Steinmeier wiedergewählt

Es geht ihm um den Zusammenhalt

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Frank-Walter Steinmeier (Bild: Wikimedia)
Frank-Walter Steinmeier ist alter und neuer deutscher Bundespräsident. Er wurde für fünf weitere Jahre zum Staatsoberhaupt gewählt. Steinmeier hat sich immer wieder zu seinem Glauben bekannt.

Gleich im ersten Wahlgang wurde Frank-Walter Steinmeier mit einer grossen Mehrheit der Bundesversammlung (1'045 von 1'437 Stimmen) gewählt. Seine erneute Kandidatur wurde nicht nur von den Regierungsparteien (SPD, Grüne und FDP), sondern auch von der CDU/CSU unterstützt. Überraschend war seine Wahl nicht, sondern, dass er in seiner Rede nach der Wahl so deutliche Worte bezogen auf das gesellschaftliche Klima und auf die Ukraine-Krise fand.

«Ein kämpferischer Präsident»

So lauteten die Überschriften auf den Internetseiten von «Welt», «Zeit» und FAZ: «Steinmeier 2.0 startet mit ungewöhnlich klarer Ansage.» – «So deutliche Worte sind neu. Ein Vorgeschmack auf die zweite Amtszeit?» – «Ein kämpferischer Präsident.» Bereits einen Tag nach der Wahl rangiert der Bericht über Steinmeiers Wahl nur noch an hinterer Stelle auf den Internetseiten, angesichts der erwarteten Wahl und anderer Nachrichten über die Ukraine-Krise, Super-Bowl und Olympia.

Doch so klar war Steinmeiers Wiederwahl zunächst nicht. Er erklärte bereits im Mai letzten Jahres, dass er erneut kandidiere. Damals rechnete niemand mit einer Regierung unter SPD-Führung, die in Umfragen bei gerade mal 15 Prozent lag. Steinmeier wartete nicht auf den Ausgang der Bundestagswahl im September, sondern warf schon Monate vorher «seinen Hut in den Ring» und bewarb sich erneut, was ihm Respekt einbrachte.

Steinmeier spricht oft über seinen Glauben

Steinmeier ist einer der wenigen deutschen Politiker, die sich nicht nur ab und an zu ihrem Glauben äussern. Er tat es oft und vermehrt in den letzten Jahren. Der SPD-Politiker war Kanzleramtsminister für Bundeskanzler Gerhard Schröder, Aussenminister (unter Kanzlerin Angela Merkel) und seit 2017 Bundespräsident.

«Meine Religion gebe ich ja nicht an der Garderobe ab»

2015 sprach Steinmeier vor Studenten in Tunis über das Verhältnis von Gesellschaft und Religion und sagte: «Ich bin Christ und bin in der protestantischen Kirche aktiv. Und natürlich hat mein Christstein mit meinem Handeln in der Gesellschaft zu tun. Meine Religion gebe ich ja nicht an der Garderobe ab, wenn ich morgens in mein Büro gehe.»

Der Politiker stellte fest, dass ihm die Bibel in den letzten Jahren wichtiger geworden ist. «Wenn das wieder intensiver geworden ist, dann hängt das damit zusammen, dass im Laufe eines Lebens Gewissheit wächst über die Wichtigkeit eines Gottes, der stärkt und schützt, der Orientierung und Halt gibt und der verzeiht.» 

Miteinander der Christen ist dem Präsidentenpaar wichtig

Steinmeier ist Mitglied der Evangelisch-Reformierten Kirche, seine Frau, Elke Büdenbender, ist katholisch. Bei beiden war im Elternhaus der christliche Glaube wichtig und prägend. Daher leiden sie an der Trennung der christlichen Kirchen, das Miteinander der Christen ist ihnen wichtig. Bewusst sprechen sie, bezogen auf ihre Ehe, von einer konfessionsverbindenden, statt einer konfessionsverschiedenen Ehe, was die übliche Bezeichnung ist.

Religion ist mit Wucht zurückgekehrt

Im Februar 2019 lud Bundespräsident Steinmeier zum «Forum Bellevue» zum Thema Religion ein. Hier stellt er fest, dass das Interesse an Religion ungebrochen sei. Zwar verliere sie in «volkskirchlicher Gestalt» an Bedeutung, dennoch bezeichneten sich zwei Drittel der Deutschen als religiös. Die These von der «stetig fortschreitenden Säkularisierung» greife zu kurz. Vielmehr sei die Religion mit Wucht zurückgekehrt. 2020 vermutete er, dass in der Corona-Pandemie das «Bedürfnis nach Glauben und übergeordneten Antworten» wachse.

Seine Frau Elke Büdenbender kehrt nach seiner erneuten Wahl wieder in ihren Beruf als Richterin zurück. Sie hatte als Jurastudentin ihren Mann kennengelernt und ihren Richterberuf in den vergangenen fünf Jahren der Präsidentschaft ihres Mannes, nicht ausgeübt. Dafür wurde sie von Frauen kritisiert, weil sie ihren Beruf aufgegeben habe, um nur noch First Lady im Schatten ihres Mannes zu sein.

Es geht ihm um den Zusammenhalt der Gesellschaft

In seiner Rede zur erneuten Wahl zum Bundespräsidenten sagte Steinmeier, dass er als Bundespräsident überparteiisch sei, «aber ich bin nicht neutral, wenn es um die Sache der Demokratie geht». Und weiter betonte er: «Ich werde als Bundespräsident keine Kontroverse scheuen, Demokratie braucht Kontroverse.»

Steinmeier ist es wichtig, für den Zusammenhalt der Gesellschaft zu wirken. Das habe Priorität in seiner zweiten Amtszeit. In seiner Weihnachtsansprache hatte er bereits daran erinnert, dass die Deutschen kein gespaltenes Volk seien, sondern eines, das in der Pandemie wie beim Hochwasser im Sommer enorme Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt gezeigt habe.

Zum Thema:
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Datum: 15.02.2022
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

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