Klima(un)gerechtigkeit
Alle können sie sehen – aber kaum einer schaut hin
An Klimaextreme werden wir uns langsam anpassen müssen. Schon längst müssen viele in Armut lebende Menschen mit Dürren und Überschwemmungen leben. Für eine bessere Klimapolitik sucht die Klima-Allianz Schweiz Klimabotschafter.
Erneut liegt ein ungewöhnlich heisser und trockener Sommer hinter uns. Wir müssen uns langsam auf einen neuen Alltag einstellen. «Ärmere Länder kämpfen schon seit längerem mit der neuen Realität der Klimaerhitzung. In diesen Ländern sind arme Menschen überdurchschnittlich stark betroffen, z.B. weil ihnen die Mittel für die Anpassung an die zunehmenden Wetterextreme wie Dürren und Überschwemmungen fehlen», sagt Sonja Tschirren von Swissaid.
In Indonesien leben Menschen auf Inseln, die wegen des ansteigenden Meeresspiegels bald nicht mehr bewohnbar sind. In Burkina Faso leben Kleinbauern, die wegen abnehmenden Niederschlagsmengen in Grossstädte umziehen müssen. In Pakistan werden innert Sekunden Häuser, Schulen und Spitäler weggeschwemmt. Tropische Wirbelstürme erodieren in Haiti kleinbäuerlich genutzte Hänge. In Äthiopien hungern Menschen, weil auf vielen Feldern nicht mehr genug wächst.
Alle diese Menschen müssen Lösungen finden für Probleme, die sie nicht verursacht haben. Auf diese grosse Ungerechtigkeit machen Organisationen, die sich in der Arbeitsgruppe Klimagerechtigkeit der Klima-Allianz Schweiz zusammengeschlossen haben, in dieser Woche vom 31.10. bis 7.11. aufmerksam. Sie vereinen ihre Kräfte und zeigen auf, was die Schweiz konkret tun kann, um zu mehr Klimagerechtigkeit beizutragen.
Der schweizerische Beitrag zu mehr Klimagerechtigkeit
«Im kommenden Jahr erwarten uns die Abstimmung zum indirekten Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative sowie die nationalen Wahlen im Oktober. Die Schweiz muss aufgrund ihres grossen Klimafussabdrucks pro Kopf ihre Verantwortung gegenüber den Menschen wahrnehmen, die unter der Klimaerhitzung besonders leiden, diese aber nicht verursacht haben. Wir müssen so rasch wie möglich klimaneutral werden», sagt Stefan Salzmann von Fastenaktion.
Um
dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, ist die Klima-Allianz auf der Suche nach
prominenter Unterstützung. Wen sie als Klimabotschafter für 2023 ins
Boot holt, kann die ganze Schweiz in einem Online-Voting
mitentscheiden. «Der oder die Klimabotschafter soll Menschen
überzeugen, das Klima als Kriterium für politische Entscheidungen
stärker zu berücksichtigen, um die schlimmsten Szenarien globaler
Klimaerhitzung abzuwenden», heisst es in einer Mitteilung.
Klimakonferenz COP27 in Sharm El-Sheik
In einer Woche beginnt die diesjährige UN-Klimakonferenz. Die Klima-Allianz hofft, dass sich die Schweiz für eine internationale Klimapolitik einsetzt, welche die Menschenwürde sowie Fragen globaler Gerechtigkeit ins Zentrum stellt. Und sie fordert die Schweiz auf, sich dafür einzusetzen, die technische und finanzielle Unterstützung für in Armut lebende Menschen auszubauen.
«An der vergangenen Klimakonferenz in Glasgow 2021 wurde klar, dass die wohlhabenden Länder ihre Verpflichtung von 2009, 100 Milliarden US-Dollar jährlich für Klimaschutz und Anpassung in Entwicklungsländern bereitzustellen, nicht einhalten. An der bevorstehenden Klimakonferenz muss ein neues, höheres Finanzierungsziel beschlossen und sichergestellt werden, dass zusätzliche, angemessene und vorhersehbare Finanzmittel für die Entwicklungsländer bereitgestellt werden», sagt Patrik Berlinger von Helvetas. Zudem brauche es dringend Fortschritte im Bereich Verluste und Schäden. Dies sei ein dringender Aspekt von Klimagerechtigkeit. Es gehe darum, Menschen zu unterstützen, die aufgrund der Erderwärmung unwiderrufliche Schäden erlitten haben.
Zur Website:
www.klima-allianz.ch
Zum Thema:
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Quelle: Klima-Allianz AG