Dürrekrise in Ostafrika

Der Hunger in Afrika geht uns was an

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In Afrika sind Millionen Menschen akut davon bedroht, zu verhungern. In der deutschen Öffentlichkeit findet das nur wenig Aufmerksamkeit. Dabei dürfen wir diese Katastrophe nicht ignorieren – zumal als Gesellschaft, die sich gern auf ihre christlichen Werte beruft. Ein Kommentar von Jonathan Steinert.

Mehr als 23 Millionen Menschen drohen in Teilen Afrikas und im Jemen zu verhungern. Das sind etwa so viele, wie in Bayern und Baden-Württemberg zusammen leben. Die Lage ist so dramatisch, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Anfang Juni die deutsche Bevölkerung per Videobotschaft dazu aufrief, für den Kampf gegen Hunger in Afrika zu spenden. Was geht uns das an? Viel! Wie keine andere zeigt die Frage, ob es genug zu Essen gibt, in welchem Reichtum wir in Deutschland leben. Allein, wenn man bedenkt, was an essbaren Lebensmitteln jeden Tag weggeworfen wird. Zu schweigen davon, was wir zu sehr günstigen Preisen überall kaufen können – vielfältig und gesund.

Nicht nur deshalb ist es eine Frage der menschlichen und vor allem christlichen Verantwortung, von diesem Reichtum abzugeben und mit denen zu teilen, die tatsächlich – und nicht nur sprichwörtlich – nichts zum Leben haben. Wer einwendet, Afrika sei weit weg und habe mit uns nichts zu tun, ist entweder ignorant oder hat womöglich Logiken und Folgen einer globalisierten Welt nicht verstanden. Nicht zufällig nehmen Millionen Menschen die gefährliche Flucht nach Deutschland und Europa auf sich. Die Lebensbedingungen und der Reichtum hier wecken enorme Erwartungen bei jenen, für die das Überleben oft ein täglicher Kampf ist. Was wunder?

Europa trägt Mitverantwortung

Ein Grund für die Katastrophe am südlichen Rand der Sahara ist die langanhaltende Dürre. Die Wüste breitet sich aus. Experten machen dafür die klimatischen Veränderungen mitverantwortlich, an denen Industrieländer wie Deutschland einen ursächlichen Anteil haben. Das ist nicht der einzige Grund für den Hunger, aber einer, der die europäische Verantwortung anmahnt. Zudem benötigt eine seit Jahren wachsende Bevölkerung in afrikanischen Ländern auch ein Mehr an Nahrungsmitteln. Gewaltsame Konflikte und Feldzüge terroristischer Gruppen in den betroffenen Ländern wie Jemen, Südsudan und Nigeria verschärfen die Situation. Menschen sind deswegen auf der Flucht, sie haben keine Möglichkeit, genügend Getreide anzubauen oder die Ernten einzuholen. Oder sie haben nicht genügend Geld, um welches zu kaufen, wenn es welches gibt.

Helfen, wo es nötig ist

Beim G20-Gipfel am vergangenen Wochenende ging es auch ein bisschen um Afrika. Die Staatenlenker der zwanzig einflussreichsten Länder der Welt verabschiedeten den «Compact with Africa», ein Programm, das private Investitionen in einzelnen afrikanischen Partnerländern fördern soll, unter anderem im Senegal, in Tunesien, Marokko und Ruanda. Das kann ein hilfreicher Weg sein, die eigene wirtschaftliche Kraft dieser Länder zu stärken. Kritiker bemängeln, dass dies aber nur den ohnehin schon stärkeren Ländern auf dem Kontinent helfe.

Um den Hunger ging es beim G20-Gipfel jedoch nicht – abgesehen davon, dass US-Präsident Donald Trump gut 600 Millionen Dollar Hilfe versprach. Der Ökonom Robert Kappel kritisierte in einem Interview von Zeit Online im Vorfeld: «Niemand hat Interesse, über Hunger zu sprechen. Deshalb fehlt den Hilfsorganisationen dort das Geld. … Aber für soziale Fragen und Umweltthemen interessieren sich die Finanzminister nicht. Sie bräuchten einen ethischen Kodex.»

Es ist nicht grundsätzlich die Aufgabe Deutschlands, die Probleme anderer Länder zu lösen. Andererseits: Wer wirtschaftliche und strategische Interessen in anderen Ländern verfolgt, sollte deren Probleme nicht ignorieren – denn es könnten irgendwann die eigenen werden. Und auch wenn natürlich nicht ganz Afrika akut davon betroffen ist: Der drohende Hungertod von 20 Millionen Menschen ist ein offenkundiges und dringliches Problem. Hier Hilfe zu leisten ist nicht zuletzt eine Frage der Solidarität in einer vielbeschworenen «Internationalen Gemeinschaft». Es ist eine Frage der Menschlichkeit und Nächstenliebe – Begriffe, mit denen im Übrigen auch dafür argumentiert wurde, Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen. Nur könnte es sehr viel zielführender sein, Menschen dort zu helfen, wo sie in ihrer Not betroffen sind. Und ihnen und ihren Ländern zu helfen, stabile Bedingungen zu entwickeln.

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Datum: 13.07.2017
Autor: Jonathan Steinert
Quelle: Christliches Medienmagazin pro | www.pro-medienmagazin.de

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