Auf dem Wasser laufen
Diospi Suyana – der Glaube im Härtetest
Der deutsche Chirurg Klaus-Dieter John und seine Frau Martina, Kinderärztin, gründeten 2005 ein Missionsspital im Hochland von Peru. Sie wollen damit den Quechua-Indianern medizinisch und geistlich dienen.
«Ein Mann, der wie ein Peruaner aussah, kam im Café auf mich zu. Ohne die üblichen südamerikanischen Gefälligkeiten vorauszuschicken, sagte er: 'Doktor John, falls sie wieder einmal ein Buch schreiben sollten, wählen Sie als Titel 'Auf dem Wasser laufen'.» Der Angesprochene hat das Buch geschrieben. Es erlebte 2020 drei Auflagen und führt die Geschichte des einzigartigen Missionsspitals und seinen Mitarbeitenden und Unterstützern weiter.
Sein Inhalt lässt manchmal den Atem anhalten. Was Menschen da mit Gott erleben, was sie an Vertrauen, unzähligen Versuchen, neuen Ideen umsetzen, ist kaum zu glauben. Sie erleben Wunder und müssen Rückschläge einstecken, werden verleumdet, mit falschen Versprechen hingehalten. Und doch hält Gott seine Hand über das Werk. Wie er das macht, erzählt Klaus-Dieter John im dritten Buch über diesen «Härtetest im Glauben», wie er es nennt.
Nicht von aller Welt vergessen
«In den Bergen Perus haben die Quechuas nur einen sehr beschränkten Zugang zu einer guten medizinischen Betreuung», erklärt der Arzt. «Es ist daher verständlich, dass Junge und Alte strapaziöse Reisen auf sich nehmen, um im Diospi Suyana Hospital behandelt zu werden.» (Diospi Suyana ist Quechua und bedeutet «Wir vertrauen auf Gott».) Oder sie werden von den Mitarbeitenden des Spitals in ihrer Region aufgesucht.
John erzählt ein Beispiel: «Brad Vasquez, eines von sechs Kindern einer alleinerziehenden Mutter, hat eine Beinprothese erhalten.» Seine Not war bei einem medizinischen Einsatz im Dorf Kishuara entdeckt worden. Es liegt gut vier Stunden vom Spital entfernt. «Nun weiss die ganze Dorfgemeinschaft, dass die Prothese aus unserer Orthopädiewerkstatt stammt.» Dank 3D-Drucker kann deren Leiter Daniel Müller auch für Kinder passende Prothesen fertigen, die mit dem Wachstum ersetzt werden.
Gross denken
Das Spital umfasst 55 Betten, vier Operationssäle, Intensivstation, Zahn- und Augenklinik, Labor und Röntgeneinrichtung. Die Einrichtung stammt aus der ganzen Welt und weist das Niveau eines deutschen Krankenhauses auf. Firmen und Private machen dies durch Sponsoring und finanzielle Unterstützung möglich. Rund 40 Mitarbeitende aus dem Ausland setzen ihr Talent hier ein, sie leben von den Spenden ihres Förderkreises. Dazu bietet es etwa 180 Einheimischen einen Arbeitsplatz. Das medizinische Angebot wurde durch eine Schule, ein Kinderhaus und ein Medienzentrum ergänzt.
Und getragen wird das Ganze durch Beterinnen und Beter rund um den Globus. Klaus-Dieter John stellt klar: «Ich rechne fest damit, dass Gott die Umstände lenkt. Ich verstehe mich als sein Botschafter.» Dazu gehöre radikale Transparenz. Wo auch immer er von Diospi Suyana berichtet und um Unterstützung nachsucht, hält er die gleiche Präsentation. «Wir hängen uns kein frommes Mäntelchen um, wenn wir vor einem kirchlichen Publikum berichten und kein Säkulares in Hörsälen», betont er. «Ich bin mir sicher, dass unsere eigene Sehnsucht nach Gott, nach Gerechtigkeit und Hoffnung andere ansteckt.» Oft akzeptierten atheistische Journalisten Gott als Ursache für die rätselhafte Entwicklung bei Diospi Suyana nicht. «Sie hatten aber auch keine andere Erklärung anzubieten.»
Du kannst auf dem Wasser gehen
Nicht nur die Geschicke des Spitals fordern Martina und Klaus-Dieter John heraus. Sie sind mit drei kleinen Kindern nach Peru ausgewandert. Inzwischen sind die beiden Töchter und der Sohn erwachsen. Und dieser hat sich vom Glauben seiner Eltern abgewandt. Martina musste eine Krebsbehandlung über sich ergehen lassen. Während der Corona-Pandemie baten die staatlichen Behörden das Leitungsteam, sich um die Flut der zu erwartenden Patienten zu kümmern. Die Kosten würde der Staat übernehmen. Diospi Suyana sprang in die Lücke, erfüllte den Auftrag. Doch die Landesregierung hielt ihr Wort nicht. Nun ging es plötzlich ums Überleben des Krankenhauses. Wenn es mit Patienten gefüllt würde, deren Rechnungen der Staat nicht übernähme, würde dies zum Bankrott führen.Wieder einmal war mehr als menschliche Weisheit gefragt, und die Verantwortlichen kämpften dagegen an, in den Fluten der Bedrängnis zu versinken. «Wie Petrus damals rufen wir dann: Herr, lass uns nicht im Stich!», gesteht der 60-jährige Klaus. Doch er schliesst das Buch mit dem Bekenntnis: «Die Ereignisse bei Diospi Suyana bestätigen immer wieder, dass wir tatsächlich auf dem Wasser laufen. Und wir stecken voller Sehnsucht, einmal den zu sehen, von Angesicht zu Angesicht, der uns aus dem Boot gerufen hat.»
Zum Buch:
Klaus-Dieter John: Auf dem Wasser laufen. Diospi Suyana – Der Glaube im Härtetest.
Zur Webseite:
Diospi Suyana
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Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet