2'000 Jahre alte Dattelsamen
Palmen aus Bibelzeit lassen die Wüste blühen
Hier wird Geschichte gepflanzt: Mitten in der israelischen Arava-Wüste erweckt eine Bauerngemeinschaft Bäume wieder zum Leben, die Früchte aus der Zeit der Bibel tragen. Die Samen gehen auf ein uraltes Erbe zurück.
«Wir sprechen von der Wiederauferstehung von mehr als 2'000 Jahre alten Dattelsamen, die aus der judäischen Wüste und aus Masada stammen und Teil eines wissenschaftlichen Experiments sind», sagt Sarah Sallon, Direktorin und Gründerin des Forschungszentrums für Naturmedizin der Hadassah Medical Organization in Jerusalem.
Eine kleine, jung aussehende Palme namens Judith wurde kürzlich im Kibbutz Ketura gepflanzt. Und obwohl sie erst neun Jahre alt ist, trägt sie ein uraltes Erbe in sich. Judith wuchs die letzten neun Jahre in einem Gewächshaus und wurde vor kurzem im alten judäischen Dattelgarten des Kibbuz Ketura verpflanzt. Sie ist der fünfte Baum dieser Art, der dort gepflanzt wurde, nach Methusalem, Adam, Jona und Hannah.
Samen in Höhlen gefunden
«Wir pflanzen unsere zweite weibliche Dattelpalme, die aus einem uralten Samen gezüchtet wurde. Diese stammt aus Qumran – sie wurde in den Höhlen gefunden – und zu unserem Erstaunen hat sie auch gekeimt», sagt Elaine Solowey, die Botanikerin, die die Samen zum Wachsen gebracht hat.
Hannah war der erste weibliche Baum. Sie wurde im Jahr 2019 gepflanzt. Bestäubt von Methuselah, hatte Hannah letztes Jahr etwa 100 Datteln und dieses Jahr mehr als 600 Datteln erzeugt.
Sarah Sallon begann dieses Projekt vor mehr als 15 Jahren: «Ich wollte sehen, wie heilkräftig die Flora Israels ist und wofür sie verwendet wurde und so weiter. Und dann stellte ich fest, dass viele dieser Arten tatsächlich verschwunden waren.» Weil sie in der Bibel erwähnt werden, wusste sie um deren Existenz. «Die Bibel ist unser Leitfaden für alte Arten.»
Eine, die vor Jahrhunderten verschwunden ist, war die Judäische Dattel. Sie wird in der Bibel als eine der sieben Arten erwähnt, die im alten Land Israel vorkommen.
Nun ursprüngliche Dattelpalmen
«Nun sagen Sie: 'Na ja, aber wir sehen hier überall Datteln, Palmen und alle Kibbuzim bauen Pflanzen an.' Und ich sehe mir die Plantagen in Ketura an. Diese Dattelpalmen des heutigen Israels sind modern, sie wurden nach der Staatsgründung in den 1950er Jahren eingeführt. Aber das ist nicht die ursprüngliche Dattelpalme, die hier wuchs», sagte Sallon.
Vor Jahren fanden Archäologen in Masada ein Gefäss mit diesen alten Dattelsamen. «In der Antike haben die klassischen Schriftsteller die Datteln des alten Judäa ausführlich beschrieben. Und warum? Weil sie berühmt waren. Sie waren gross; sie waren süss. Sie waren sehr trocken. Dadurch konnten sie in das gesamte römische Reich exportiert werden, und sie hatten medizinische Eigenschaften.»
Komplexer Keimvorgang
Sallon beschaffte fünf dieser ursprünglichen Samen und gab sie Solowey. Nachdem sie eine Methode entwickelt hatte, um sie zum Keimen zu bringen, gelang es Solowey, auch Samen zum Keimen zu bringen, die an anderen Orten gefunden wurden, zum Beispiel in den Höhlen von Qumran in der Gegend, in der die Schriftrollen vom Toten Meer gefunden wurden.
«Ich glaube, das grösste Problem ist die Hydratisierung der Samen, denn wenn man sie zu schnell hydratisiert, sterben sie ab und man hat nur einen Versuch pro Samen», so Solowey. «Bis jetzt haben wir fünf männliche und zwei weibliche Samen, insgesamt sieben, und ich habe viele Samen ausprobiert, aber die meisten sind toter als Türnägel.»
Über 850'000 Dattelbäume
Vor fünfzehn Jahren war der erste Baum, den Solowey pflanzte, ein Männchen. Sie nannten ihn Methuselah, nach dem ältesten Menschen in der Bibel.
In Israel wachsen mehr als 850'000 Dattelbäume. Solowey pflanzte etwa dreitausend von ihnen im Kibbutz Ketura, wo jeder Baum etwa 350 Pfund Datteln pro Jahr produziert.
Solowey und Salone hoffen, die wiederbelebten Datteln aus Judäa zur Ernte hinzufügen zu können.
Grosses Unterfangen für Kibbuz
«Wir werden diese Datteln testen, um zu sehen, wie sie sich verhalten und ob sie sich von anderen kommerziellen Sorten moderner Datteln unterscheiden. Für den Kibbuz ist das also ein grosses Unterfangen», erläutert Sallon weiter.
Und Tareq Abu Hamed, Direktor des Arava-Instituts im Kibbuz Ketura, ergänzt: «Wenn man nicht auf die Geschichte zurückblickt, kann man die Zukunft nicht sehen. Und hier am Arava-Institut pflanzen wir tatsächlich Geschichte. Wir hoffen, dass diese Bäume, die vor 2'000 Jahren gepflanzt wurden, eines Tages die Hoffnung auf Frieden in unserer Region sein werden.»
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Autor: Julie Stahl / Chris Mitchell / Daniel Gerber
Quelle: CBN / Übersetzung: Livenet