Fresh Expressions

Wie sieht Kirche in der pluralen Gesellschaft aus?

Am Fresh-Expressions-Impulstag in Zürich erklärte Brian McLaren den Unterschied zwischen der Moderne und der Postmoderne. Es ging um die Frage, wie die Kirche relevant bleiben kann.

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«Wir erleben gegenwärtig einen Tsunami», meinte der amerikanische Theologe Brian McLaren in der Bullingerkirche Zürich im Rahmen des Fresh-Expressions-Impulstages.
Brian McLaren zeigte zu Beginn das Foto einer Autobrücke in Honduras. Doch etwas auf dem Bild war falsch. Die Brücke stand nicht über dem Fluss, sondern daneben. Hurrikan Mitch hatte im Jahr 1998 derart heftig zugeschlagen, dass der Fluss seinen Lauf veränderte. Der amerikanische Theologe illustrierte damit seine Sicht auf Teile der Kirche. Ähnlich wie die Brücke gehen sie am Geschehen (der Gesellschaft) vorbei und sind nur noch als Touristenattraktion zu gebrauchen. Die Veränderungen in der Gesellschaft seien heute so einschneidend wie nie zuvor. «Wir erleben einen Tsunami», meinte McLaren.

Wie bleibt Kirche glaubwürdig?

Wie kann die Kirche in dieser pluralen, sich ständig in Bewegung befindlichen Welt glaubwürdig und relevant bleiben? Dieser Frage gehen die Vertreter der «Fresh Expressions» (fx) nach, die ihren Ursprung in der anglikanischen Kirche Englands haben. Zum dritten Mal fand nun auch in der Schweiz ein Impulstag zu diesem Thema statt. Organisiert wird er von einer Spurgruppe, zu der Vertreter der reformierten, methodistischen und katholischen Kirche gehören. Das Institut für Gemeindebau und Weltmission (IGW) ist ebenfalls stark engagiert. Ein grosser Teil der 210 Teilnehmenden setzte sich deshalb aus IGW-Studenten zusammen.

Misstrauen gegenüber Wahrheit

Aber was ist eigentlich «Fresh Expressions», zu Deutsch: «frische Ausdrucksform»? «Es sind Erscheinungsformen von Kirche, die die gesellschaftlichen Veränderungen aufnehmen», erklärt Pfarrerin Sabrina Müller, fx-Spurgruppenleiterin in der Schweiz. Im Zentrum dieser Ausdrucksformen stünden Menschen, die wenig oder keinen Bezug zur Kirche oder christlichen Spiritualität haben. Die fx seien geprägt von den Fragen und dem Suchen der Zielgruppe. Es wird nach Formen von Kirche gesucht, die «dem Evangelium und dem Kontext gerecht werden». Das bedeutet in der Praxis, dass die Kirche sich in die Kultur der Menschen begibt, statt die Menschen zu der eigenen Gemeindekultur einzuladen.

Brian McLaren ist überzeugt: «Wenn postmoderne Menschen die Gemeinden verlassen, dann lehnen sie nicht das Evangelium ab, sondern die moderne Form des Evangeliums.» Der Vertreter der Emerging-Church-Bewegung zählte einige Unterschiede im Werteverständnis der beiden Epochen auf. In der Moderne sei Exklusivität geschätzt worden, während die Postmoderne die Vernetzung suche. Die Moderne schätzte unumstössliche Werte. In der Postmoderne wirke eine perfekte Lehre unglaubwürdig. «Es herrscht eine grundsätzliches Misstrauen gegenüber allem, was sich als letztgültige Wahrheit darstellt.» Absolute Wahrheit sei weniger überzeugend als ein gemässigtes Selbstbewusstsein im Wissen der eigenen Fehlerhaftigkeit.

Fragen bewegen die Jungen

In den anschliessenden Gruppendiskussionen spürte man, wie diese Fragen vor allem junge Christen, die in diesem Spannungsfeld aufwachsen, beschäftigen. Kann man als Christ in beiden Modellen leben? Wie kann man in dieser Welt eine Meinung vertreten? Kann man das Alte wertschätzen und gleichzeitig Neues wagen? Wie können wir das Vertrauen zwischen den Generationen herstellen? Es gibt keine Blaupause dafür, wie eine fx-Kirche aussehen muss. Am Nachmittag wurden zwei Beispiele aus der Praxis vorgestellt. Der EMK-Pastor Theo Rickenbacher erklärte: «Ich merkte, dass das traditionelle Modell von Kirche nur begrenzte Möglichkeiten bietet, für die Menschen da zu sein.» Darum gründete er in Bern die «Spielfalt», einen Ort des «Spiels, der Gastlichkeit und Begegnung». Der «Metal-Pfarrer» Samuel Hug aus Wattenwil berichtete, wie er in der Kultur des Heavy Metals Menschen mit dem Evangelium bekannt macht.

Zur Webseite:
Fresh Expressions Schweiz

Zum Thema:
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Datum: 07.11.2014
Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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