Wandel im «Globalen Süden»
Missionsarbeit vor neuen Herausforderungen
Die Welt hat sich verändert in den vergangenen drei Jahrzehnten. Moderne Kommunikationsmittel, gute Reisemöglichkeiten, technische Entwicklungen erleichtern den Alltag. Vieles ist möglich, was vor 30 Jahren kaum vorstellbar war. Auch die Anforderungen an die Missionsarbeit haben sich gewandelt.Der Auftrag ist derselbe geblieben, nämlich allen Menschen und Völkern die Gute Nachricht von Jesus Christus zu bringen. Die Art und Weise diesen Auftrag auszuführen, muss sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Kurz zusammengefasst die grossen Herausforderungen der heutigen Missionsarbeit.
Sicherheitslage
Nicht erst seit den Anschlägen von 2001 und der weltweiten Ausbreitung des Terrorismus ist die Sicherheit der eigenen Mitarbeitenden für Missionsorganisationen ein zentraler Punkt. Zwar war die Arbeit in den Einsatzländer schon immer mit Risiken verbunden. Es lässt sich aber feststellen, dass seit einigen Jahren auch die Arbeit in Ländern zunehmend gefährlicher wurde, die bislang als sicher galten. Terrornetzwerke sind heute weltweit tätig. Regierung und Behörden in islamischen Ländern sind restriktiver geworden, was christliche Missionsarbeit auf ihrem Gebiet anbelangt. Einige Länder sind für Missionare aus dem Globalen Norden kaum mehr zugänglich.
Aufenthaltsgenehmigungen
Es wird für Mitarbeitende zunehmend schwierig, Visa und Aufenthaltsgenehmigungen in ihrem Einsatzland zu bekommen. Christliche Missionsorganisationen sind in islamischen Ländern kaum mehr willkommen. Somit müssen Möglichkeiten gesucht werden, wie die Mitarbeitenden im Land selber tätig werden können. Dabei gelten auch Entwicklungshilfeprojekte nicht mehr als unverdächtig und werden von den Behörden vor Ort genau unter die Lupe genommen. Immer mehr kommt es dazu, dass Mitarbeitende eine Anstellung vor Ort anstreben oder eine Firma gründen, um im Land eine Basis für ihre wirkliche Berufung zu finden.
Migration und Globalisierung
Die grossen Migrationsbewegungen in den letzten Jahrzehnten erfordern neue Sichtweisen. War es vor vierzig Jahren noch nötig, in die islamische Welt zu reisen, um unter Muslimen tätig zu sein, sind Muslime unterdessen nach Europa gekommen und unsere Nachbarn geworden. Rund fünf Prozent der Einwohner der Schweiz sind Muslime.
Christliche Kirchen sind zunehmend verunsichert, wie sie diesen Menschen dienen und sie erreichen können. Aber auch in den Einsatzländern in der islamischen Welt sind Migrationsbewegungen spürbar. Immer mehr Menschen ziehen in die schnell wachsenden Städte. Diese urbanen Millionen-Zentren sind noch kaum mit dem Evangelium erreicht. Prognosen gehen davon aus, dass 2050 achtzig Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben werden.
Neue Partner in der Missionsarbeit
In den 1980er Jahren lebten noch zwei Drittel der Christen in der westlichen Hemisphäre. Das hat sich inzwischen geändert. Die weltweite Kirche ist in Asien, Afrika, Südamerika und in Teilen der arabischen Welt stark gewachsen. Heute leben mehr als zwei Drittel der Christen im sogenannten «Globalen Süden». Auch diese Kirchen haben die Missionsarbeit als ihren Auftrag entdeckt und senden Mitarbeitende aus. Oftmals sind sie den zu erreichenden Volksgruppen kulturell und sprachlich näher. Allerdings fehlen ihnen vielfach Erfahrungen in der Missionsarbeit. Die Zusammenarbeit mit diesen Partnern wird für westliche Organisationen eine Herausforderung sein.
Schulung und Unterstützung von lokalen Gläubigen
«ReachAcross» arbeitet seit vielen Jahren unter unerreichten islamischen Volksgruppen. In den letzten Jahren durfte Frucht aus dieser Arbeit wachsen. Muslime kommen zum Glauben und wollen das Evangelium zu ihren Landsleuten bringen. Oftmals ist es gefährlich für sie, sich mit anderen Gläubigen zu treffen. Lokale Kirchen gibt es kaum. So ist es eine zentrale Aufgabe, diese Gläubigen zu schulen und zu motivieren, damit sie Menschen in ihrem Umfeld für das Evangelium gewinnen können.
All die erwähnten Punkte werden auch die Missionsarbeit in der islamischen Welt verändern. Wichtig dabei ist es, offen zu sein, aber gleichzeitig die eigene Herkunft und Vision fest im Blick zu behalten.
Webseite:
ReachAcross
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Autor: Jürg Gugger
Quelle: Livenet / ReachAcross