Angela Merkels Entschuldigung

Glaubwürdigkeit ist Topthema in der Krise

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Angela Merkel (Bild: Wikimedia / CC BY 2.0)
Am vergangenen Mittwoch hat sich die deutsche Bundeskanzlerin ganz offiziell für eine Fehlentscheidung bei der deutschen Bevölkerung entschuldigt. Ein historischer und quasi einmaliger Akt. Können sich Politiker einen solchen Gesichtsverlust leisten?

«Ich möchte eins klarstellen: Es war einzig und allein mein Fehler», sagte Merkel in ihrem Statement. Sie hob damit die vorgesehene strenge Coronaregel über Ostern auf und entschuldigte sich dabei auch über das «daraus resultierende zunehmende Unverständnis» und die sinkende Akzeptanz der Corona-Regelungen. Zuvor musste sich auch Merkel wie der Schweizer Bundesrat den Vorwurf anhören, willkürlich und diktatorisch zu reagieren.

Keine billige Entschuldigung

Entschuldigungen sind nicht die Sache von Politikern, meistens reagieren sie mit Vorwürfen mit Rechtfertigungen oder machen selbst Vorwürfe. Speziell bei der Entschuldigung von Angela Merkel war, dass sie die Schuld für den verhängten Lockdown über die Osterfeiertage ganz allein auf sich nahm. Dabei darf man ihr zugestehen, dass sie dies nicht leichtfertig tat, ist ihr doch Ostern selbst nicht einfach ein Tag unter anderen.

Ein politisches Erdbeben

Mit ihrer Entschuldigung löste Merkel ein politisches Erdbeben mit unzähligen Kommentaren aus. Diese bewegten sich zwischen Selbstschädigung der bald abtretenden Bundeskanzlerin auf der einen und dem Gewinn von Glaubwürdigkeit auf der andern Seite.

Wir meinen, Merkel hat damit an Glaubwürdigkeit gewonnen, nicht nur für sich, sondern auch für Politikerinnen und Politiker ganz allgemein. Sie steht für eine «Obrigkeit», die auch aus christlicher Sicht Unterstützung verdient, wie es Paulus im 13. Kapitel des Römerbriefs beschreibt.

Ein Glaubwürdigkeitstest

In Zeiten der Corona-Pandemie steht die politische Führung der Länder weltweit unter einem Glaubwürdigkeitstest wie schon lange nicht mehr. Sie müssen glaubwürdig und auch erfolgreich agieren, ohne dass ihnen Erfahrungswerte oder gar Routine helfen. Sie müssen damit umgehen können, wenn ihnen im Rückblick Fehlentscheide vorgeworfen werden.

Etliche Staatschefs werden als Versager dastehen, andere als Helden. Wenn sie schlechte Entscheidungen gefällt haben, bleiben ihnen Vorwürfe auch dann nicht erspart, wenn sie im Kollektiv entschieden haben wie in der Schweiz. Letztlich werden hier Erfolg oder Misserfolg am «Gesundheitsminister» Alain Berset hängen bleiben.

Mit Kritik gut umgehen

Christen, denen die Mitverantwortung für die «Obrigkeit», also die staatlichen Behörden, wichtig ist, werden sich Kritik immer gut überlegen und wo nötig um Verständnis für unpopuläre Massnahmen eintreten, selbst wenn sie diese nicht in jedem Fall nachvollziehen können. Sie werden froh sein, nicht selbst in die Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung gestellt zu sein. Und sie werden sich darauf stützen können, dass auch in wirren Zeiten einer über das Schicksal der Welt wacht, auch wenn die Zeichen dafür nicht ohne weiteres sichtbar sind. Schon der grosse Theologe Karl Barth sagte in unsicheren Zeiten: «Es wird regiert.»

Zum Thema:
Stationenweg 2021: Corona zwischen Aschermittwoch und Pfingsten
Zum 1. März: Lockerungen und Singverbot
C-Parteien und Asylfrage: Ist es christlich, Geflüchtete an der Grenze abzuweisen?

Datum: 29.03.2021
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

Kommentare

@Markus Ott: Angela Merkel hat es fertiggebracht, in Europa mit der unverantwortlichen Einwanderungs-Politik und ihrem unsäglichen „Wir schaffen das“ eine Ideologie zu etablieren und zu stärken, die dem Christentum alles andere als friedlich gesinnt ist. Genau das dokumentiert ja ihr erwähnter und inzwischen fünf Jahre alter YouTube Film… Hinter allem und jedem „Christliche Werte“ zu suchen ohne den politischen Kontext zu berücksichtigen ist zu einseitig.
Wer Angela Merkels Politik über die Jahre verfolgt hat wird den Verdacht nicht los, dass ihre Entschuldigung ein rhetorischer Schachzug war. Sie hat sich nicht für ihre Entscheidung entschuldigt, sondern nachgeschoben, dass die Umsetzung nicht möglich sei. Also eigentlich gar keine Entschuldigung.
Angela Merkel entschuldigte sich für ihre kurzfristige (jedoch durchaus angemessene) Entscheidung, da sie in der praktischen Umsetzung bei der Bevölkerung Unsicherheit ausgelöst habe (siehe Gespräch mit Anne Will www.youtube.com/watch?v=9slKqESqOiU). Ich finde Ihre Entschuldigung mutig und stark. Wer sich entschuldigt übernimmt Verantwortung und macht sich angreifbar, besonders in der Poltik. In vielfältigen Beiträgen kann man in ihrem Arbeitsalltag, ihrem politischen Engagement und ihre christlichen Werte in den komplexen weltpolitischen Herausforderungen erkennen. Dafür gebührt Angela Merkel grösste Wertschätzung, Respekt und Anerkennung!

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