Im Fadenkreuz des Regimes
«Landfriedensbruch? Sprecht ihr über mich?»
Es schmerzt, wenn die eigene Regierung einen als Spion brandmarkt – einzig deshalb, weil man sich für den christlichen Glauben entschieden hat. Genau das ist dem Iraner Mojtaba widerfahren. Andere wurden wegen dem Spiel mit Wasserpistolen unter Arrest gesetzt.
Weil der Iran eine Diktatur ist, wird im Namen der Religion alles kontrolliert, sagt Mojtaba, der inzwischen in England lebt. Er erklärt im Gespräch mit Livenet: «Jeder Aspekt des Lebens wird kontrolliert. Was sonderbar für die Regierung aussieht oder worin sie eine Gefahr sieht, wird verboten. Alles. Einmal kniete beispielsweise ein Mann vor seiner Angebeteten nieder – wie es im Westen geschieht – und er fragte seine Verlobte, ob sie ihn heiraten will. Einige sahen dies, klatschten und freuten sich für das Paar.»Doch das Paar wurde ausfindig gemacht und unter Arrest gesetzt, mit der Begründung, es würde die westliche Kultur vorantreiben, sagt Mojtaba gegenüber Livenet: «'Das ist gegen unsere islamische Kultur', lautete die Begründung.»
Arrest wegen Spiel mit Wasserpistolen
Oder ein anderes Beispiel: Bei einem Fest spielten junge Menschen mit Wasserpistolen. «Beim Herumrennen mit den Wasserpistolen verloren Frauen ihr Kopftuch, ausserdem wurden durch das Wasser ihre Körper sichtbarer. Die Regierung sagte, dass dies gegen Werte und Prinzipien im Iran verstosse. Schliesslich wurde derjenige, der das Fest organisiert hatte, unter Arrest gesetzt.»
Jeder könne für die Regierung zur Gefahr werden, weil sie alles kontrollieren wolle, berichtet Mojtaba. Sie würden die Menschen über die Angst kontrollieren. «Ein Christ, der über seinen Glauben spricht, stellt aus ihrer Sicht einen neuen Gott vor.»
Mangel an reifen Leitern
Die einzige Rettung im Leben geschieht durch Jesus, sagt Mojtaba. Diese Überzeugung stelle aber eine grosse Bedrohung für iranische Regierung dar. Er sei deshalb besorgt um die Gemeinde im Iran. «Sie ist noch sehr jung und steht vor vielen Herausforderungen. Dazu gehört, dass es nicht genügend reife Leiter hat. Die neuen Gläubigen haben ganz verschiedene Hintergründe. Sie lehren anschliessend aufgrund ihrer eigenen Erlebnisse.»
Deshalb sei die Förderung der Leiter sehr wichtig. «Uns fehlen die Ressourcen, die wir ihnen bereitstellen können. Der Iran ist sehr verschlossen und der Druck auf die jungen Menschen ist gross.»
Als Spion angesehen
Es sei wichtig, Programme für die jungen Menschen zu entwickeln und ihnen zu helfen. «Was die Regierung nicht kennt, schreibt sie dem Feind zu. Das Christentum wird mit Israel, den USA und England in Verbindung gebracht. Das Ganze wird politisiert.»
Mojtaba erklärt: «Es schmerzt, wenn die Regierung einen als Spion von Israel oder den USA betrachtet. Während ich verhört wurde, sagten sie mir: 'Du bist ein Werkzeug in den Händen des Westens, welche die islamische Regierung in eine christliche Regierung verwandeln will.'»
«Sprecht Ihr über mich?»
«Sprecht ihr über mich?», fragte Mojtaba damals die Beamten. Die Anschuldigungen taten weh. Heute sagt er: «Es wäre gut, wenn sichergestellt werden könnte, dass nicht jeder, der vom Muslim zum Christ wird, automatisch als Spion der USA, Israel oder England betrachtet wird.»
Als richtiger Christ werde man nicht anerkannt. Die Regierung fürchte zu stark, dass der Iran ein christliches Land werden könnte.
Beten für Verfolgte und Gefangene
Wichtig sei daher, so Mojtaba, für die Brüder und Schwestern im Iran zu beten. «Beten wir, dass der Druck verschwindet und die Christen ihren Glauben frei leben und sich ohne Angste zu Versammlungen treffen können.»
Auch wünscht sich Mojtaba Gebet für jene, die im Gefängnis sind. «Dass Gott sie nutzen kann, damit sie das Evangelium anderen weitergeben können und sie zu der Zeit, die Gott will, freigelassen werden. Und beten wir auch für die vielen Christen, welche den Iran verlassen mussten, viele sind jetzt in der Türkei.»
In der Schweiz hielt Mojtaba einen Vortrag über sein Leben im Rahmen einer Veranstaltung von Open Doors.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Open Doors