Überlebender von Terroranschlag
«Ihre Gebete spielen eine wichtige Rolle im Königreich Gottes»
Frederick Gitonga überlebte den Angriff der islamistischen Al-Shabaab-Miliz auf die Universität im kenianischen Garissa. 148 Menschen wurden bei dieser Attacke am 2. April 2015 getötet. Seither setzt er sich für die Überlebenden ein. Dass er nicht an seinem Trauma zerbrochen ist, sei der Gnade Gottes und den Gebeten von Christen rund um den Globus zu verdanken.
Unter anderem starb ein Student, den Frederick in dieser Nacht noch bis zwei Uhr morgens beraten und mit dem er gebetet hatte, weil dieser darum rang, jemandem vergeben zu können. Er wurde mit anderen 21 Studenten während ihres frühmorgendlichen Gebetstreffens erschossen. «Der Lärm von Schüssen weckte mich. Alle rannten nach draussen. Ich hatte den Eindruck, ich solle nicht wegrennen und versteckte mich im Zimmer», erinnert sich Frederick.
Gekommen, um zu dienen
Lange vor dem Anschlag wurde Frederick von seinen Eltern und dem Pastor seiner Gemeinde davon abgeraten, in Garissa zu studieren. Doch er wollte gerade an dieser Universität studieren, um in dieser Region den Menschen die Liebe von Jesus Christus zu bezeugen. Seinem Gemeindeleiter entgegnete er: «Christus gibt uns einen Geist der Kraft und Weisheit, nicht einen der Furcht.» Dennoch erlebte er nach seiner Ankunft in Garissa einen Kulturschock: Das Wetter war heiss, viele Moscheen standen in diesem Landesteil und die Leute beteten in arabischer Sprache zu Allah. Zunächst habe er sich gefragt, ob in dieser Gegend überhaupt Christen leben, bis er welche kennenlernte.Mit seiner Gemeinschaft FOCUS wollte er ein Segen für die Gesellschaft sein. Die Mitglieder reinigten den Uni-Campus und sie kümmerten sich um den Garten. Jeden Tag kamen sie neben ihrem Studium am Morgen zu einem Frühgebet um fünf Uhr und zu einem Abend-Gottesdienst um zehn Uhr zusammen.
Schmerzhaftes Identifizieren
Dann ereignete sich der Angriff. Studenten, die sagten, sie seien Muslime, überlebten – sofern sie Passagen aus dem Koran rezitieren konnten. Immer wieder hörte Frederick Schüsse. Er verbarg sich unter einem Bett. Es dauerte rund acht Stunden, bis die Armee anrückte, dem Terror ein Ende setzte und Frederick befreite. Die Zeit danach war für den jungen Mann schwierig. Er hatte so viele Freunde verloren: «Ich dachte, dass das doch nicht wahr sein kann. Sind all die Menschen, die ich kenne, wirklich tot?»
Doch es blieb ihm nicht viel Zeit, sich mit seinem eigenen Trauma zu befassen. Er musste ins Spital um mitzuhelfen, die Leichen zu identifizieren. «Es war sehr, sehr schmerzhaft, all die Toten zu sehen. Sechs unserer elf Vorstandsmitglieder waren dabei.»
Das Trauma überwinden
Frederick besuchte mehrere Beerdigungen und ging dann zurück nach Nairobi, um Trauma-Begleitung für Angehörige der Betroffenen anzubieten und seine eigene Familie zu besuchen. «Mir fehlte die Zeit, selbst hinzusitzen und das Erlebte zu verarbeiten. Ich war in der Rolle eines verwundeten Beraters.» Das half ihm jedoch, den Schrecken selbst verarbeiten zu können. Emotionen wie Bitterkeit und Wut, die sich durch die traumatisierende Erfahrung aufgebaut hatten, verschwanden durch diesen Prozess.Frederick ist dankbar für das Gebet von Menschen aus aller Welt. «Manche sagen, dass ich sehr stark bin, doch ohne all diese Gebete wäre ich nicht bis hier her gekommen. Ich wäre gleich zu Beginn zusammengebrochen.»
«Beten Sie für die Überlebenden»
Wichtig sei, dass auch weiterhin für die Überlebenden des Anschlags gebetet wird. «Es sind Ihre Gebete, die uns stark machen. Was Sie dadurch tun, ist keine Kleinigkeit. Ihre Fürbitte spielt eine wichtige Rolle im Königreich Gottes.» Und davon brauche es viel, denn in Kenia werden die Christen in manchen Gebieten immer wieder zur Zielscheibe. «Jesus spricht davon, dass die Gemeinde verfolgt wird. Und die Gemeinde ist nicht die Gemeinde von Kenia, sondern die weltweite. Der Leib Christi muss zusammenwachsen. Wenn wir eins sind, ist es schwierig, uns auseinanderzubringen oder uns zu entmutigen.»
Deshalb ermutigt Frederick auch die Christen im Westen: «Jesus selbst sagte, dass es keinen Grund gibt, nicht verfolgt zu werden, da er selbst verfolgt wurde, obschon er der Sohn Gottes ist. Seien Sie froh, wenn Sie Verfolgung erleben; Sie gehen den gleichen Weg, den Christus gegangen ist.» Er gibt zu bedenken, dass es ein Ziel gibt, nämlich die Ewigkeit. «Täglich müssen wir uns daran erinnern, unerschütterlich am Glauben an Jesus festzuhalten und ohne Angst zu sagen: 'Jesus Christus ist der Herr'. Das ist unser Weg und unser Ruf.»
Solidaritätsaktion verfolgung.jetzt
Am 10. Dezember 2016 (Internationaler Tag der Menschenrechte) findet in Bern, Zürich und Genf die jährliche Solidaritätsaktion verfolgung.jetzt statt. Menschen gehen auf die Strasse, geben verfolgten Christen ihre Stimme und stehen für sie ein – mit Strassenaktionen und einem Flashmob.
Verfolgung.jetzt - 10. Dezember 2016 from verfolgung.jetzt on Vimeo.
Zur Webseite:
verfolgung.jetzt
Sonntag der verfolgten Kirche:
Open Doors Schweiz
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Autor: Patrick Schäfer
Quelle: Open Doors Schweiz