Auch in Bedrängnis
«Iraks Christen preisen ihn als treuen Gott»
«Irakische
Christen loben Gott für all ihre Siege», erklärt Tabea Geissbühler, Mitarbeiterin
von «Agape International» im Interview mit Livenet. Sie lebte in diesem Jahr
länger in Nordirak vor Ort.Livenet: Tabea
Geissbühler, was leistet «Agape International» im Irak?
Tabea
Geissbühler: Im Irak sind wir in Kontakt mit der lokalen
Organisation von «Campus für Christus», «LifeAgape». «LifeAgape» ist zum einen
im karitativen Bereich tätig und verteilt Hilfsgüter an Bedürftige, dies vor
allem an intern vertriebene Flüchtlinge, welche sich immer noch in
Flüchtlingslagern befinden. Während der Corona-Krise und dem daraus
resultierenden Lockdown verteilten sie Essenspakete an Tagelöhner und ihre
Familien, welche kein Einkommen mehr hatten.
Zum anderen sieht «LifeAgape Irak» ihren Auftrag darin, jüngerschaftlich unterwegs zu sein. Zum Beispiel begleiten sie rund 300 Frauen, machen mit ihnen Bibelstudium, sprechen über Lebensthemen, unterstützen sie mit psychologischer Hilfe, da einige von ihnen auch landesintern Vertriebene sind, die durch das Erlebte oft psychisch angeschlagen sind. Weiter begleiten wir auch Jugendliche, lesen mit ihnen die Bibel und unterstützen sie in ihrem Alltag. Ebenfalls gehört eine Radiostation zur Arbeit. Das ausschliesslich christliche Programm wird in zehn Städte gesendet. Durch dieses Radio und die dazugehörende Facebook-Seite melden sich monatlich um die 300 Personen, die mehr über den Glauben wissen möchten.
Welche
Hoffnung könnt Ihr im Irak verbreiten?
Da ist
zum einen die konkrete Hilfe in Alltagsnöten, damit sie wissen, dass sie nicht
alleine sind. Sondern dass wir bei ihnen sind, ihnen helfen und sie auch sehen,
wenn sie in dieser Krise sind.
Die weitaus grössere Hoffnung jedoch verbreiten sie selbst, indem sie Menschen von Jesus erzählen. Ich persönlich war in diesem Frühling für vier Monate bei «LifeAgape» im Irak unterwegs und habe in dieser Zeit auch einige Christen getroffen. Zu sehen, wie sie trotz allem an Jesus festhalten und Jesus als den grössten Gewinn erachten, ihn in ihren Leben zu haben, hat mich sehr bewegt.
Die
Anzahl Christen ist in der einst christlichen Nation massivst geschrumpft –
beobachtet Ihr dennoch eine Offenheit für den Glauben?
Ja,
sehr sogar. Speziell durch die Demonstrationen in Bagdad, wo sich die junge
Generation gegen den Einfluss des Irans auflehnt, hat bei vielen auch eine
Auseinandersetzung mit dem Glauben hervorgerufen. Viele sind enttäuscht vom
Islam und sind auf der Suche nach einer «Alternative». Durch die digitalen
Möglichkeiten stossen sie auch immer wieder auf unsere Webseiten und es
entstehen sehr gute Kontakte. Die Corona-Krise und der Hausarrest hat dies
nochmals verstärkt- viele sassen für Monate zu Hause und hatten viel Zeit um im
Internet zu surfen oder sich mit dem Glauben auseinander zu setzen.
Was
bewegt euch bei der Arbeit im Irak?
Ich
spürte bei unseren lokalen Partnern allem voran einen Hunger und einen Durst
nach dem Sichtbarwerden des Reiches Gottes. Im Irak gibt es um die 60 Millionen
Menschen, die keine Beziehung zu Jesus haben. Die Mitarbeiter brennen dafür,
dass diese Leute Jesus in ihr Leben aufnehmen und die Freiheit erfahren dürfen,
die Jesus ihnen schenken möchte.
