Trotz Exodus in Syrien

«Die Kirchen sind immer voll»

Manchmal sei es zu viel, um es mit dem menschlichen Hirn zu erfassen, was in den Gegenden geschieht, in denen er aufgewachsen ist, sagt Ibrahim. In all dem Leid würden Muslime jedoch fragend, weil Christen ihnen helfen. Obschon viele Christen wegziehen, sind die Kirchen stets voll.

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Gottesdienst einer Gemeinde in Damaskus, Syrien. (Bild: koptisch.wordpress)
Viele Kirchen führen Projekte für Menschen durch, die alles verloren haben. «Eine Gemeinde hat zum Beispiel eine kleine Schreinerei eröffnet, die 40 Leuten eine Arbeitsstelle gibt», sagt der junge Syrer Ibrahim (Name geändert) bei seinem Besuch in der Schweiz. «Diese Werkstatt hilft 40 Familien, die dadurch nicht mehr auf Essenspakete angewiesen sind. Das bringt ihnen ihre Würde zurück.» Die Männer arbeiten und bringen ihre Familien selbst durch, in dieser Kultur ist das wichtig, dass sie nicht betteln müssen. «Es gibt viele solche Unternehmen, eine Apotheke, eine Milchproduktionsstätte und anderes.»

Und noch etwas hat Ibrahim festgestellt: «Einige wenige Flüchtlinge kehren mittlerweile zurück, weil sie in Syrien – und auch im Irak – wirtschaftlich gesehen die besseren Voraussetzungen vorfinden, als beispielsweise in Jordanien oder im Libanon.»

«Zu viel um es zu erfassen»

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Eine Gemeinde in Syrien
«Es gibt Gegenden, die stabil sind, wo Kirchen funktionieren und solche Projekte möglich sind. Weitere Projekte gibt es in den Nachbarländern. Der Krieg ist nicht überall gleich stark.»

Was geht ihm durch den Kopf, wenn er an seine Heimat denkt, fragt Livenet ihn beim Treffen in der Schweiz, während seiner Vortragstour für «Open Doors». Livenet vergleicht: «Ist es, als würde ich in Bern leben und in Zürich wäre Krieg?» Ibrahim: «Manchmal verstehe ich nicht alles, es ist manchmal zu viel, um es mit dem menschlichen Hirn zu erfassen. Die Gegenden, in denen ich aufgewachsen bin, darunter meine christliche Schule, die ich besuchte, wurden vor einigen Monaten zerstört. Dort, wo meine Erinnerungen sind, dort wo ich Bildung genossen habe, das ist zerstört. Das bricht einem das Herz.»

Praktisches fehlt

In der gegenwärtigen Lage müsse man vertrauen, dass Gott die Kontrolle hat. «Das höre ich oft von Menschen, die das Leiden selbst erleben, nämlich wie Gott wunderbar in ihren Herzen wirkt, sie beschützt, inmitten des Krieges und ihnen Fürsorge zeigt.» Viele finden durch die Gemeinde zu Christus, sie freuen sich über die Gnade, welche den Mitmenschen durch sie gezeigt wird.

Als Christ sei aber nicht alles im Umfeld anders. «Es heisst nicht, dass die Leute glücklich sind und ein einfaches Leben haben. Die Angst ist da, fehlende Sicherheit, praktische Probleme: Wasser, Essen, Elektrizität – die Dinge, die man zum Leben braucht, fehlen oft. Viele Kilometer müssen gegangen werden, um einen Wassertank zu füllen und zum Haus zurückbringen.»

«Frieden, den nur Gott geben kann»

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Zerstörte Häuser in Homs, Syrien. (Aufnahme vom Mai 2014)
Die Menschen leben im Moment. «Es ist sehr schwer und herausfordernd. Doch mittendrin kommen die Menschen näher zu Gott. Manche sagen, dass sie alles verloren, aber Gott gewonnen haben. Sie zählen auf ihn, nicht auf die eigene Sicherheit, sie haben einen Frieden, den nur Gott geben kann.»

Was jetzt abläuft, war in der Geschichte nie geschehen. Tausende Personen mit muslimischem Hintergrund finden zu Christus, in Flüchtlingslagern gibt es viele von ihnen, «hunderte von Gruppen.»

Ein Pastor sagt, dass die Hälfte der Gemeinde gegangen ist, aber jeden Sonntag die Gemeinde voll ist. «Viele haben Narben, sie sehen die Liebe Christi, die Güte der Gemeinde. Sie fragen: «Warum helft ihr uns, wir sind nicht Christen.» Das berührt sie. Eine Frau war Muslimin, in der Moschee erhielt sie nichts. Sie wollte eigentlich nicht in der Kirche nach Hilfe suchen, das sei beschämend. Doch als es eng wurde, ging sie dennoch hin.» Sie bat um Hilfe, sie war überrascht, dass sie monatlich unterstützt wurde. Sie fragte: «Warum helft ihr, ich schäme mich, in der Moschee erhielt ich nichts, aber ihr antwortet.» Viele Familien erleben dies.

«Muslime fragen, wie wir sie lieben können.»

Eine muslimische Familie erhielt Hilfe, dann war die Gemeinde nicht mehr in der Lage, ihr beizustehen. Doch die Familie lud sie trotzdem ein und begründete: «Wir fragen nicht wegen Dingen, sondern wegen eurer Präsenz. Immer wenn ihr da wart, war ein besonderer Frieden da, kommt doch, unser Sohn war kürzlich von einer Bombe verletzt worden. Im Koran steht, dass Jesus heilen kann; kommt und betet zu eurem Jesus, wir glauben, dass er heilen kann. Die Gemeinde war überwältigt. Das sind ein paar Beispiele, wie Gott viele Menschen zu ihm bringt.»

Ibrahim betont, dass das Gebet für die Gemeinde wichtig sei, ebenso für die Flüchtlinge. «Es geht nicht nur um Essen und Sicherheit, sondern auch darum, dass sie an einem Ort fremd sind und wieder eine Heimat finden wollen.» Auch sollen wir für eine Lösung beten, dass Gott beiden Ländern Frieden bringt.

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Datum: 09.10.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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