Gewaltherrschaft in Eritrea

Verfolgung von Christen bis zum Patriarchen hinauf

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Christen in Eritrea (Bild: Daniel Rihs / 13 Photo)
Die Verfolgung von freikirchlichen Christinnen und Christen unter der eritreischen Afewerki-Diktatur weitet sich aus: Auf Orthodoxe, denen evangelikale Neigungen und verkapptes charismatisches Pfingstlertum vorgeworfen werden. Nicht einmal ihr rechtmässiger Patriarch Antonios bleibt davon verschont. Er wurde jetzt zum Ketzer erklärt und aus der Kirche verstossen.

Eine «Synode» von fünf mit dem Regime in Asmara kollaborierenden Bischöfen hat den schon seit zwölf Jahren abgesetzten Patriarchen Antonios als protestantischen Irrlehrer exkommuniziert. Damit soll er im Land, doch vor allem in der eritreischen Diaspora (auch in der Schweiz, wo er über starken Anhang verfügt) abgewertet werden.

Afewerkis Schreckensherrschaft

Seit Eritreas Unabhängigkeit von Äthiopien 1993 steht der in Peking geschulte Isayas Afewerki als Alleinherrscher an der Spitze. 2002 verbot er alle christlichen Gemeinschaften mit Ausnahme der Eritreischen Orthodoxen, lutheranischen und katholischen Kirche. Drei Dutzend evangelikale Freikirchen wurden illegal. Es begann vor allem die bis heute anhaltende Verfolgung von Pfingstchristen, welche die Machthaber abwertend als «Pentes» bezeichneten.

Religiöse Treffen sind seitdem verboten, und der Besitz von religiösem Schrifttum, inklusive der Bibel, fällt unter Strafe. Doch auch die private Praktizierung des Glaubens wurde und wird verfolgt. Zu den am schlimmsten verfolgten Freikirchen gehört die pfingstchristliche Gnaden-Gemeinschaft, auf eritreisch «Rhema».

Gesang der Nachtigall

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Helen Berhane

Eine ihrer profiliertesten Vertreterinnen, die Gospelsängerin Helen Berhane, wurde 2004 verhaftet und ins berüchtigte Militärlager Mai Serwa gebracht. Man warf sie in einen Metallcontainer. Nur für Folterverhöre, bei denen sie den Glauben an Jesus abschwören sollte, wurde sie aus diesem Verliess geholt.

Die immer stürmischere gesamtchristliche Anteilnahme an ihrem Schicksal führte zur Freilassung. Verlassen konnte sie den Kerker nur mehr im Rollstuhl. An ihn ist sie bisher, auch seit ihrer Flucht nach Dänemark, gefesselt. Ihr Erlebnisbuch «Song of the Nightingale» wurde zu einem erschütternden Dokument für grausame Verfolgung und starkmütige Jesus-Treue.

In der Heimat beeinflussten indessen die Evangelikalen vom Untergrund her auch die Menschen in den staatlich genehmigten Kirchen. Es erstand die Erneuerungsbewegung Tehidso mit geheimen Bibellesungen in der Volkssprache und Geist-bewegter Erfüllung der traditionellen Gottesdienste.

Antonios stellt sich hinter Tehidso-Bewegung

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Patriarch Abune Antonios
Es waren besonders die orthodoxen Sonntagsschulen in der Hauptstadt Asmara, wo pfingstkirchliche Charismatik Eingang fand. Als sich der schon dritte vom Regime eingesetzte Patriarch Antonios weigerte, den Wunsch Afewerkis nach dem Kirchenbann gegen 3'000 pfingstlich erweckte Orthodoxe zu erfüllen, wurde er 2006 gewaltsam aus dem Patriarchat entfernt und zu einem lang unbekannten Ort verschleppt. Dort raubten ihm dann zwei Priester als Handlanger der Machthaber betrügerisch die äusseren Zeichen seiner Patriarchenwürde. Einer von beiden, Evstathios, soll sich heute in Deutschland aufhalten. Anstelle von Antonios wurde ein anderer Patriarch bestellt. Als dieser 2015 starb, liess Afewerki die orthodoxe Kirche ohne Oberhaupt.

Regimetreuer Kirchenpolitiker auf Reisen

Die eritreische Geist- und Gospelbewegung lebte aber in der Diaspora fort und erlangte dort wachsende Bekanntheit. Ausserdem war es ihr Einfluss auf dort patriarchentreue orthodoxen Gemeinden, der im Herbst 2018 den wichtigsten religionspolitischen Exponenten des Afewerki-Regimes, Bischof Lukas, zu einer Auslandsreise veranlasste. Wichtigste Stationen waren die Schweiz und Norwegen.

Bischof Lukas warnte bei Gottesdiensten vor den «Pentes» und anderen Freikirchen. Diese schlichen sich sogar in die orthodoxe Kirche ein. Auch Ex-Patriarch Antonios habe sich diesen Einflüssen geöffnet. Er sei inzwischen selbst ein evangelikaler Ketzer. Dieser Vorwurf wurde in Zürich und Oslo erstmals erhoben.

Jesus lebt und wächst im Kerkerland Eritrea

In diesem Jahr überschlugen sich dann die Ereignisse: Im April gelang es Patriarch Antonios, aus seiner Gefangenschaft eine Videobotschaft nach aussen zu senden. Er gab schonungslosen Einblick in die Lage von Eritreas Christen unter grausamen Tyrannen und verräterischen Kollaborateuren. Darauf wurde er am 17. Juli von fünf regimetreuen Bischöfen als Ketzer verurteilt und von der orthodoxen Kirche ausgestossen. Als Begründung war angeführt, er habe die Orthodoxie zu einem «Protestantentempel» gemacht. In Wahrheit hat sich Anatonios als Märtyrer für echtes Christentum und eine freie Kirche unsterblich gemacht. In den eritreischen Foltergefängnissen und Arbeitslagern nehmen in allen Drangsalen die Bekehrungen zu Jesus zu.

Zum Thema:
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Datum: 31.07.2019
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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