Da ist zum Beispiel ein kurdischer junger Mann, der früher ein Imam war – also ein muslimischer Prediger – sich aber vom Islam abgewendet hat weil er auf der Suche nach dem wahren Gott war. «LifeAgape» kam in Kontakt mit ihm und er erhielt eine Bibel mit dem Versprechen, dass er dort sicher den wahren Gott finden wird. Im Juli 2020 hat er nun Jesus in sein Leben aufgenommen, nachdem er die Bibel durchgelesen hat.
Oder ein anderer junger Mann, der einen jesidischen Hintergrund hat: Er lebt mit seiner Familie in einem Flüchtlingscamp in einem Container. Er kam jeweils zu den Jugendevents und das Team besuchte ihn in der Corona-Zeit und zeigte ihm einen Ausschnitt des Jesus-Films, nämlich die Geschichte mit der Frau die Ehebruch begangen hatte. Dieser junge Mann war sehr berührt von diesem Jesus und wie er mit der Frau umgegangen ist. Er sagte unseren Leuten: «Dies ist das erste Mal, dass ich einen Film über Jesus gesehen habe. Ich möchte auch so leben wie er.»
Eine Frau mit muslimischem Hintergrund, die seit längerem mit unseren Partnern unterwegs ist und die eine Beziehung zu Jesus hat, hat während der Corona-Zeit zweimal wöchentlich vom «LifeAgape»-Team einen Jesus-Film Ausschnitt erhalten, mit ein paar Worten dazu. Durch die Geschichte des barmherzigen Samariters hat sie mehr über die Verantwortung, seinen nächsten zu lieben, gelernt. Sie wurde dadurch inspiriert, andere zu lieben, da es dadurch keine Diskriminierung bezüglich Religion, Hautfarbe, Ethnie und so weiter mehr gibt, da unser Schöpfer alle Menschen gleich liebt.
Was
können wir von den irakischen Christen für unseren Alltag lernen?
In
meinen vier Monaten, die ich im Irak verbracht habe, habe ich ganz neue Seiten
an Jesus kennengelernt – durch die Christen im Irak. Sie wenden sich in allem
an ihn und feiern ihn auch für alle errungenen Siege in ihrem Leben. Als wir
das erste Mal nach dem Lockdown wieder in den Gottesdienst gingen wurde Gott
gepriesen – dafür, dass er sie vor Corona bewahrt hat. Sie machten nicht die
Regierung dafür verantwortlich, sondern Gott höchstpersönlich. Auch preisen sie
ihn als treuen Gott, der immer an ihrer Seite steht. Auch wenn sie vertrieben
wurden aus ihren Häusern, auch wenn sie in schwierigen Bedingungen leben. Leid
und Verfolgung sind für sie kein Zeichen der Bestrafung Gottes sondern eine
Chance, näher an sein Herz zu kommen. Zu Ostern ist mir aufgefallen, dass die
Christen im Irak eine viel tiefere Beziehung zu diesem Jesus am Kreuz haben als
ich - Jesus, der gelitten hat. Und deshalb auch ihr Leid kennt. Jesus ist aber
auch der Friedensstifter für sie. Ich durfte in einem Team arbeiten, welches
aus Kurden, Araber, solchen mit christlichem Hintergrund und solche mit muslimischem
Hintergrund besteht und uns alle hat Jesus vereint. Dies in einem Land, wo sich
die verschiedenen Gruppen ständig in die Quere kommen, miteinander kämpfen,
nicht in Versöhnung leben. Aber durch diesen Jesus entsteht Versöhnung und
Friede. Weil sie diesen Frieden erlebt haben wünschen sie sich nichts mehr, als
dass alle Leute um sie herum auch diesen Jesus erkennen dürfen. Dieses brennen
für ihr Land und ihre Landsleute – das war sehr beeindruckend und inspirierend
für mich und habe ich zurück in meinen Alltag hier in der Schweiz mitgenommen.
Zur Webseite:
Agape International
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet