Das Fresh X-periment
«Jeder Schritt auf diesem Weg ist ein Experiment»
Christliche Kirchen in Europa erreichen immer weniger Menschen. Da kommt aus Grossbritannien eine neue Idee, Kirche zu denken: «Fresh Expressions of Church» – kurz: Fresh X. Der Oxforder Theologe Dr. Michael Moynagh hat sie bei Studientagen am Theologischen Seminar St. Chrischona (tsc) rund 150 Teilnehmern vorgestellt und Mut gemacht, ein eigenes Fresh X-periment zu wagen.
«Fresh X kann jeder: Starte mit einem anderen Christen und dem, was ihr könnt. Fragt euch, wen ihr erreichen wollt, hört zu und dient den Menschen. Vor allem: Betet viel und vertraut auf den Heiligen Geist», erklärte Dr. Moynagh die ganze Fresh X-Idee. So einfach es klingt, so locker nimmt es auch Dr. Moynagh, der die Fresh X-Bewegung begleitet und theologisch erforscht. «Nur Mut: Jeder Schritt auf diesem Weg ist ein Experiment», schilderte er seine Erfahrungen.
Die vier Fresh X-Merkmale
Die Teilnehmer der Studientage waren Pastoren, Gemeindeleiter und Theologiestudenten aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Sie wollten genau wissen, was Fresh X überhaupt bedeutet und wie nachhaltig es ist. Kundig führte Dr. Moynagh vier charakteristische Merkmale einer Fresh X aus.
Erstens richte sie sich an Menschen ausserhalb der etablierten Kirchen, sei also «missional». Zweitens entstehe sie aus der Lebenswirklichkeit der Menschen – aus deren Kontext. Drittens sei Fresh X Charakter bildend, weil dabei die neuen von den älteren Christen lernen. In der Gemeinschaft miteinander und mit dem Heiligen Geist würden sie als Christen reifen. Schliesslich sei Fresh X auch kirchlich. Bei Fresh X entstünden neue, ungewohnte kirchliche Strukturen.
Frische Kirchen braucht das Land!
In Grossbritannien ist Fresh X eine Erfolgsgeschichte. So gibt es im Jahr 2015 rund 3500 Fresh X-Initiativen. 40 Prozent der Menschen, die dort hingehen, hatten keinen Kontakt zu einer Kirche und weitere 35 Prozent hatten den Kontakt zur Kirche verloren. Das motiviert auch Fresh X-Gründer bei Chrischona, die an den tsc-Studientagen teilnahmen. Daniel Fellner etwa, der mit Unterstützung von Chrischona Schweiz im Migranten-Quartier Längi in Pratteln eine interkulturelle Arbeit aufbaut. Ihm ist an der Tagung neu wichtig geworden, wirklich auf den Kontext der Menschen einzugehen, die er erreichen will. Vielleicht werden ihm bald andere folgen, die von Dr. Moynagh ermutigt worden sind. Eins steht nach den Studientagen jedenfalls fest: Frische Kirchen braucht das Land!
Zur Webseite:
Theologisches Seminar St. Chrischona
Fresh Expressions Schweiz
«Fresh X» Fresh Expressions Deutschland
Zum Thema:
Kirche für Unkirchliche: Schweizer Netzwerk zu «fresh expressions» gegründet
«Fresh Expressions»: Wie Kirche in England (auch) funktioniert
Autor: Markus Dörr
Quelle: Chrischona International