Kampf für Gerechtigkeit
Der juristische Albtraum von Foudhil Bahloul
In Algerien kämpft Foudhil Bahloul, ein Christ mit muslimischem Hintergrund, gleich an zwei Fronten für Gerechtigkeit. Mittels einer Berufung kämpft er gegen eine Gefängnisstrafe sowie eine Geldbusse.
In den letzten Jahren wurde von der algerischen Regierung eine antichristliche Kampagne inszeniert. Zu den Kirchenschliessungen kommen administrative und gerichtliche Schikanen hinzu.
Foudhil Bahloul ist einer der algerischen Christen, die davon betroffen sind. Am 1. Dezember bestätigte ein Berufungsgericht seine Verurteilung zu sechs Monaten Gefängnis auf Bewährung und einer Geldstrafe von 660 Euro. Foudhil fechtet diese Entscheidung mittlerweile mit einer zweiten Berufung an.
«Verdächtige evangelische Aktivitäten»
Fast ein Jahr kämpft sich Foudhil Bahloul durch die algerische Justiz: Bereits am 17. April 2021 war er festgenommen und sein Haus durchsucht worden. Am 30. Juni war er bei einer Anhörung auf der Polizeiwache beschuldigt worden, Bibeln zu verteilen und christliche Broschüren für Muslime zu drucken.
Im Juli fiel dann das Urteil: Sechs Monate Gefängnis auf Bewährung und 660 Euro Geldstrafe wegen «Sammelns von Spenden und Annehmens von Geschenken ohne Genehmigung der zuständigen Behörden». Eine Anklage, die sich auf die Verordnung gegen Paragraph 06-03 stützt, der Gottesdienste von Nichtmuslimen regelt. Weitere Straftaten, die Foudhil vorgeworfen wurden, waren «verdächtige evangelische Aktivitäten», «Verderben der Gedanken junger Menschen» und «Menschen mit List zum Übertritt zum Christentum verleiten».
Eine zweite Verurteilung
Foudhil legte gegen eine weitere Verurteilung durch ein anderes Gericht Berufung ein. Bei dieser Anklage ging es um angebliche Unterlassung der Zahlung von Unterhalt.
Eine Anklage, die sich bei genauerem Hinsehen ebenfalls um Verfolgung dreht: Nachdem Foudhil zum Christentum konvertiert war, hatte seine Frau im Jahr 2017 die Scheidung eingereicht und das alleinige Sorgerecht für ihre beiden Töchter erhalten. Foudhils Vater hatte das Geschäft seines Sohnes zerstört und ihn aus der Familie verstossen. Obwohl er arbeitslos war, war er dennoch verpflichtet, Unterhaltszahlungen zu leisten.
Doch als er die letzte Zahlung leisten wollte, sass er im Ausland fest, da die Grenzen wegen der Pandemie geschlossen waren und er nicht nach Hause zurückkehren konnte. Als er in Algerien ankam, ordnete er die Situation umgehend. Doch seine Frau erstattete Anzeige und der Richter war nicht bereit, Foudhils Erklärungen zu hören.
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Autor: Open Doors / Daniel Gerber
Quelle: Open Doors / Livenet