Billy Grahams Tod in den Medien

Der «umstrittene» Prediger Amerikas

Der Tod des US-Evangelisten Billy Graham hat es in alle Medien geschafft und wird durchaus mit unterschiedlichen Schwerpunkten dargestellt. Eine kurze Umschau von Livenet - und was Billy Graham selbst von diesen Meldungen hält.

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Billy Graham
So klingt es im «Spiegel»: «Jetzt ist der umstrittene US-Pastor und Präsidentenberater Billy Graham gestorben. Graham galt lange als 'Amerikas Pastor', war wegen seiner konservativen Moralvorstellungen aber auch nicht unumstritten.» Dass Billy Graham nicht Pastor, sondern Evangelist war, das ist kosmetische Kleinigkeit. Aber ohne das magische Wort «umstritten» geht es offenbar nicht (wobei dieser Begriff eigentlich ein Kompliment ist). Der Grund: seine «konservativen Moralvorstellungen».

«Amerikas Seelsorger ist verstummt»

Sachlicher und gründlicher geht die «Neue Zürcher Zeitung» auf den Tod Billy Grahams ein. Unter dem Titel «Amerikas Seelsorger ist verstummt» schreibt Washington-Korrespondent Peter Winkler: «Billy Graham hob die evangelistische Massenpredigt auf eine neue Ebene. Er starb in seinem hundertsten Lebensjahr, nach politischen Fehltritten, die er später bereute. Aber von Skandalen blieb er verschont.»

Nach einem kurzen biographischen Abriss geht die NZZ als eine der wenigen Zeitungen auf das Kernthema Billy Grahams ein: «Sein Stil rief im traditionellen religiösen Establishment Kritiker auf den Plan. Theologisch wurde ihm zudem vorgeworfen, sich die Sache mit der Vergebung von Sünden etwas gar leicht zu machen. Doch darin lag die Anziehungskraft seiner Botschaft: Um das Seelenheil zu finden, brauchte man sich nur Gott zuzuwenden. Seine Mission war es, diesen Schritt so vielen Menschen wie möglich zu erleichtern.»

«Seelenfänger»

In ein ganz anderes Horn bläst erwartungsgemäss die «Süddeutsche»: «Seine Mission, von Chören, Sologesängen, Scheinwerfern und Lichteffekten untermalt, war es stets, gegen Liberalismus, Kommunismus und zerfallende Moralvorstellungen anzugehen.» Und auch so kann man Billy Graham verstehen: «Bekannt ist Billy Graham heute aber vor allem unter Serienfans (!). In der fiktiven Serie über das britische Königshaus 'The Crown' schwärmt die Queen für den US-Prediger, der dort von Schauspieler Paul Sparks gespielt wird.» Dann geht es im bekannten Ton weiter: «Zeit seines Lebens war Graham umstritten.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung nannte ihn einmal einen «Seelenfänger». Vor allem seine fundamentalistische Auslegung der Bibel wurde kritisiert, aber auch seine politischen Einschätzungen.

Agenturmeldung mit Abwandlungen

Die meisten deutschsprachigen Zeitungen verwenden offenbar eine Agenturmeldung, die sie jeweils leicht adaptieren. Darin kommt seine «Bekehrung zum Baptismus» (!) vor, 200 Millionen Menschen, die er erreichte, seine seelsorgerliche Tätigkeit für US-Präsidenten von Harry Truman bis Barack Obama, sein Antikommunismus und seine Unterstützung des Vietnamkrieges. Schliesslich auch sein langjähriger Kampf gegen Prostata-Krebs und Parkinson.

Positiv wird immer wieder erwähnt, dass er frei von Skandalen war, was man nicht von vielen Tele-Evangelisten sagen könne. Noch einmal die NZZ: «Im Gegensatz zu anderen Massenpredigern legte Graham grossen Wert auf finanzielle Transparenz und lebte nach der Maxime, ausser mit seiner Gattin nie mit einer Frau alleine zu sein. Das bewahrte ihn vor Skandalen, die anderen hochfliegenden Evangelisten die Flügel verbrannten.»

Positiv wird auch in vielen Pressmeldungen festgehalten, dass Graham durchaus kein «fanatischer Fundamentalist» gewesen sei. Zum Beispiel schreibt n-tv: «So weigerte er sich in den 50er Jahren, Weisse und Schwarze in seinem Publikum räumlich voneinander zu trennen, weshalb ihm ein Einfluss auf das Ende der Rassentrennung in den Südstaaten der USA zugeschrieben wird.»

Trump und Obama

Zum Tod Grahams twittern schliesslich sogar Trump und Obama ähnliche Töne. «Der GROSSE Billy Graham ist tot. Es gab keinen wie ihn! Christen und (Menschen aus) allen Relgionen werden ihn vermissen. Ein ganz besonderer Mensch», klingt es bei Trump. Und Barack Obama twittert: «Billy Graham war ein demütiger Diener, der für so viele betete – und der mit Weisheit und Gnade Generationen von Amerikanern Hoffnung und Führung gegeben hat.»

«Billy Graham tot? Glaubt kein Wort!»

Billy Graham selbst hatte die Nachricht von seinem Tod stets kategorisch abgelehnt. «Eines Tages werdet ihr hören, dass Billy Graham tot ist. Glaubt kein Wort davon. Ich werde mehr lebendig sein als heute. Ich habe nur eine neue Adresse. Ich werde in die Gegenwart Gottes umziehen.» 

Zum Thema:
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Datum: 22.02.2018
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet.ch / div. Medien

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