Unfreies Russland
Christen in Ex-Sowjetunion erneut unter Druck
Russland trauert nach dem jüngsten Terroranschlag in Moskau. Im Durchschnitt sterben seit neun Jahren pro Woche zwei Menschen in der Ex-Sowjet-Republik durch Terror. Auch der Druck auf manche Christen im Land hat im neuen Jahrtausend stetig zugenommen.
Einmal mehr haben Terroristen ihr bluttriefendes Schwert tief in die russische Volksseele gerammt. Das Attentat auf den Moskauer Flughafen Domodedowo ist nur eine jüngste Heimsuchung in einer entsetzlichen Chronik bestialischer Gewalt. So sprengten sich 2003 zwei Tschetscheninnen auf einem Rockkonzert in Moskau in die Luft und rissen 14 Menschen in den Tod. 2004 kommen bei zwei Anschlägen auf die U-Bahn in der russischen Hauptstadt rund 30 Menschen ums Leben. Im gleichen Jahr sterben 360 Menschen bei der Geiselnahme in einer Schule in Beslan. 2005 sterben in Naltschick fast 140 Personen in einem von Islamisten angezettelten Gefecht. 2006 schickt eine Bombe auf einem Markt in Moskau zehn Menschen in den Tod. 2009 lassen 25 Bürger ihr Leben, als in Nasran ein Sprengsatz explodiert.
Christen unter Druck
In den letzten neun Jahren sind über 1000 Menschen in Russland in Terrorakten ums Leben gekommen, im Durchschnitt sterben pro Woche mehr als zwei Personen durch terroristische Akte. Darunter leidet eine Minderheit besonders: jene freien Christen, die nicht der Orthodoxie angehören, da einerseits aus dieser Glaubensgruppe zunehmender Druck ausgeübt wird, während andererseits auch in den islamischen Gebieten Russlands Unterdrückung zu beobachten ist.
Zielscheibe
In Dagestan beispielsweise, im südlichen Russland, werden die Zivilbevölkerung im Allgemeinen und die Christen im Besonderen über Jahre schikaniert. So haben islamische Geistliche 2005 den Besuch einer öffentlichen Sauna als Perversion und Todsünde verurteilt. Ihrer Meinung nach besuchen Männer öffentliche Saunen nur aus sexuellen Beweggründen.
Menschen, die vom Islam zum Christentum konvertierten, können ihren Glauben nur diskret in kleinen Hausgemeinden leben. So wurde im Juli 2010 Artur Suleimanov erschossen, der die grösste protestantischen Gemeinden in Makhachkala gründete und leitete. Im vorwiegend muslimischen Dagestan, wo manche Kräfte nach Separation streben, sind auch Orthodoxe zur Zielscheibe geworden, da das Christentum als russische Religion angesehen wird. So wurde etwa der orthodoxe Priester Sisoev im November 2009 in der Moskauer St.-Thomas-Kirche von Maskierten erschossen, eine islamische Gruppe bekannte sich zur Attacke. Auch ein baptistischer Pastor in St. Peterburg wurde im Jahr 2010 umgebracht, er soll ebenfalls unter Muslimen «zu aktiv» gewesen sein.
Druck aus der Gesellschaft
Stetig zugenommen hat der Druck zudem auf nicht-orthodoxe Christen auch durch die Gesellschaft. So wurden etwa Häuser von Christen mit Steinen beworfen und auf Freikirchen das Wort «Sekte» gesprayt. Dies ist ebenfalls kein neu aufgeflammtes Phänomen - so beklagte der Kölner Kardinal Joachim Meisner bereits 2002, dass Katholiken von aufgehetzten Orthodoxen geschlagen und bespuckt würden, wenn sie in den Gottesdienst gingen.
Auf dem Weltverfolgungsindex 2011 von «Open Doors» ist Russland erstmals aufgeführt, die Nation liegt auf Rang 50 – und dabei nicht miteingerechnet ist Tschetschenien, das noch zu Russland gehört und auf Rang 20 liegt. Die meisten Christen haben dieses Gebiet verlassen, Konvertiten werden bedrängt, zum Islam zurückzukehren.
Unfreiheit in Ex-UdSSR
Auf dem Weltverfolgungsindex, der fünfzig Ränge umfasst, ist die Ex-Sowjetunion ausgeprägt vertreten: Usbekistan (Platz 9), Turkmenistan (15), die autonome Teilrepublik Tschetschenien (20), Aserbaidschan (24), Tadschikistan (33), Weissrussland (42), Kirgistan (46) sowie Russland (50).
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch