Dominikanische Republik
In 14 Jahren: Evangelische wachsen von 12 auf 30 Prozent
Der Anteil der «Evangelicos» an der Bevölkerung der Dominikanischen Republik hat von 2008 bis 2020 von 12 Prozent auf 30 Prozent zugenommen. Interessant: Seit diesem Zeitraum ist das «GO Movement» (früher: Global Outreach Day) im Land aktiv.
Im Jahr 1954 wurde zwischen der Regierung der Dominikanischen Republik und dem Vatikanstaat ein Konkordat unterzeichnet, nach dem der katholische Glaube die offizielle Religion des Landes sein soll. In der Verfassung von 2010 wurde jedoch die Freiheit der Religionsausübung verankert und das Land als säkularer Staat bestimmt.
Seit dieser «religiösen Demokratisierung» geht die Tendenz der Bevölkerung dahin, den katholischen Glauben aufzugeben. Wenn sich in den vergangenen Jahrzehnten mehr als 90 Prozent der dominikanischen Bevölkerung als katholisch bezeichneten, sind es heute weniger als die Hälfte.
Evangelikale und andere Religionen
Die Botschaft der Vereinigten Staaten in der Dominikanischen Republik stellt in ihrem «International Religious Freedom Report» auf der Grundlage von Statistiken des «Latinobarómetro» fest, dass die Evangelikalen im Jahr 2008 12 Prozent ausmachten und im Jahr 2020 26 Prozent der Gesamtbevölkerung von 11'315'871 Bürger stellten. Der Dominikanische Rat für die Einheit der Evangelikalen (CODUE) schätzt, dass die Protestanten inzwischen 30 Prozent der Bevölkerung ausmachen.
Dieses Wachstum der Evangelikalen ist das grösste unter allen Religionsgemeinschaften. Eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigte, dass 29,4 Prozent der Bevölkerung angaben, keine erklärte Religion zu haben, obwohl sie sich auch nicht als Atheisten oder Agnostiker bezeichneten. Kleinere Religionsgemeinschaften im Land sind die Siebenten-Tags-Adventisten, die Zeugen Jehovas, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) und andere.
Die muslimische Gemeinde in der Dominikanischen Republik zählt rund 2'500 Mitglieder; eine jüdische Gemeinschaft von 350 Mitgliedern findet sich in der Hauptstadt Santo Domingo. Auch Buddhisten, Hindus und Baha'is sind in dem Land vertreten, allerdings in sehr geringer Zahl, so dass es keine offiziellen Zahlen gibt.
Andere Quellen, andere Zahlen
Die Dominikanische Bischofskonferenz (CED) gibt auf ihrer offiziellen Website an, dass die Katholiken im Land 85,8 Prozent ausmachen, eine Zahl, die im Widerspruch zu den durchgeführten Studien steht. Selbst die Statistiken des Vatikans aus dem Jahr 2019 scheinen realistischer zu sein als die der CED. Die US-Botschaft stellt in ihrem «International Religious Freedom Report» fest, dass im Jahr 2020 die Katholiken 49 Prozent der Einwohner des Landes ausmachten.
Eine relevante Zahl ist die Anzahl der Hochzeiten, die gefeiert werden. Während im letzten Jahr, 2021, die Gesamtzahl der katholischen Eheschliessungen deutlich zurückging (fast um die Hälfte), wuchs die Zahl der Eheschliessungen anderer religiöser Konfessionen auf fast die gleiche Höhe. Dies deutet darauf hin, dass die Zahl der katholischen Eheschliessungen tendenziell abnimmt, während die Zahl der Eheschliessungen anderer Religionen, insbesondere der evangelischen, deutlich zunimmt.
Wikipedia scheint mit seiner Einschätzung am weitesten neben der Realität zu liegen. Zitat: «Das deutsche Auswärtige Amt gibt in seinen Veröffentlichungen Anteile von etwa 75 Prozent Katholiken, 4 Prozent (!) Protestanten, 1,5 Prozent Adventisten, 2 Prozent sonstigen christlichen Kirchen (…) und 16 Prozent ohne Religionszugehörigkeit an.»
GO Movement
Eine interessante Beobachtung: Seit 8 Jahren führt ein grosser Teil der Evangelikalen in der Dominikanischen Republik den GO-Day, GO-Month und die damit verbundenen evangelistischen Aktivitäten und Jüngerschaftsschulungen durch. Bekannt geworden sind vor allem die landesweiten Taufen Ende Oktober, in denen überall im Land bis zu 20'000 Menschen und mehr getauft werden. In diesen acht Jahren hat der Anteil der Evangelikalen im Lande um 16 Prozent zugenommen. Weitere Forschungen müssen zeigen, wie stark der Anteil der GO-Aktivitäten an diesem Wachstum war. Dass er bedeutsam ist, weil er eine allgemeine evangelistische Bewegung ausgelöst hat, kann man aber jetzt schon ziemlich sicher feststellen.Zum Thema:
«Freude im ganzen Land»: Dominikanische Republik: 27'000 Taufen an einem Wochenende
G.O.D. in Lateinamerika: Junger Mann entscheidet sich für Jesus, statt für den Suizid
Gemeinschaftsaktion: Pastor und Polizei verteilen evangelistische Broschüren
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelico Digital / GO Movement / Wikipedia