«Ihr werdet meine Zeugen sein»

Starkes Zeugnis für ein Tatchristentum in Europa

Die Generalversammlung der «Konferenz Europäischer Kirchen» (KEK) hat auf schwierigem serbischen Boden auch den Dialog von orthodoxen Kirchen mit den zum Teil diskriminierten evangelischen Freikirchen ein wenig vorangebracht.

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ORK-Generalsekretär Olaf Fykse Tveit an der KEK-Konferenz
Das Thema der Konferenz im serbischen Novi Sad vom vom 31. Mai bis 6. Juni lautete «Ihr werdet meine Zeugen sein». Rund 500 Teilnehmer aus den 114 Mitgliedskirchen der KEK diskutierten über eine christliche Vision für das Europa von morgen und die akute Flüchtlingsnot. Als Gastgeber erinnerte der orthodoxe Serben-Patriarch Irinej Gavrilovic an die Leiden seiner Kirche während der Jugoslawienkrise in den 1990er-Jahren. Der serbische Bischof von Novi Sad, Irinej Bulovic, bezeichnete die Stadt in der multinationalen Region Vojvodina als «Ort der Begegnung, des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen Kirchen».

Ein Forum für diskriminierte Freikirchen

Demgegenüber bot die Generalversammlung im stark orthodox geprägten Serbien den KEK-Mitgliedern Baptisten und Pfingstgemeinden ein Forum, um auf ihre fehlende bzw. zurückgenommene öffentliche Anerkennung und sonstige Diskriminierungen durch die Behörden von Belgrad hinzuweisen. Dasselbe gilt für die Siebenten-Tags-Adventisten, die bei der KEK einen Beobachterstatus erhalten haben.

Zuerst anerkannt, dann wieder zweite Klasse

Etwas besser ist die Lage der Evangelisch-methodistischen Kirche in Serbien mit ihren rund 500 bekennenden Mitgliedern in 14 Gemeinden. Sie hat im Rahmen der neuen serbischen Verfassung von 2006 im folgenden Jahr staatliche Anerkennung und Registrierung erhalten. Der Baptistenunion in Serbien-Nord mit ihren 69 Gemeinden und an die 2'000 Mitgliedern wurde dieser Status jedoch 2016 mit einem neuen Religionsgesetz aberkannt. Ebenso den Evangeliumschristen-Baptisten, Pfingstkirchen und Adventisten. Sie haben jetzt keinen rechtlichen Status mehr. Nur anerkannten Religionsgemeinschaften werden seitdem Steuerbefreiung, das Erteilen von Religionsunterricht an staatlichen und auch privaten Schulen gewährt. Auch die Einrichtung kirchlicher Schulen, Heime und Spitäler ist an diese Anerkennung gebunden. Schliesslich haben nur registrierte Kirchen das Recht auf Krankenhaus- und Gefangenenseelsorge.

Orthodoxer Pluralismus

Beobachter in Belgrad führen diese restriktivere Religionspolitik auf den wachsenden Einfluss der orthodoxen Kirche auf die serbische Regierung zurück. Dass es auch andere Orthodoxe gibt, beweist KEK-Generalsekretär Heiki Huttunen. Der orthodoxe Pfarrer kommt aus Finnland, dessen orthodoxe Kirche zu den reformfreudigsten Ostchristen zählt. Nur sie feiern Ostern zusammen mit ihren evangelischen und katholischen Glaubensgeschwistern und nicht nach dem «julianischen» orthodoxen Kirchenkalender. Ihr Erzbischof von Helsinki, Ambrosius Jääskeläinen, setzte sich sogar für die Frauenordination ein. Patriarch Bartholomäus I., der aus Istanbul die Oberaufsicht über die «autonomen» finnischen Orthodoxen führt, schickte ihn darauf in Pension und löste den ganzen, allzu reformatorischen Kirchensprengel Helsinki auf.

Kirchen sollen Evangelium kraftvoll bezeugen

Auch in diesem Zusammenhang warnte jetzt Pfarrer Huttunen davor, dass «die Kirchen in Europa sich heute verstärkt um ihre eigenen Belange kümmerten, Nabelschau betrieben und ihr Profil gegenüber anderen schärften.» Der aus Genf angereiste Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olaf Fykse Tveit, rief die in Novi Sad versammelten Kirchen auf, «in Europa gemeinsam ein kraftvolles Zeugnis gegen so viele neue Trennlinien und polarisierenden Kräfte abzugeben». Einen christlichen Kontinent mache nicht nur das Glaubensbekenntnis. Zum Christsein gehöre auch der «Aufbau eines gerechten Wirtschaftssystems, der Einsatz im Bereich der Bildung und für eine Umgebung, in der Diskriminierungen aller Art der Vergangenheit angehören.»

Zum Thema:
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Datum: 06.06.2018
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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