung, der Sonnencrème bis hin zur witterungsgerechten Kleidung?

Ganz viel Aufregung um Ihren Körper, oder? Dagegen spricht nichts – total löblich. Da aber Ihr Körper zerfällt, während Ihre Seele ewig besteht, stellt sich die Frage: Was tun Sie derweil für Ihr Innenleben? Sonntags in die Kirche fahren und hin und wieder einen Blick in die Evangelien werfen? Mal ein Hillsong-Album hören? Alles gut und recht – reicht aber kaum.

Bitte belügen Sie sich nicht

Ihre Seele braucht Pflege. Und die Seele pflegen Sie, indem Sie Wunden verheilen lassen. Will heissen: Schauen Sie hin, was Ihre Seele belastet. Und beginnen Sie damit, es aufzuarbeiten. Bitte mit professioneller Hilfe! Ihre Seele ist kein Bastelbogen.

Wenn Sie nun der Meinung sind, Sie belaste ja gar nichts, sind Sie entweder unfassbar zu beneiden – oder Sie belügen sich selbst. Aber vielleicht fragen Sie sich wirklich gerade, was Sie denn aufarbeiten müssten. Ist alles in Ihrem Leben rund gelaufen?

Freut mich für Sie! Demnach leiden Sie bestimmt nicht unter Gleichgültigkeit. Sie sind sicher nicht aufbrausend. Angst ist Ihnen fremd. Selbstzweifel haben keine Macht in Ihrem Leben. Laster wie Pornographie, Gier, Neid oder Geltungssucht kennen Sie nur von Ihren Hauskreis-Freunden – sicher nicht aus Ihrem eigenen Leben.

Seelsorge ist strenge Arbeit

Wie gesagt: Freut mich für Sie. Wenn Sie aber beim einen oder anderen Thema eben zusammengezuckt sind, haben Sie nun folgende Möglichkeiten: Weiterhin Symptome bekämpfen und dank Gebet und Disziplin hoffentlich nicht mehr hinfallen. Oder aber, Sie gehen der Sache auf den Grund.

Der Sache auf den Grund gehen beginnt meist im frühen Kindsalter. Es folgt ein oft mühseliger Weg, der sich so lohnt. Dinge kommen hoch, die schmerzen. Dinge, die Sie lange prägten – ohne, dass Sie es vielleicht merkten und überhaupt hätten bekämpfen können.

Weg in die Freiheit

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Sam Urech (Bild: zVg)
Ich habe während zehn Jahren diverse Seelsorger besucht. Nicht immer fühlte ich mich wohl – selten freute ich mich auf einen Termin.

Natürlich ist es unangenehm, mit einem Fremden in die eigenen Abgründe zu schauen. Natürlich fühlt es sich schwach an, vor einem Therapeuten in Tränen auszubrechen. Natürlich schmerzt es, Verletzungen nochmals zu durchleben.

Aber es ist der Weg in die Freiheit. In der Seelsorge werden Ketten gesprengt, Muster durchbrochen, Süchte besiegt, Lügen entlarvt. Nichts hat mir und meinem Leben mehr Freiheit gebracht.

Probieren Sie es aus! In die Seelsorge zu gehen erfordert Mut und Demut, bahnt Ihnen dafür den Weg in die Freiheit.

Zum Autor:

Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet und Vater von zwei Jungen. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketing-Agentur «ratsam». Er schreibt jeden Freitag auf Nau.ch seine Halleluja-Kolumne.

Zum Thema:
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Datum: 14.10.2020
Autor: Sam Urech
Quelle: Livenet

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