The King's Speech
König Charles und seine humanistische Weihnachtsansprache
Königin Elizabeth II. bekannte sich Zeit ihres Lebens zum christlichen Glauben. Mit ihrem Sohn König Charles – immerhin Haupt der Anglikanischen Kirche – scheint ein neuer Wind bezüglich Religion einzukehren, wie seine Weihnachtsansprache zeigt.
Anstatt hinter einem Schreibtisch zu sitzen, stand König Charles vor der Kamera und sprach mit viel Wärme und Einfühlungsvermögen über seine verstorbene Mutter: «Weihnachten ist eine besonders ergreifende Zeit für uns alle, die wir einen geliebten Menschen verloren haben. Wir spüren ihre Abwesenheit bei jeder vertrauten Wendung der Jahreszeit und erinnern uns an sie in jeder liebgewonnenen Tradition.» So weit, so persönlich.
«Das Licht»
Die Rede war kurz – nur 617 Worte – aber diese 617 Worte verrieten viel über den neuen König und über die Richtung, in die sich Grossbritannien mit dem neuen Jahr bewegen wird. Das allgemeine Thema war der Glaube an die Macht des Lichts. Laut König Karl ist es das Licht, das aus jeder Religion herausleuchtet. Es ist das Licht, das aus jedem menschlichen Herzen leuchtet: «Es ist der Glaube an die aussergewöhnliche Fähigkeit eines jeden Menschen, das Leben anderer mit Güte und Mitgefühl zu berühren und ein Licht in der Welt um ihn herum erstrahlen zu lassen. Das ist die Essenz unserer Gemeinschaft und das Fundament unserer Gesellschaft.»
Egal, was du glaubst
In dieser Welt des «inneren Lichts» spielt es keine Rolle, welcher Religion man angehört, denn, wie der König erklärte, «Weihnachten ist zwar ein christliches Fest, aber die Macht des Lichts, das die Dunkelheit besiegt, wird über die Grenzen des Glaubens und der Überzeugungen hinweg gefeiert».
Wer einen Hinweis auf Christus – immerhin der, dessen Geburtstag Weihnachten ist – erwartete, wurde enttäuscht. «Egal, welchen Glauben du hast oder ob du keinen hast, ich glaube, dass wir in diesem lebensspendenden Licht und mit der wahren Demut, die in unserem Dienst an anderen liegt, Hoffnung für die Zukunft finden können.»
Ein deutlicher Wechsel
Kommentatoren bemerkten diesen neuen Ton sehr wohl. Der «Catholic Herald» brachte es am besten auf den Punkt: «Wenn Charles wirklich von einem christlich-protestantischen Monarchen (…) zu einem religiösen Relativismus des 21. Jahrhunderts wechselt, ist das nicht einfach ein Gangwechsel oder ein Wechsel der Identität innerhalb eines Glaubens. Es ist die Abkehr von diesem Glauben. Eine weltweit gültige religiöse Ur-Ordnung ist kein Christentum. Multireligiöse Praxis ist kein Christentum. Die Schlagworte des Multikulturalismus sind kein Christentum.»
Ende der Monarchie?
Der australische Publizist David Robertson kommentierte: «Was der König getan hat, ist sowohl für das Land als auch für die Monarchie unglaublich gefährlich. Die Königin war eine der letzten bürgerlichen Führungspersönlichkeiten, die erkannt hat, dass die Grundlagen des Vereinigten Königreichs auf dem Christentum beruhen. Wenn das Fundament zerstört wird, wer kann dann noch stehen? Aber auch für die Monarchie ist dies ein katastrophaler Schritt. Das Christentum gründet sich nicht auf die Monarchie, sondern die Monarchie gründet sich auf das Christentum. König Charles sät die Saat, die schliesslich zum Ende der Monarchie im Vereinigten Königreich führen wird.» Das bleibt abzuwarten – aber ein neuer Wind weht eindeutig im Buckingham Palast.
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Times