Kirche im Nagelstudio
Chrischona: Erfrischende Ideen im Praxistest
Chrischona ist mit wehenden Fahnen auf den Fresh X Zug aufgestiegen. Was aus dem Programm werden könnte, zeigen erste Beispiele aus der Schweiz und Deutschland.
Ziel des Fresh-Expressions-Konzepts ist es, Menschen ohne Kontakt zu einer christlichen Gemeinde zu erreichen und mit ihnen über den christlichen Glauben ins Gespräch zu kommen. Als Treffpunkte dienen zum Beispiel Cafés, Kneipen und Wohnzimmer. Vordenker und Berater dieser Bewegung in Grossbritannien ist Michael Moynagh. Er zählt dort rund 3'500 Fresh X-Initiativen. Am stärksten sei die Bewegung in der anglikanischen Kirche und bei den Methodisten. Die Baptisten machten «sehr ähnliche Dinge, nennen es aber nicht so». Die Reformierten und die Heilsarmee würden langsam Teil der Bewegung, so Moynagh in einem Interview in der Zeitschrift «Chrischona Panorama».Laut Moynagh können sich alle theologischen Richtungen in der Bewegung finden: «Befreiungstheologen lieben die Idee, dass es mit Zuhören anfängt, einige Liberale freuen sich über die Betonung der Nächstenliebe, Katholiken betonen die Kirche, Evangelikale die Evangelisation. Es ist also ein ökumenischer Ansatz.» Moynagh zufolge geht die Bewegung auf die Vielfalt der Wünsche ein. In London gebe es sogar eine Gruppe, die darüber nachdenkt, «wie man das Evangelium mit dem Aktienmarkt in Berührung bringen kann – mitten im Finanzsektor».
Fresh X im Multikulti-Quartier
In Pratteln baut ein Absolvent des Theologischen Seminars St. Chrischona, Daniel Fellner, seit 2014 eine Fresh X-Gemeinde im multikulturell geprägten Stadtviertel Längi auf. Der Migrantenanteil liegt bei 70 Prozent. Laut Fellner befindet sich das Projekt in der ersten Phase. Er baue Kontakte zu den Menschen auf und pflege Beziehungen. Dazu engagiert sich Fellner im örtlichen Quartierverein, in einer Jugendsportgruppe und in einem Treffpunkt für Kinder. Sein Traum und langfristiges Ziel ist die Gründung einer interkulturellen Gemeinde Längi.
Fresh X im Nagelstudio
Die ungewöhnlichste Initiative, die Chrischona Panorama porträtiert, befindet sich in einem Nagelstudio in Stuttgart und nennt sich «nailx». Hier treffen sich Frauen zwischen 16 und 60 Jahren zur Maniküre. Sie gönnen sich zum Beispiel eine «Wellness-Nagelpflege mit allem Drum und Dran, Latte Macchiato inklusive», erzählt die Mitarbeiterin Eva Ahlers. Die Besucherinnen hätten häufig mit Kirche und deren Angeboten «wenig am Hut». In einem Nagelstudio komme man aber schnell ins Gespräch über das Leben und den christlichen Glauben. Ausserdem entstünden Beziehungen.
Bei einem Bier über Gott reden
Ein weiteres Projekt in Deutschland ist «Church goes Pub» (Kirche geht in die Kneipe) in Rotenburg an der Fulda – ein Angebot der Evangelischen Chrischona-Gemeinde Braach. Nach Angaben von Mathias Bickel – einem der Organisatoren – kommen zu den Abenden jeweils 60 bis 80 Personen im Alter zwischen 20 und 70 Jahren: «Viel mehr Platz bietet die Kneipe auch nicht. Das ist gut so, denn so entsteht diese besondere Atmosphäre, die die Gäste so lieben.» Dabei erzählt jeweils ein Christ, was er in seinem Leben mit Gott erlebt. Im Anschluss können die Gäste Fragen stellen.
Hier können Sie das neue Chrischona Panorama lesen.
Zur Webseite:
Fresh Expressions Schweiz
«Fresh X» Fresh Expressions Deutschland
Chrischona International
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / Chrischona / idea Schweiz